Artikelsuche

Rubrik: Autor:

OSTRALE
Künstlerischer Leiter Moritz Stange
Messering 20, Frigolanda Kühlhaus
01067 Dresden
Tel.: +49 (0) 351-653 37 63

E-Mail
Website der Ostrale
 

Absolventenporträts

Url senden | Seite drucken

Vom Masterabschluss zum Ausstellungsleiter
Tomas Petzold

Gerade erst den Master-Abschluss in Kunstgeschichte in der Tasche, und schon Mitarbeiter eines hochkarätigen Kunstfestivals: TUD-Absolvent Moritz Stange ist seit Anfang des Jahres zweiter Künstlerischer Leiter der Ostrale, der Internationalen Ausstellung zeitgenössischer Künste. Sie findet ab Juli zum siebenten Mal im Ostragehege Dresden statt – diesmal unter dem Thema „Wir überschreiten den Rubikon”.

© Robert Vanis; Moritz Stange ist zweiter Künstlerischer Leiter der Ostrale.
© Robert Vanis; Moritz Stange ist zweiter Künstlerischer Leiter der Ostrale.
Freilich hat Moritz Stange schon einen etwas längeren Bildungsweg und als Quereinsteiger in Sachen Kunstgeschichte bereits allerhand Erfahrung, auch mit eigener Verantwortung, sammeln können. Er weiß mit seinen 32 Jahren sehr genau, was er will – nämlich den offenen Diskurs über Kunst voranbringen. Er wirkt smart, sicher im Auftreten, dabei durchaus dezent, konzentriert, verbindlich.

Ursprünglich hatte er Buchhändler gelernt und bereits beim Aufbau einer Spezialbuchhandlung Grafik/Kunst verantwortlich mitgearbeitet. „Doch dann merkte ich, dass mich der Inhalt der Bücher eigentlich viel mehr interessierte als deren Verkauf“, gesteht Stange. So holte er am Freiberg-Kolleg sein Abitur nach und studierte anschließend an der Freien Universität Berlin Kunstgeschichte, Geschichte ... und katholische Theologie. Weil ihm nur zwei Fachrichtungen „als zu schmalspurig” erschienen wären, und weil in der Glaubenslehre nicht nur der Schlüssel zum Verständnis alter Kunst liegt, sondern seiner Ansicht nach auch der zum Verständnis bis heute wirkender kultureller Prägungen.

Für den Wechsel nach Dresden gab es in erster Linie persönliche, familiäre Gründe. Bereut hat Moritz Stange ihn auch deshalb nicht, weil er von der Verbindung zwischen der TU und den Staatlichen Kunstsammlungen profitieren konnte. Sei es beim Porzellanseminar mit Prof. Ulrich Pietsch in der Kunstbibliothek, bei dem man anschließend die Exponate gegenüber in der Sammlung gemeinsam besichtigte; sei es beim Seminar mit Prof. Ulrich Bischof im Albertinum. Der Kulturbetrieb in der – im Verhältnis zu Berlin – kleineren Stadt erwies sich für ihn nicht nur als leichter überschaubar, sondern auch als offener, voller Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen. Das gilt auch für die „verhältnismäßig kleine Philosophische Fakultät”, der er ein sehr gutes und vielfältiges Lehrangebot bescheinigt, und speziell für den Freundeskreis des Kupferstich-Kabinetts, wo er der Geschäftsführung assistierte und inzwischen Vorstandsmitglied ist. Auch als studentischer Mitarbeiter in der Bibliothek der Hochschule für Bildende Künste konnte er wertvolle Kontakte knüpfen.

Statt aber nun mit Hilfe eines Stipendiums seine Studien in Richtung Promotion fortzusetzen, nahm er ein verlockendes Angebot des Fördervereins der Ostrale an – neben Andrea Hilger Künstlerischer Leiter und Kurator der Ausstellung zu werden. Empfohlen hatte sich Stange durch seine Nebentätigkeit in der Dresdner Galerie M2A, wo er an der Auswahl der durchweg jungen Künstler beteiligt war und auch durch Eröffnungsreden auf sich aufmerksam machte. Als Student hatte  er sich dagegen thematisch in vergangenen Jahrhunderten bewegt, war an einem Projekt über Matthias Oesterreich (1726–1778) und dessen Dresden-Persiflagen beteiligt, hat bei Prof. Werner Busch über Adolph Menzel (1815–1905) gearbeitet und seine Masterarbeit über Sascha Schneider (1870–1927) geschrieben. Während er sich also hier erst allmählich an die Gegenwart heranarbeitete, lag der private Fokus auch in der Berliner Zeit schon auf Netzwerkarbeit und zeitgenössischer Kunst, auf dem Kontakt mit Galeristen und Sammlern.

© Ostrale; Ausschnitt aus ?Grau 3" von Stephan Ortmanns, eines der Ausstellungsstücke der Ostrale 2013
© Ostrale; Ausschnitt aus ?Grau 3" von Stephan Ortmanns, eines der Ausstellungsstücke der Ostrale 2013
„Professionalität und Glaubwürdigkeit sollen für die Ostrale künftig im Vordergrund stehen – von der Auswahl der Künstler bis zur Präsentation in der Öffentlichkeit, auf deren ideelle wie materielle Unterstützung wir angewiesen sind. Die Zeit des sympathischen Aufbruchs aus dem Underground ist endgültig vorbei; vorläufig steht das Kerngeschäft, nämlich die Ausstellung während der Sommermonate, im Mittelpunkt”, erklärt Moritz Stange.

Die Kooperation mit kommerziellen Galerien sieht er durchaus auch als „Drahtseilakt” und verspricht: „Wir wollen uns nicht dem Mainstream verschreiben, keineswegs auf junge, sperrige, nicht markttaugliche Kunst verzichten”. Trotzdem sollen auch mal richtig teure Arbeiten gezeigt, wirklich große Namen präsentiert werden. Auch hier sind gute Kontakte, Ideen und Weitblick gefragt, und so beschäftigt sich Stange Wochen vor der Eröffnung der aktuellen Ostrale auch bereits mit der Ausgabe 014, die den Blick gezielt auf die östlichen Nachbarländer richten soll.

„Wir haben jetzt das verflixte 7. Jahr”, sinniert Stange, „aber ich bin zuversichtlich, denn eigentlich ist die Sieben eine schöne, eine ausgeglichene Zahl nach Aristoteles – die Zusammensetzung aus der Drei, die für das Göttliche, und der Vier, die für das  Naturwissenschaftliche steht. Das ist eine Konstellation, die mir sehr entspricht …”

Neugierig, was im erwähnten „verflixten 7. Jahr” auf der Ostrale zu sehen ist?
Innerhalb der neuen Veranstaltungsreihe „Absol(E)vent – der besondere Wochenausklang” führt Moritz Stange exklusiv (und kostenfrei) TUD-Absolventen durch die Kunstausstellung.

Näheres dazu HIER.