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Sabine Friedel
Bürgerbüro „Die Genossenschaft“
Prießnitzstr. 22
01099 Dresden

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Absolventenporträts

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Vom Zufallstreffer zum Volltreffer
Dagmar Möbius

Zur Zeit der politischen Wende in der DDR 1989 war Sabine Friedel erst 15 Jahre jung und Freundschaftsratssprecherin in ihrer Schule. Den Beginn ihrer politischen Tätigkeit datiert sie jedoch auf wesentlich später. „Politisch habe ich mein Engagement damals noch nicht gesehen.“ Auch nicht, als sie ihre Lehrstelle als Krankenschwester verlor, nachdem sie im September 1989 in der Schule einen Aufruf des Neuen Forums verlas. „Das waren die Wirren der Wende“, sagt sie ohne Groll.

Für kurze Zeit schnupperte sie danach bei einer Gruppe der Vereinigten Linken herein und erinnert sich schmunzelnd an eine Veranstaltung mit Wolf Biermann: „Ich durfte ihm ein Glas Wasser auf die Bühne reichen, das war schon toll.“ Doch danach hatte sich ihr Engagement in der Linken-Gruppe auch „wieder verlaufen“.

Nach der 10. Klasse absolvierte sie ein Berufsgrundbildungsjahr Wirtschaft und Verwaltung, um danach doch auf das Gymnasium zu gehen und ihr Abitur nachzuholen. Eigentlich hätte sie gern Physik studiert. „Das hat mich schon immer interessiert, aber obwohl ich einen super Physik-Lehrer hatte, glaubte ich, nicht gut genug für ein Physikstudium zu sein“, sagt sie und ergänzt: „Bei der Immatrikulation an der TU Dresden rutschte mein Blick auf der Studienfächerliste nach unten zur Politikwissenschaft, das war Zufall.“ Warum sie in Dresden studieren wollte, liegt nahe: „Ich bin hier geboren, meine Schwester hat schon an der Dresdner Uni studiert, ich kannte das Gelände und ich konnte meinen Freundeskreis behalten.“

Sabine Friedel studierte schließlich Politikwissenschaft, Soziologie und Rechtswissenschaft. Der Zufallstreffer schlug recht schnell in echtes Interesse am Fach um. Rückblickend sagt sie: „Der Zufall war ein Volltreffer.“ Von 1993 bis 2001 studierte sie und engagierte sich im Fachschaftsrat. Ein ganzes Studienjahr verbrachte sie an der traditionsreichen New School for Social Research in New York. Ermöglicht hat ihr das ein Austauschprogramm der Philosophischen Fakultät der TU Dresden, das 1996 zum zweiten Mal stattfand und mit einem DAAD-Stipendium verbunden war. Weil nur drei Studenten pro Jahrgang nach New York fahren durften, studierte Sabine Friedel „im ersten halben Jahr richtig viel“. In der zweiten Jahreshälfte wählte sie aus, „was Spaß macht, Kommunalpolitik zum Beispiel“, absolvierte ein Praktikum bei UNICEF und teilte bei einer Hilfsorganisation Essen für Obdachlose aus.

Foto: © privat
Foto: © privat
Das Studium bewertet sie als nützlich, obwohl sie zugibt: „Nicht, dass die wirkliche Politik etwas mit der Politikwissenschaft zu tun hätte.“ Doch sie lernte das Denken, das Analysieren von Texten und Situationen, das Formulieren von Thesen und Optionen.
Lange Zeit war Sabine Friedel davon überzeugt, dass man als Politikwissenschaftler neutral sein müsse. „Doch irgendwann ging mir auf, dass das zwei verschiedene Dinge sind.“ Im Jahr 2000 trat sie in die SPD ein, nahm an Fraktionssitzungen teil und machte sich Schritt für Schritt mit Parteiarbeit vertraut: „Ich wollte verstehen, wie die SPD funktioniert.“

Die damals im Studium vermisste Vorbereitung auf lebenspraktische Kompetenzen wie Kenntnisse in Rhetorik und Gesprächsführung, Moderation und Präsentation erwarb sie außerhalb der Uni. Fähigkeiten, die ihr nicht nur als Persönliche Referentin des Oberbürgermeisters von 2001 bis 2003 im Dresdner Rathaus nützlich waren. 2003 kehrte Sabine Friedel als wissenschaftliche Mitarbeiterin an das Institut für Politikwissenschaft der TU Dresden zurück. Bis heute hat sie hier eine Teilzeitstelle, hält unter anderem Lehrveranstaltungen, Einführungskurse in Kommunal- und Landespolitik und Praxisseminare.

Trotz Teilzeitjob ist Sabine Friedel voll ausgelastet. Im Januar 2008 wurde sie zur Dresdner SPD-Chefin gewählt. Als Senkrechtstart sieht sie ihre Partei-Karriere nicht. Doch sie sagt: „In anderen Bundesländern hätte das sicher länger gedauert.“ Bei Sitzungen in diversen Gremien und Ausschüssen des Stadtrates und der Partei bleibt kaum ein freier Abend. Zeit für Privates ist rar. Gut, dass ihr Mann Andreas, ein ehemaliger Kommilitone, nicht nur sein Leben, sondern auch die Bürosprechzeiten in der „Genossenschaft“ in der Dresdner Neustadt mit ihr teilt. Mit ihm und einigen Freunden hat Sabine Friedel vor einem Jahr auch den Dresdner Boule-Verein gegründet, der sich inzwischen sogar eine Winter-Boule-Halle im Industriegelände eingerichtet hat. „Leider bin ich viel zu selten dort“, bedauert sie.
Dennoch ist glaubhaft, wenn Sabine Friedel sagt, dass Politik und Hobby fließend ineinander übergehen. Aus ihrer Vision für die Zukunft macht sie kein Geheimnis: „2015 möchte ich in Dresden Beigeordnete für Allgemeine Verwaltung sein.“ In ihrer Zeit im Rathaus habe sie verstanden, warum Verwaltungen so arbeiten wie sie arbeiten. „Es war eine spannende Zeit. Einerseits gibt es viele gute Mitarbeiter, aber andererseits sind viele Prozesse so kompliziert organisiert, dass die Bürger die Verwaltung als unfreundlich empfinden.“ Das möchte sie ändern. Dem Zufall will Sabine Friedel das nicht überlassen. Dass sie ihren nächsten Volltreffer im Dresdner Rathaus landet, ist keinesfalls unwahrscheinlich.