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Der „Fix und Fax“ den Ton gab
Susann Mayer

„Kennste den? Kam ein Frosch in ein Gourmetrestaurant ...“ – das fordernde Piepen eines Handys am anderen Ende der Telefonleitung unterbricht das Gespräch. „Ja ... nein ... übermorgen geht es nicht, da drehen wir schon in Erlangen ... sag mal M. Bescheid, der kann vielleicht.“ „Also, wo waren wir? Der Frosch – der fragte ...“ Wieder ein Piepen, nun auch Stimmen im Hintergrund des Tonstudios.

Foto: privat; Tontechniker Knut-Ivo Schulz
Foto: privat; Tontechniker Knut-Ivo Schulz
Ständig am Telefon, im Auto, unterwegs: Alltag im Leben von Knut-Ivo Schulz, 36-jähriger Inhaber einer Fernsehproduktionsfirma, der auch in der größten Anspannung seine(n) Witz(e) nicht verliert: „... fragte die Gäste, ob es schmeckt ...“

Bereits während des Studiums, Mitte der 1990er-Jahre, realisierte Schulz als Kameraassistent Themen im Auftrag einer Dresdner Filmproduktionsfirma. Die hier gesammelten Erfahrungen mit der Kamera verknüpfte er mit seinem Wissen als Tontechniker und gründete 1998 „Proton“ (professioneller Ton). „Bei Proton konnten wir den Ton mit der Kamera komplettieren und als eigene Firma Tonmischungen für Fernsehproduktionen anbieten“, erklärt Schulz. Kleinere Beiträge für den MDR wie „Bei uns entdeckt (1999) gehören genauso dazu wie große Halbe-Stunden-Filme für Arte: 1998 „Voyage, Voyage“ oder 1999 „Geo-TV, Die Reportage“. Aber auch für das Kino bearbeitete Proton die Ton- und Geräuschemischungen; 1999 die Verfilmung des Kinder-Comic-Klassikers der DDR „Fix und Fax“ oder seit 2000 jährlich den Trailer für die DREWAG-Werbung.

Im Fernsehgeschäft gilt es, fix zu sein; spannend und neu sollen die Beiträge sein. Da sich jede Menge kleine Produktionsfirmen auf dem Markt drängeln, sind Themen schnell „verschlissen“ und wer nicht flexibel reagiert, ist unversehens draußen. Flexibilität, weil neugierig auf Unbekanntes, gepaart mit dem in die Wiege gelegten technischen Verständnis, ist die große Stärke von Knut-Ivo Schulz. Mit seinem Vater, jahrzehntelang Toningenieur in Berlin, „bastelte ich als Kind viel herum“, erinnert er sich. „Während der Lehre als Elektronikfacharbeiter richteten wir beispielsweise Ü-Wagen mit Tontechnik aus. Elektrotechnik mit dem Ziel der Vertiefungsrichtung Tonstudiotechnik begann ich 1989 an der jetzigen TU Dresden zu studieren; leider gab es nach der Hochschulreform diese Richtung nicht mehr, so dass ich mich auf Mikrowellentechnik spezialisierte. Praktische Erfahrungen im Bereich Tonmischung/Tontechnik sammelte ich beim RIAS Berlin.“

Studium hieß mitunter weniger Elektrotechnik als vielmehr neue Leute und neue Hobbies wie im Fotoclub der Hochschule für Verkehrswesen. Praktika BX 20, Pentacon Six, Porträtfototag und Bild des Monats – vielerlei Möglichkeiten des technischen und zwischenmenschlichen Austausches begannen sein technisch-künstlerisches Interesse auf dem Mediensektor zu entwickeln, das ihm Jahre später als Kameraassistent zugute kommt.

„In den ersten Jahre haben wir – mein jetziger Geschäftspartner, Stefan Urlass und ich – uns als Kamerateam auf dem Fernsehfeld fit gemacht. Nun produzieren wir auch eigene Beiträge, sind mit Sendeanstalten wie MDR, SAT.1 und ZDF im Geschäft“, freut sich Schulz. Die jahrelange zuverlässige Auftragsarbeit als Dreh- und Tonteam machte dies möglich. „So waren wir im Sommer für SAT.1 ‚Mit DJ Bobo in der Mongolei‘ unterwegs und Modern Talking begleiteten wir mehrfach.“ In erster Linie aber stehen regionale Themen im Vordergrund, so „Menschen nach der Flut“.

Proton hat sich etabliert, seit einigen Monaten nun baut er die Primera GmbH auf. Zielgerichtet, gründlich, mit Witz und Verstand. „Bei Proton ist die Schwierigkeit das Imageproblem einer GbR. Da sie wegen des fehlenden Stammkapitals keine Sicherheit für den Auftraggeber hat, kommt man über eine gewisse Auftragslage nicht hinaus. Primera hingegen ist eine Fernsehproduktionsgesellschaft mbH. Wir werden einerseits Dienstleistungen der Elektronischen Berichterstattung wie Kamera- und Teamvermietung anbieten. Andererseits bauen wir gerade ein Redaktionsbüro auf, und haben vor, mehr als bisher Features und längere Beiträge zu produzieren.“

Müßig zu sagen, dass die GmbH nicht das einzige Betätigungsfeld von Knut-Ivo Schulz ist. Er plant gern und setzt seine Träume auch oft um. Sein „Wochenendsitz“ im Herzen Mecklenburgs, der als brüchiger Rohbau begann, weist bereits eine geschmackvolle Außenhaut auf; dort steht auch sein Motorroller „Berlin“, an dem er wieder einmal herumbastelt – mit dem Vater, versteht sich, der auch gleich ganz nach Mecklenburg gezogen ist.