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Marion Bogda
titanblau – Galerie für Schmuck
Körnerplatz 10
01326 Dresden
Tel.: 0351 2655310

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Ex- Bauleiterin mit titanblauem Künstlerherz
Dagmar Möbius

Marion Bogda studierte Technische Gebäudeausrüstung, spezialisierte sich auf Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärtechnik. Nach vielen Jahren als Projektantin und Bauleiterin machte sie sich selbstständig – als Schmuckgaleristin.

© Dörte Gerlach: Marion Bogda
© Dörte Gerlach: Marion Bogda
„Eine schlechte Idee kann durch Gold nicht gerettet werden, aber eine gute Idee wird durch Gold nicht behindert.“ Ob das auch auf Wasserhähne zutrifft, habe ich Marion Bogda nicht gefragt. Vermutlich würde sie lächeln und augenzwinkernd erwidern, dass goldene Wasserhähne durchaus zu zeitgenössischer Schmuckkunst zählen könnten. Dem eingangs zitierten Spruch des Designers Kay Eppi Nölke stimmt die diplomierte Ingenieurin für Technische Gebäudeausrüstung jedenfalls hundertprozentig zu. Sie muss es wissen, denn Marion Bogda kennt sich sowohl auf dem Bau als auch in der Kunst aus.

Zunächst absolvierte die gebürtige Dresdnerin eine Lehre als Maschinen- und Anlagenmonteur mit Abitur. Das Studium der Technischen Gebäudeausrüstung, Grundrichtung Maschinenbau, von 1976 bis 1980 an der TU Dresden war folgerichtig. „Die Anforderungen waren nicht zu hoch“, resümiert sie und gibt zu: „doch mein Herz schlug nicht dafür.“ Mit einem 1,1er-Abitur hätte sie lieber Jura studiert. „Trotzdem war es etwas Besonderes an die TDU zu gehen, während es viele Mitschüler zum Maschinenbaustudium an die Fachhochschulen in die Ferne zog.“

Die Jahre nach Abschluss des Studiums widmete Marion Bogda sich der Erziehung ihrer Kinder. Zu Hause. „Das lag zu DDR-Zeiten nicht im Trend, aber es war mir wichtig“, sagt sie. Bis zur Wende, die einen regelrechten Bauboom auslöste. „Ich musste mich komplett neu orientieren, Normen lernen und mir CAD-Kenntnisse aneignen, aber ich fand schnell eine Stelle als Projektantin im einem Dresdner Ingenieurbüro“. Für den Kölner Bürochef war das ein Glücksfall. Er wollte „jemanden mit Intellekt, aber ohne alten Normen im Kopf“ einstellen. Der Berufseinstieg war trotzdem schwer: „Ich musste alles neu lernen, da ich mich an fast nichts an der Uni Gehörtes erinnern konnte.“ Das stimmt nicht ganz, denn das Wissen über Werkstoffe, das Verständnis für Verarbeitungsverfahren, mathematische Fähigkeiten für Wirtschaftlichkeit oder Kalkulationen waren doch noch abrufbar. „Die Praxis mussten wir uns sowieso immer selbst erarbeiten.“ Drei Jahre fuchste sich die heute 53-Jährige in die Heizungstechnik ein. Die Werksstraße im Kraftwerk Bad Salzungen plante sie unter anderem. „Ich hoffe, dass sie heute noch funktioniert“, sagt sie und lacht: „Was habe ich mich mit LKW-Radien geplagt!“

Als ein Freund eine Bürogemeinschaft junger Leute aus verschiedenen Bauberufen eröffnete, stieg Marion Bogda mit ein. Drei Jahre lang leitete sie dort die Niederlassung. Nach der Büroauflösung war sie sieben Jahre als Projektantin und Bauleiterin für ein Ingenieurbüro tätig, zuletzt übrigens im TU-Rektorat auf der Mommsenstraße. Diese Arbeit machte ihr viel Freude. „Der Umgang mit verschiedensten Menschen vom Bauarbeiter bis zum Bauherrn vor allem“, begründet sie. Die jahrelange Zusammenarbeit mit Architekten schulten ihren Blick für Design, Ausstattung, Farbe und Formen.

Als es auf dem Bau immer weniger zu tun gab und ihre Kinder erwachsen waren, wagte Marion Bogda etwas ganz Neues. „Lebenszeit abzuwarten“ kam für die dynamische Ingenieurin nicht in Frage. Im Dezember 2005 eröffnete sie eine Schmuck-Galerie auf dem Dresdner Körnerplatz. Ein Sprung ins eiskalte Wasser? Der Metierwechsel mutet nur Außenstehenden etwas exotisch an. Denn Kunst faszinierte die Ehefrau eines Schmuckdesigners schon viel länger. Sie begleitete ihren Mann viel auf Messen, eignete sich Wissen an und knüpfte Kontakte. Viele Designer ermunterten die Seiteneinsteigerin. Gerade ihre freie und unbelastete Sicht sei vorteilhaft. Mit rund 40 Schmuckdesignern arbeitet Marion Bogda heute zusammen. „Schmuck muss für mich eine individuelle Aussage haben“, beschreibt sie ihren Anspruch. Das hieße nicht zwangsläufig Luxus. Im Gegenteil. „Schmuck soll tragbar und bezahlbar sein, auch und besonders für junge Leute.“

Weil es zu jedem Schmuckstück spannende Geschichten zu erzählen gibt, lädt die titanblau-Galeristin regelmäßig zu Vernissagen ein. Dann erzählt sie, wie Gras- und Pflasterringe entstehen, wer Etiketten-Armbänder erfunden hat oder wie man variable (Ohr-)Ringe trägt. Oder auch wie ihre Galerie zu ihrem Namen kam. Von Ehemann Gottfried Bogda, der als Schmuckdesigner vor allem mit Titanschmuck bekannt wurde, wusste sie: „Wird Titan erhitzt, färbt es sich blau.“ Ein Wortspiel zum benachbarten Blauen Wunder führte schließlich zu titanblau.

Inzwischen ist die Schmuck-Galerie am Fuße der Schillerstraße als Adresse für Besonderes, speziell für außergewöhnliche Trauringe, weit über Dresdens Grenzen bekannt. Eine gute Idee hat bei Marion Bogda auf jeden Fall mit Gold zu tun. Im übertragenen Sinn. Vielleicht aber auch mit Eisen, Titan, Stahl, Plastik oder Stoff. Wasserhähne im Mini-Format? Möglich. Eine Rückkehr auf die Baustelle? Eher unwahrscheinlich.