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Weiterbildung

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Herzklopfen aushalten
Rosa Hauch

Wenn die „Hardfacts" stimmen wie Leistung, Qualifikation, Wissen – kommt es auf die weichen –die sog. „soften" Faktoren an. Der Effekt, im richtigen Moment in der richtigen Tür zu stehen, ist wohl nicht zu beeinflussen. Was geht, ist den Moment zu erkennen und bewusst zu nutzen. Sozial kompetent reagieren zu können, ist erlernbar und möglich zu trainieren.

© privat; Psychologin Attiya Khan
© privat; Psychologin Attiya Khan
Diplompsychologin Attiya Khan sagt: „Selbstsicherheit ist nicht angeboren. Sympathisch sicheres Auftreten, fragen können, small talk machen das Leben leichter, für sich und andere."

  • „Und, hast du das Kleid mal probiert? Passt es?" „Ich hatte gar keine Zeit dafür."
  • „Warum hören die anderen dem Schmidt immer zu und mir nicht?"
  • „Wie schafft die das nur, dass die Politesse die Knöllchen doch zurück nimmt?"
  • „Warum lerne ich auf Partys niemanden kennen?"
Der ganz alltägliche Wahnsinn. Es gibt Menschen, denen scheint alles förmlich zu zufallen und andere fühlen sich wie der Verlierer der Nation. Einen schlechten Tag erwischt jeder einmal. Wenn sich solche negativen Erlebnisse jedoch wie Perlen auf eine nicht enden wollende Kette zu fädeln scheinen, wird der Leidensdruck immer stärker. Jetzt wird es höchste Zeit, das Selbstbewusstsein zum Leben zu erwecken. Es ist an der Zeit, eine Mutprobe fürs Leben, für sich selbst zu bestehen.

„Im Kurs erleben die Menschen, dass sie mit ihrem Problem nicht allein dastehen. Anderen geht es genau so. Es ist faszinierend, wie schnell die Entwicklung dann geht." Attiya Khan hat Kurse zum Training sozialer Kompetenz schon fünf Jahre in Berlin geleitet, in Dresden startet sie zum ersten Mal. „Zielgruppe sind all diejenigen Menschen, die sich schüchtern fühlen und Schwierigkeiten haben, ihre Rechte durchzusetzen. Ich gestalte das Gruppentraining mit vielen Rollenspielen, um das neue Verhalten zu üben. Theoretischer Leitfaden ist das Konzept von Rüdiger Hinsch und Ulrich Pfingsten. Dieses Gruppentraining sozialer Kompetenz wurde in den 1970er-Jahren entwickelt und seitdem kontinuierlich evaluiert und überarbeitet."

Der Kurs beginnt mit einer theoretischen Einführung in das Thema „Soziale Kompetenz". An drei Beispielen aus dem wirklichen Leben wird dann geübt, das eigene Recht durchzusetzen, selbstsicher in Beziehungen zu sein und um Sympathie zu werben. Gestützt werden die acht Sitzungen durch eine persönliche Verhaltensanalyse, Entspannungsübungen und Hausaufgaben. „Die Teilnehmer sind oft sehr überrascht, wenn sie merken, dass sie auf andere zugehen können und ihre Aufregung, das Herzklopfen aushalten können. Die meisten Menschen beurteilen sich sehr viel kritischer als andere sie wahrnehmen. Im Rollenspiel können sie sich ausprobieren und eine ehrliche Rückmeldung über ihre Wirkung erhalten."

„Eigenlob stinkt" ist eines von vielen Beispielen aus der kleinbürgerlichen Erziehungsschublade „So etwas tut man nicht", so wie auch das kleine, belanglose Gespräch, der Small Talk zu unrecht verpönt ist. „Hatten Sie eine gute Reise? Haben Sie es gleich gefunden?" Das Gegenüber kann dann lächelnd bejahen oder darf auch erst mal schimpfen. Alles ist erlaubt und salonfähig. Sich auf andere einzulassen, ohne sich untreu zu werden, ist erlernbar. „Deshalb muss der Mensch nicht den ganzen Abend Belanglosigkeiten austauschen. Ich liebe auch wirklich gute Gespräche, aber die Eröffnung darf ruhig nett und unverbindlich sein."