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Dieter Hoefer

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Die künstlerische Öffentlichkeitsarbeit eines Ökonomen
Susann Mayer

© S. Mayer: Pressesprecher Dietmar Hoefer
© S. Mayer: Pressesprecher Dietmar Hoefer
Künstler haben es schwer in Zeiten der wirtschaftlichen Stagnation. Schlecht verkaufen sich ihre Werke und noch scheuen sich viele Büros und öffentliche Einrichtungen, ihre Räume der Präsentation von Kunstwerken zur Verfügung zustellen.

Die Villa Eschebach in der Dresdner Neustadt bildet da eine löbliche Ausnahme. Seit 1997 zeigt die dort ansässige Dresdner Volksbank Raiffeisenbank vier Mal jährlich regionale Kunst und Künstler. Nicht zuletzt ist dies Dieter Hoefer zu verdanken, Absolvent der TU Dresden. Er trägt als Pressesprecher der Bank gleichzeitig die Verantwortung für die dort stattfindenden Veranstaltungen und Expositionen. „Einmal engagieren wir uns aus historischer Sicht, denn in der Villa wurden bereits zu Beginn des Jahrhunderts Ausstellungen durchgeführt. Zum anderen, weil wir als regionale Bank (in Dresden 1910 gegründet) auch etwas für die regionale Kunst tun wollen," erklärt Hoefer.


Der 50-jährige Ökonom arbeitet seit 1990 bei der Volksbank. Er führte die ersten Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker ein, baute die Organisationsabteilung der Bank auf und richtete mehrere neue Bankfilialen ein.

Ein trockenes Geschäft?
„Keinesfalls", meint Hoefer "Es war sofort erkennbar, hier kann ich etwas Neues mit aufbauen und gestalten. Und die ersten Jahre waren ja auch Jahre, die von ’Pioniergeist’ geprägt waren. Es gab soviel neue Dinge, die vorher keiner gemacht hat und die mit viel Engagement angegangen wurden." Hier zeigte es sich, wie wichtig seine Kenntnisse aus dem Studium mit einem Male waren. „Es war gut, dass ich es gelernt habe z.B. eine Bilanz zu lesen etc. Das ’Allerweltsstudium Wirtschaftswissenschaften (damals Ökonomie)’ konnte endlich seine Praxistauglichkeit beweisen." 

Weshalb Ökonomie?
„Da lag wahrscheinlich einiges in der Familie. Mein Vater hatte Ökonomie studiert und in den 1960er-Jahren (an der KMU Leipzig) promoviert. Zum anderen war man in der DDR mit diesem Studium sehr flexibel, nicht nur auf eine Branche fixiert (wie bei Maschinenbau, EDV oder Mathe/Physik)." So ging Hoefer Mitte der 1980er-Jahre an die TU Dresden, um sich im Fernstudium die Sozialistische Betriebswirtschaft der Elektrotechnik/Elektronik anzueignen.

Weshalb TU Dresden?
„Für mich kam nur Fernstudium in Frage. Ich hatte eine gute Arbeit als EDV-Dispatcher und bereits Familie. Beides wollte ich nicht aufgeben, was ja bei einem Direktstudium (zumindest bei der Arbeit) der Fall gewesen wäre. Als Alternative stand aber auch KMU-Leipzig und Humboldt-Uni Berlin. Die waren mir einfach zu ’rot’ in diesen Jahren. Um von Dresden nicht weg zu müssen, habe ich mich für die TUD entschieden." 

© Archiv des Künstlerischen Beirates der TUD
© Archiv des Künstlerischen Beirates der TUD
Hier ist er seit 1997 für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bank verantwortlich. Interne Veranstaltungen für Mitarbeiter, jährliche Treffen aller Bankteilhaber (ein Viertel aller Kunden) oder eine Vielzahl von Ausstellungen sind dabei zu organisieren. „Für uns ist es nicht Trend der Zeit, sondern vor allem persönliches Bedürfnis, etwas zu tun. Da der Vorstand des Hauses sich für Kunst und Kultur interessiert, war dieser Schritt auch aus dieser Sicht logisch." Letzte zeitgenössische Ausstellungen waren beispielsweise Jürgen Haufe (2003), Max Uhlig (2002), Angela Hampel, Konstanze Eißner und Klaus Dennhardt (jeweils 2001).

Wieso das Kunstinteresse?
„Mein Großvater war Gewandschneider im Alberttheater, das bis 1945 genau an dieser Stelle stand. Früh eröffnete er mir die Theaterwelt. Kunst und Literatur waren immer Themen für mich. Nach der Wende versuchte ich durch Galeriebesuche auf Reisen das nachzuholen, was uns in der DDR an internationaler zeitgenössischer Kunst verschlossen blieb. Mein Vater war Ökonom und meine Mutter konnte gut mit Geld umgehen. So ist meine Tätigkeit wahrscheinlich eine gelungene Mischung," meint er schmunzelnd.

Verbindung zu TU Dresden?
„Zum einen haben wir natürlich auch viele Studenten als Kunden in unserer Bank. Zum anderen gibt es kleine gemeinsame Projekte wie unsere Beteiligung am jährlichen „Aktionstag Börse" oder die Zusammenarbeit mit der studentischen Unternehmensberatung Paul und den Mitarbeitern der Forstakademie in Tharandt."

TUD-Kontakte knüpft und aktiviert Hoefer aber auch immer wieder, wenn er Vereine verschiedensten Charakters mit gründet oder durch sein Engagement prägt. „Ich habe mit anderen Mitstreitern 1996/97 einen „Freundeskreis Erich Kästner" gebildet, auf dessen Mitinitiative dann 2000 das Erich Kästner Museum Dresden gegründet wurde." Vorstandsmitglied ist u.a. der Germanistikprofessor Prof. Walter Schmitz. Im Dresdner Geschichtsverein, dem die TUD in der Person von Prof. Winfried Müller vorsitzt, „mischt" er ebenfalls mit. Die Herausgabe der Dresdner Hefte oder Veranstaltungsorganisation – Hoefer ist aktiv dabei. „Mein Credo ist – man kann nicht so planlos dahinleben. Wenn ich schon irgendwo mitmache, dann richtig. Nur Berieseln lassen möchte ich mich nicht." Auch im „Freundeskreis Städtische Galerie" ist er Gründungsmitglied – die Galerie soll im Stadtmuseum entstehen (2004). Der Vorsitzende des Vereins ist TUD-Kunstwissenschaftler Prof. Henrik Karge.
Als Vorsitzender des Dresdner Presseclubs, dem 250 Journalisten und Pressesprecher von Firmen und Vereinen angehören, pflegt er seine fachlichen Verbindungen – so auch der TUD-Kommunikationsexperte Prof. Donsbach, mit dem es gute Kontakte gibt. „Er ist einer der aktivsten Mitglieder, das mag ich."

TUD und Kunst?
Im Herbst nun wird eine Exposition von Aquarellen des Dresdner Künstlers Erwin Oehme zu sehen sein. Er prägte als Professor für Landschaftszeichnen 1887 bis 1907 künftige Architekten des damaligen Königlichen Polytechnikums der TH Dresden. Das 175jährige Jubiläum der Universität war für Prof. Schieferdecker (Künstlerischer Beirat der TUD) Anlass, einen geeigneten Ort für die 47 Aquarelle Oehmes zu suchen, was sich als recht schwierig gestaltete. Leonhardi-Museum – Fehlanzeige; Kupferstichkabinett – konnte keine konkrete Zusage machen. Zufällig begegneten sich Schieferdecker und Hoefer bei einer Benefiz-Verkaufsausstellung von Arbeiten bildender Künstler zugunsten hochwassergeschädigter Künstler in der Villa Eschebach. „Er sprach von der geplanten Ausstellung, und wir haben darauf hin sofort alles perfekt gemacht," erläutert Hoefer den Hintergrund. Kurz, präzise und ohne viel Zögern – dies schätzt Prof. Schieferdecker an Hoefer. Die Bank übernahm alle Kosten, den Katalog erstellte die TUD. Die Ausstellung ist noch bis 12. Dezember zu sehen.