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TUUWI
Geschäftsführung: Antonia Mertsching
StuRa-Baracke, Zi. 13
TUUWI-Treff: Dienstags, 18.30 Uhr,
Tel.: 463-336542

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info@tuuwi.de

Institutionen und Vereine

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Junges Gemüse provoziert liberales Protestgrillen
Jens Bemme

Die TU Umweltinitiative, kurz: TUUWI, hat schon schlechtere Zeiten erlebt. Denn derzeit brummt der Laden.

Zu den TUUWI-Treffen und den AGs kommen regelmäßig 25 Leute. Vor wenigen Jahren waren es auch mal deutlich weniger, zeitweise nur drei. „Wir sind ein Haufen Leute, die Ideen verwirklichen wollen", meint Antonia Mertsching, die derzeitige TUUWI-Geschäftsführerin. Sie studiert Soziologie, Politik- und Rechtswissenschaften.

© H. Goehler; Fleisch oder Gemüse: Einen ökologischen und gerechten Wandel in der Campusgastronomie forciert die AG Mensa Universale der TUUWI.
© H. Goehler; Fleisch oder Gemüse: Einen ökologischen und gerechten Wandel in der Campusgastronomie forciert die AG Mensa Universale der TUUWI.
Ist die TUUWI in der Mitte der Universität angekommen?
Nicht erst seit Atomausstieg 1 und Atomausstieg 2 oder südwestdeutschen Ministerpräsidenten wird der Umweltbewegung eben dies bescheinigt: Mainstream! Angekommen in der Mitte der Gesellschaft. Umweltbewusstsein allerorten!? Auf dem Campus? Antonia Mertsching: „Klingt vielleicht platt: Das große Ziel der TUUWI ist, das Thema Umwelt in die Köpfe der Studis zu bekommen. Wenn wir richtig Werbung machen, schaffen wir es, dass 100 Leute in unseren Ringvorlesungen sitzen."

Seit 22 Jahren treffen sich umweltbewegte Studentinnen und Studenten in der Baracke des Studentenrats der TU Dresden (TUD), um Ringvorlesungen und Umweltwochen zu organisieren. Die Zeiten ändern sich? Die noch wesentlich ältere StuRa-Baracke wird seit ein paar Jahren „Haus der Jugend" genannt. Und mittendrin entdeckt die TUUWI immer wieder neue Themen.

Zum Beispiel Unisolar:
Aktuell, im März 2011, steht Unisolar 2.0 kurz davor, ein Dach der TUD mit einer Photovoltaikanlage bestücken zu dürfen. Möglicherweise – vielleicht auch später, denn 2010 scheiterte der erste Versuch beinahe, sodass das damalige Unisolar-Team mit der Studentenstiftung Dresden entschied, eine erste Unisolar-PV-Anlage auf der Laborschule Gorbitz zu installieren. Auch dort scheint die Sonne, doch diesmal soll es endlich ein Dach der TUD treffen, finanziert mit Darlehen – für einen nachhaltigeren Campus.

Was bewirkt die TUUWI?
Antonia Mertsching: „Wir reflektieren die Wirkung unserer Projekte nicht im Detail. Eher jeder für sich. Wir sprechen mit vielen Studis, einige regen wir zum Nachdenken und Aktivwerden an. Und manche Sachen haben auch keine unmittelbare Wirkung." Doch manchmal stieße ein TUUWI-Projekt noch Kontroversen an. Frei formuliert nach einer ‚radikalliberalen’ Vordenkerin: Die Freiheit an einem „Veggietag" ist immer auch die Freiheit, beim Protestgrillen Tiere zu essen.

Atomenergie? Stuttgart 21? Fleisch oder Gemüse! Es gibt sie doch noch, die gesellschaftlichen Großkonflikte! Einen ökologischen und gerechten Wandel in der Campusgastronomie forciert die AG Mensa Universale der TUUWI. Der Veggietag – ein Tag pro Monat ohne Fleisch in der Neuen Mensa – wurde kürzlich trotzdem wieder aufgegeben. Nicht, weil die liberale Hochschulgruppe auf den ersten Veggietag mit dem erwähnten Protestgrillen und einer Pressemitteilung reagierte. Die Resonanz der Gäste auf den vegetarischen Tag sei nicht zufriedenstellend gewesen, zitiert Antonia Mertsching die Mensaleitung und wundert sich sehr, warum ein großer Salat regelmäßig teurer sei als ein Schnitzel und warum so viele ohne ihr tägliches Stück Fleisch nicht leben wollen. Statt Veggitag geht’s mit kleineren Schritten weiter: Sojamilch und Ökoriegel soll es demnächst in der Mensa geben. Und die mit dem Lehrstuhl für betriebliche Umweltökonomie für Mensagerichte berechneten CO2-Fußabdrücke (Carbon Footprint) sollen noch öfter veröffentlicht werden.

Welche Erfolge kann die TUUWI feiern?

„Das Klimafestival im Mai 2010 war ein Erfolg. Die öko-sozialen Hochschultage waren gut besucht, das Essen dort lecker und die Leute fanden es cool. Und unser neuer Umweltleitfaden ULF ist mit der 6000er Auflage ein Riesending", so Antonia Mertsching. Den ULF gibt’s im TUUWI-Büro auf Paletten und online.

© TUD; Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für betriebliche Umweltökonomie wurden 2010 erstmals die CO2-Emissionen berechnet, die durch das Mensaessen entstehen. Diese CO2-Fußabdrücke der Gerichte sollen künftig häufiger veröffentlicht werden.
© TUD; Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für betriebliche Umweltökonomie wurden 2010 erstmals die CO2-Emissionen berechnet, die durch das Mensaessen entstehen. Diese CO2-Fußabdrücke der Gerichte sollen künftig häufiger veröffentlicht werden.
Zukunftspläne?
„Wir wollen endlich das neue TUUWI-Holzschild ölen und draußen am Bürofenster fest anbringen, 2012 das Umundu-Campusfestival wiederholen und die öko-sozialen Hochschultage zum dritten Mal organisieren, mit der AG Garten den Campus grüner machen und unsere erste Solaranlage auf ein Unidach bringen", so Antonia Mertsching. Und: „Kontinuität in all den alten und neuen Projekten!" Vielleicht entwickele sich die TUD mit ihrem Umweltmanagementsystem bald aktiver in Richtung „nachhaltiger Campus". Auch das könne in Zukunft ein Thema für die TUUWI werden. An der benachbarten HTW Dresden wird daran offiziell schon gearbeitet.

Gibt es Verbindungen zwischen TUUWI und ehemaligen TUUWI-Mitgliedern?

Antonia Mertsching: „Wenn, dann mit Einzelnen zum Beispiel beim zurückliegenden 20jährigen Jubiläum der TUUWI. Wir werden eine Mailingliste als elektronischen Newsletter einrichten, um Kontakt zu halten." TUUWI-Alumni bitte melden! Bleibt die Frage, ob und wie Ehemalige für und mit der TUUWI aktiv werden wollen?

Wie lange das „Haus der Jugend" noch als Dach für Studentenrat, TUUWI und andere Initiativen dienen wird, ist nicht ausgemacht. Das langjährige Provisorium könnte eines Tages anderen Neubauten weichen. Für einen Ersatz gibt es mit der „Initiative für ein Studierendenhaus an der TUD" noch keine konkreten Pläne, aber erste Ideen und Entwürfe. Wer, wenn nicht die Mitglieder und Ehemaligen der TUUWI, könnten mit Ideen, ihrem Netzwerk und Enthusiasmus ambitionierte bauökologische und energetische Ansprüche an ein modernes Studierendenhaus formulieren?!

Die TU Umweltinitiative hat schon ruhigere Zeiten erlebt. Derzeit brummt der Laden. Mitten auf dem Campus der TUD.