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Campus und Forschung

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Internationale Alumniwoche zu Bioaktiven Prinzipien von Heilpflanzen und Ernährung
Susann Mayer

Schon vor 50.000 Jahren aßen Neandertaler Heilpflanzen, selbst wenn sie bitter schmeckten.

© H. Goehler; Die Heidelbeere enthält Vitamine (C, B6, Karotin), Mineralstoffe (Magnesium, Eisen, Kalium, Natrium) sowie bioaktive Substanzen und Gerbstoffe.
© H. Goehler; Die Heidelbeere enthält Vitamine (C, B6, Karotin), Mineralstoffe (Magnesium, Eisen, Kalium, Natrium) sowie bioaktive Substanzen und Gerbstoffe.
Der im 1. Jahrhundert lebende griechische Arzt Dioscurides beschrieb in seinem Hauptwerk „Perí hýles iatriks" ("Über Heilkunst") unter 1000 Arzneimitteln 813 pflanzliche, während die Benediktinerin Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert mit dem „Buch über das innere Wesen (Beschaffenheit und Heilkraft) der verschiedenen Kreaturen und Pflanzen" ein Standardwerk der Naturheilkunde verfasste. Das Wissen um die Heilkraft der Natur wurde über Jahrtausende bis in die Gegenwart weitergegeben und beschäftigt Forscher heute in besonderem Maße – an der TU Dresden (TUD) zum Beispiel im Rahmen einer Absolventenwoche.

Hildegard von Bingen wusste zu ihrer Zeit bereits, dass die Heidelbeere zahlreiche Heilwirkungen besitzt. Sie hilft bei Magen-Darm-Erkrankungen und Hautproblemen, und kann gezielt gegen Sehschwäche oder Nachtblindheit eingesetzt werden. Heute kann ihre Erfahrung wissenschaftlich belegt werden: Es ist nachgewiesen, dass die Heidelbeere Anthozyan enthält, das zu den Flavonoiden zählt und auch als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen ist.

Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, und solche untersuchen die Forscher um Prof. Günter Vollmer. Sie forschen an deren wissenschaftlich nachweisbarer Wirksamkeit und über ihre Wirkmechanismen auf Zell- und Organebene. Diese Themen werden sie und 25 internationale Forscher-Alumni Anfang Oktober im Rahmen einer Absolventenwoche beschäftigen: Der Professor für Molekulare Zellphysiologie und Endokrinologie richtet gemeinsam mit dem LEONARDO-Büro Sachsen vom 1. bis 5. Oktober 2012 ein hochkarätiges englischsprachiges Symposium mit dem Thema "Bioactive principles of medicinal plants and diet" aus. Für die Wissenschaftler aus Australien, Hong Kong, Argentinien und mehreren eutropäischen Ländern bieten Workshops, Vorträge und Diskussionsrunden vielfältige Möglichkeiten zum fachlichen Austausch. Der studierte Tierphysiologe Germain Ketcha Wanda aus Kamerun, ehemaliger Doktorand von Prof. Vollmer, freut sich besonders zu kommen, da er sich ebenfalls seit einigen Jahren damit befasst, wie die Inhaltsstoffe der Heilpflanzen seiner Heimat für therapeutische Zwecke eingesetzt werden können. Eine wichtige Frage des Symposiums wird sein, wie das meist nur durch mündliche Weitergabe tradierte Wissen um die Wirksamkeit der Heilpflanzen überprüft werden kann. „Ich greife gern auf das uralte Erfahrungswissen zurück, das in den Entwicklungsländern zum Teil noch vorhanden ist. Dieses gilt es festzuhalten und für die nachfolgenden Generationen zu konservieren", so Prof. Vollmer. Abgerundet wird das Fachprogramm des Symposiums mit einer Exkursion zu außeruniversitären Instituten sowie durch kulturelle Besichtigungen.

Wiedersehen und Weiterbildung – unter diesem Motto steht damit auch die dritte der internationalen Alumniwochen, die an der TUD stattfanden. Dem LEONARDO Büro Sachsen ist es gelungen, dafür vom DAAD eine Förderung für jeweils 25 Personen zu bekommen.