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Institut für Werkstoffwissenschaft
Dr. Klaus Kühn
Tel.: 0049 351 463-31416

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Campus und Forschung

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E-Mails und Nano-Strukturen für Textilfabriken in Vietnam
Jens Bemme

Womit beginnt eine internationale Forschungskooperation? Mit einer guten Idee, mit einem Treffen bei Kollegen oder mit einer offiziellen Ankündigung einer offiziellen Ausschreibung eines offiziellen Förderprogramms?

„Mit E-Mails!", erklärt Dr. Klaus Kühn vom Institut für Werkstoffwissenschaft der TUD, wenn er das geplante und eingereichte Forschungsprojekt für die „Abwasserbehandlung von Textilunternehmen in Vietnam mittels photokatalytischer Oxidation mit nanoskaligem Titandioxid als Photokatalysator" vorstellt. Als Projektpartnerin ist Dr. Nguyen Minh Tan vom Fachbereich Chemie Engineering der Hanoi University of Science and Technology daran beteiligt.

© H. Goehler; Färben bedeutet auch schadstoffreiches Abwasser.
© H. Goehler; Färben bedeutet auch schadstoffreiches Abwasser.
Vietnams Wirtschaft wächst – auch durch die erfolgreiche Textil- und Schuhindustrie, deren Fabriken zugleich eine hohe Umweltverschmutzung verursachen. Die Klärung der Abwässer aus Färbereien ist besonders teuer. Veraltete Produktionsanlagen werden nur langsam ersetzt und erzeugen große Abwassermengen, so dass heutzutage nur zehn Prozent gereinigt werden. Nicht bloß neue Färbe- und Kläranlagen werden benötigt. Auch die dann noch anfallenden Abwässer sollen zukünftig vollständig gereinigt werden – energiesparend und mit robuster Technik, die in tropischen Regionen verlässlich funktioniert.

Projektmitarbeiter Klaus Kühn: „Das Besondere an diesem Projekt ist, dass wir nanotechnologische Werkstoffe mit einer Verfahrenstechnik kombinieren, die für Länder wie Vietnam geeignet ist." Mit Sonnenlicht wollen die Forscher die organische Fracht des Abwassers in neuartigen Reaktoren photokatalytisch zerstören. Im Idealfall würden Schadstoffe dann vollständig zu Wasser und Kohlendioxid abgebaut. Kleinste Titandioxid-Verbindungen (TiO2) sollen dabei als Photokatalysator für die Entfärbung der Abwässer genutzt werden. Für sonnenreiche Einsatzorte in Vietnam wäre eine solche Entwicklung gut geeignet.

Die Projektpartner versuchen nun, den Wirkungsgrad des Katalysators zu steigern und das Sonnenspektrum optimal auszunutzen. Wenn das neue Verfahren später mit Prototypen zur Serienreife gebracht und vermarktet wird, versprechen sich deutsche und vietnamesische Firmen neue Märkte und Aufträge. Denn mit zunehmenden Kontrollen der betroffenen Färbereien durch die vietnamesischen Behörden steigt auch die Nachfrage nach modernen Abwassertechnologien. Das Dresdner Unternehmen UMEX GmbH ist deshalb am Projekt beteiligt.

Welche Beschichtungen und Reaktortypen wirksamer sind, und wie die mit der neuen Technik geklärten Färbeabwasser chemisch und ökotoxikologisch zusammengesetzt sind, soll bis 2015 untersucht werden.

Klaus Kühns „Email-O-Meter" steht derweil nicht still. Seit der Anbahnungsphase des Projektes, die 2009 mit einem Besuch der TUD-Regionalbotschafterin Dr. Tan bei Professor Cuniberti in Dresden begann, gingen bis zur möglichen Bewilligung des Projektes durch die Forschungsministerien in Berlin und Hanoi rund 2000 E-Mails um die Welt – kleine (aber wichtige!) Bausteine auf dem Weg zu internationalen Forschungsprojekten.