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Institutionen und Vereine

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Deutschland und Ungarn im akademischen Herzen
Susann Mayer

Seit 1994 engagiert sich der Verein Deutscher Akademiker aus Ungarn e.V. für ungarische Absolventen deutscher Universitäten und Hochschulen. Zahlreiche Vereinsmitglieder haben ihre akademischen Wurzeln dabei an der TU Dresden (TUD).

© H. Goehler; In Budapest finden die Veranstaltungen des Vereins DU statt. Hier die Szabadság híd = Freiheitsbrücke, wurde als erste Brücke Budapests nach dem Krieg wiederhergestellt.
© H. Goehler; In Budapest finden die Veranstaltungen des Vereins DU statt. Hier die Szabadság híd = Freiheitsbrücke, wurde als erste Brücke Budapests nach dem Krieg wiederhergestellt.
Beim letzten Oktoberfest zog es die Feiernden 2011 zu Haxen und Bier in das gemütliche „Bratwursthäusle". Das heißt eigentlich „Bajor Kolbászda" und steht in Budapest. Organisiert wird das Fest traditionell und jährlich vom Verein Deutscher Akademiker aus Ungarn e.V.

Wie hat man sich das ungarische Oktoberfest vorzustellen typisch bayrisch? „Um Himmels Willen, viel zurückhaltender", lacht Vereinssekretärin und TUD-Absolventin Edit Nagy. Auch der traditionelle Fasching wird „eher seriös und gemütlich" begangen. Beide Veranstaltungen sind fester Bestandteil des Vereinsangebots. Die Pflege der deutschen studentischen Traditionen ist jedoch nur eines von mehreren Vereinszielen.

Den Verein Deutscher Akademiker aus Ungarn, kurz „DU", gibt es seit 1994. Gegründet haben ihn unter anderem ungarische Absolventen der TUD, die vorher in ihren Freundeskreisen aktiv den Kontakt zu ihren ungarischen Kommilitonen gehalten hatten. Vereinsmitglieder können Ungarn werden, die an einer deutschen Hochschule oder Universität ein Vollstudium absolviert haben. Wer „DU" mit Arbeit oder Spenden unterstützen will, kann förderndes Mitglied werden. Diese Mitgliedschaft steht jedem offen.

Der Verein setzt sich nicht nur für eine Kontaktpflege der Mitglieder untereinander ein. Er will auch die deutsch-ungarischen Beziehungen vertiefen helfen. Ein wesentlicher Programmpunkt von „DU" ist daher die große Jahreskonferenz. Sie behandelt seit 1995 Themen wie „1100 Jahre deutsch-ungarische Beziehungen" (1996), „Zweisprachigkeit" (2001) oder „Deutsche und Ungarn, gesehen mit den Augen der Nachbarn" (2002). Unter den Rednern finden sich so prominente Namen wie Prof. Hellmuth Karasek, Bastian Sick oder auch der Präsident des deutschen Bundestages, Dr. Norbert Lammert. Die letzte Konferenz fand im April 2012 zum Thema „Patriotismus in der EU" statt. Rund 100 Gäste nahmen teil und Edit Nagy ist zufrieden. Es sei „wertvoll, dass in einem intellektuell so zerrissenen Land Menschen mit unterschiedlichen Meinungen miteinander diskutieren konnten", resümiert sie.

© (2) Verein DU; Die TU-Alumna Edit Nagy
© (2) Verein DU; Die TU-Alumna Edit Nagy
Der Verein hat zurzeit rund 1200 Mitglieder. Die Bindung an die TUD ist den ungarischen Absolventen dabei besonders wichtig. Zwischen 700 und 800 Vereinsmitglieder haben in Dresden studiert. Sowohl im Vereinsvorstand als auch im Aufsichtsrat sind TUD-Absolventen zu finden. Die ältesten Mitglieder wurden in den 1960er-Jahren an einer deutschen Universität immatrikuliert, schätzt Edit Nagy ein. Die Papiertechnikerin hat ihre Diplomprüfung 1983 abgelegt und engagiert sich heute auch als Regionalbotschafterin ehrenamtlich für ihre Alma Mater.

Ohne ehrenamtliche Mitarbeit wäre auch der Verein nicht da, wo er heute steht. „Unsere Aktivitäten werden aus Mitgliedsbeiträgen finanziert und durch freiwillige Mitwirkung ohne Entlohnung verwirklicht worauf wir besonders stolz sind", so Vereinsvorsitzender Tamás Bornemissza, der an der TH „Otto von Guericke" in Magdeburg studiert hat. Zu den Aktivitäten gehören neben Veranstaltungen auch Publikationen. Rund 50 Ausgaben der „Absolventennachrichten" gab es seit Gründung des Vereins. Derzeit erscheint die Zeitschrift drei Mal im Jahr, mit Beiträgen auf Ungarisch und Deutsch. Aktuelles zu den Vereinsaktivitäten ist darunter, aber auch zeitpolitisch Bedeutendes. Wenn es einen neuen deutschen Botschafter in Ungarn gibt, ist das einen eigenen Artikel wert. Am Ende des Jahres werden die Mitglieder aufgelistet, die dem Verein mit einer Spende geholfen haben und wer knapp 20 Euro spendet, erhält ein kleines Vereinsabzeichen mit dem Kürzel „DU".

© Ab einer Spende von 20 Euro erhält man diesen Anstecker.
© Ab einer Spende von 20 Euro erhält man diesen Anstecker.
Bisher konnten rund 300 Anstecker verschickt werden - ein gutes Zeichen für die Vereinszukunft? „Derzeit decken die Mitgliedsbeiträge nur 30 Prozent der geplanten Jahresausgaben", bedauert Edit Nagy. Dennoch blickt der Verein nach vorn. Auf dem Erreichten will man sich nicht ausruhen. „Wir freuen uns selbstverständlich auf neue Mitglieder aus allen Altersklassen, ganz besonders auf Frischabsolventen oder auf zurzeit noch in Deutschland Studierende", fasst Tamás Bornemissza zusammen. An der TUD kann er da schnell fündig werden: Derzeit sind 32 ungarische Studenten an der Universität eingeschrieben.

Mit einem „DU"-Anstecker den Verein unterstützen einfach an Edit wenden: nagy-edit@t-online.hu