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TU Dresden
Fakultät Maschinenwesen
Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM)
Dr. Joachim Arnold
Tel.: +49 (351) 463-39311

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Campus und Forschung

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Textile Bewehrungen und Chitosan
Susann Mayer

Die TU Dresden (TUD) lädt ihre ausländischen Absolventen seit Jahren regelmäßig zu internationalen Alumniwochen ein. Eine Besonderheit in der deutschen Unilandschaft – denn es bedarf dazu jedes Mal einer Förderung durch den DAAD. Nur einem Viertel aller Anträge aus deutschen Hochschulen wird stattgegeben. Seit 2008 gehört die TUD zu diesen glücklichen 25 Prozent. Zu verdanken ist dies dem LEONARDO-BÜRO SACHSEN, dessen engagierte und kompetente Mitarbeiter den DAAD von der hohen Qualität der TUD-Alumniwochen überzeugen konnten und können.

Seit kurzem ist eine eigene Website zu den TUD-Alumniwochen fertig: Mit vielen Fotos von den Teilnehmern der letzten Jahre, Filmen im TUD-Youtube-Kanal und dem aktuellen Programm.

© TUD; TUD-Alumni aus aller Welt
© TUD; TUD-Alumni aus aller Welt
Die erste Alumniwoche 2013 findet vom 21. bis zum 26. Mai am Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) statt. „Wir möchten unseren Alumni-Kollegen einen intensiven fachlichen Austausch ermöglichen und über die wichtigsten Entwicklungen in der Textiltechnik diskutieren”, so Dr. Joachim Arnold vom ITM. Die Themen reichen von textilen Bewehrungen im Bauwesen über Basaltfasern für hochtemperaturbeanspruchte Betonbauteile bis hin zu dem Einsatz von textilen Werkstoffen in Brennstoffzellen. Aber auch ganzheitliche Fertigungskonzepte für textile Betonbewehrungen werden vorgestellt.

Zudem werden die Wissenschaftler über die textile Anwendung von Chitosan diskutieren. Dieser Stoff mit hervorragendem biologischem Adaptionsvermögen findet seit seiner Entdeckung durch den französischen Physiologen und Histologen Charles Rouget (1859) verschiedenste Anwendungen. Von besonderem Interesse ist dieses Biopolymer für den Einsatz im medizinischen Bereich, da seine Eigenschaften hierzu prädestiniert erscheinen. Chitosan wird aus dem fast unbegrenzt zur Verfügung stehenden Grundstoff Chitin gewonnen und ist bakterien-, entzündungs- und pilzhemmend sowie wundheilend. Es stimuliert das Immunsystem und den Stoffwechsel, besitzt die Fähigkeit, Proteine zu binden, und kann lebende Organismen immobilisieren. Daher findet Chitosan vielfachen Einsatz: in der Wundbehandlung, zur gezielten Wirkstofffreigabe (drug delivery), als Wirkstofftransportsystem, in Nahrungsergänzungsmitteln und in der Kosmetik. Nur textile Materialien aus diesem Stoff (in seiner reinen Form) waren nie zugänglich, da eine Fadenbildung auf hohe Hürden trifft. Textile Konstruktionen in ein-, zwei- oder dreidimensionaler Ausführung besitzen jedoch ein ideales Anwendungs- und Gebrauchsvermögen auf vielen Feldern der Medizin – sei es als Nähfaden, Wundabdeckung oder Implantat.

Daher entschloss sich eine Forschergruppe des ITM, die Herausforderung anzunehmen und Chitosan textile Formen zu verleihen. Die intensive Forschung unter Leitung von Prof. Chokri Cherif führte schließlich zum Erfolg, wobei der Beitrag des beteiligten griechischen Gastwissenschaftlers Dr. Georgios Toskas vom Technological Education Institute of Piraeus von enormer Bedeutung war. Bisher nicht bekannte Garne aus reinem Chitosan liegen nun vor und sind erfolgreich textil verarbeitet worden. Daraus erstellte medizinische Produkte befinden sich in der Testphase.

Dr. Toskas, der von 2008 bis 2011 am Dresdner Institut tätig war, kann nun mit seinen ehemaligen Kollegen und weiteren Wissenschaftlern im Rahmen der Alumniwoche ausgiebig über das Erreichte, das Aktuelle und das Zukünftige dieses nachhaltigen Biofasermaterials diskutieren. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung, an der ehemalige Studenten und Gastwissenschaftler des Instituts aus Industrie- und Entwicklungsländern teilnehmen, ist die Entwicklung, Herstellung und Anwendung von Medizintextilien, so dass auch hier Chitosan ein spannendes Thema darstellen wird. Ebenso interessant werden auch die weiteren hochkarätigen Inhalte der Alumniwoche sein. Höhepunkt ist der Besuch der internationalen AUTEX World Textile Conference, die vom 22. bis 24. Mai in Dresden stattfindet.

© H. Goehler; Schlaglöcher offenbaren: Multiaxialkettengewirke finden als Asphaltbewehrung im Straßenbau Verwendung. Eine solche Kettenwirkmaschine wird den Teilnehmern der Alumniwoche in der Maschinenhalle Dobritz vorgestellt.
© H. Goehler; Schlaglöcher offenbaren: Multiaxialkettengewirke finden als Asphaltbewehrung im Straßenbau Verwendung. Eine solche Kettenwirkmaschine wird den Teilnehmern der Alumniwoche in der Maschinenhalle Dobritz vorgestellt.