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Wissenschaft und Technik

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Das Auge sucht mit!
Jens Bemme

Studenten der Professur für Mediengestaltung an der Fakultät Informatik visualisieren komplexe Informationen für die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und ihre Nutzer.

„Wir führen Wissen“ ist das Motto der SLUB: Bücher, Datenbanken, Musik, Filme, Karten, Handschriften, Nachlässe ... der Anteil digitaler Medien steigt. Über 60.000 Titel wurden in der SLUB schon digitalisiert. Und sie alle werden mit sogenannten Metadaten versehen: Medientyp, Titel, Autor, Erscheinungsart, Verlag, Standort.

Aus der Informationsfülle einer großen Bibliothek zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort in der richtigen Form und Reihenfolge die wirklich relevanten Informationen zu finden und zu liefern, ist keine Zauberei, aber eine Wissenschaft für sich.

© SLUB; Das Motto der SLUB
© SLUB; Das Motto der SLUB
An der Professur für Mediengestaltung der TU Dresden spricht man von Technischer Visualistik: Forschung zwischen Hard- und Softwareentwicklung für die nutzerabhängige Visualisierung von Daten. Bei Prof. Rainer Groh entwickeln Studentengruppen im „Komplexpraktikum Informationsvisualisierung“ seit einigen Jahren neue Ideen für die SLUB.

Die nicht-digitalen und die digitalen Räume der Bibliothek bei der Wissensvermittlung noch stärker zu verknüpfen, ist ein Ziel der SLUB – um Aha- und Lerneffekte zu provozieren und neue Formen der Zusammenarbeit zu ermöglichen. „Blended Library" heißt diese Vision für die Bibliotheken der Zukunft.

Beide Sphären treffen noch zu selten aufeinander. Digitalisierte Werke sind zwar weltweit sichtbar. Meist findet man die digitalen Sammlungen jedoch hinter Glas – mit dem Suchschlitz und dann in der Galerie eines Bildschirms. Wie können sie lebendig werden? Welche anderen Übergänge und Schnittstellen können digitale und nicht-digitale Räume verbinden? Tablet-Computer und räumliche Projektionen mit Gestensteuerung?

„Ab 2004 gab es bereits erste Kooperationen mit der SLUB“, so Esther Lapczyna, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Mediengestaltung. Ein Ergebnis waren die ersten 3-D-Ansichten der SLUB-Innenräume, um die Suche nach dem richtigen Regal zu vereinfachen. Inzwischen wurden die neuen 3-D-Ansichten der Bibliothek mit QR-Codes verknüpft, um den Standort gesuchter Medien anschaulich online anzuzeigen.

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Quelle: SLUB; Ergebnisse des TUD-Komplexpraktikums „Informationsvisualisierung" 2013
„Der Vorteil für die Studenten ist, dass sie theoretisch erlerntes Wissen an einem konkreten Fallbeispiel umsetzen können“, so Esther Laczyna. „Für die verschiedenen Themenkomplexe stehen den Studenten entsprechende Ansprechpartner der SLUB zur Seite.“ Am Anfang des Studiums lernen die Studenten die Grundlagen der Gestaltung von interaktiven Systemen. Das Wahlpraktikum „Informationsvisualisierung“ baut im 4. und 5. Semester darauf auf. Die begonnenen Projekte können später vertieft werden – bis zur Bachelorarbeit.

„Für uns in der SLUB Dresden sind die Arbeiten der Studenten von großem Wert“, so Dr. Juan Garcés, Referatsleiter Informationsservice. „Sie kommen mit frischen Ideen und einem neuen Blick auf verschiedene Fragestellungen und entwickeln Prototypen. Diese Anregungen greifen wir auf, um sie weiterzuentwickeln und unseren Nutzern zur Verfügung zu stellen.“ Nicht alle Ideen würden verwirklicht. Auch das gehöre dazu.

Entstanden sind in diesem Jahr Studienarbeiten zu folgenden Themen:

Welche „realen“ Räume der SLUB können davon profitieren? Im Bereich der „Bibosphäre“ – der neuen Entspannungs- und Ruhezone der SLUB – soll ein elektronischer Lesebereich entstehen, in dem die Angebote der SLUB einfach entdeckt werden können. Oder das Buchmuseum: „Dort können nur ausgewählte Objekte gezeigt werden“, so Esther Lapczyna, Betreuerin des Komplexpraktikums. „Auf einem Tablet-Computer ist es beispielsweise möglich, digitale Abbilder der Ausstellungsobjekte von verschiedenen Seiten zu betrachten, zu vergrößern und durchzublättern, kleinste Details sichtbar zu machen oder kleine Geschichten zu erzählen.“ Gleichzeitig sollen diese Anwendungen Neugier wecken und dazu anregen, das Buchmuseum selbst zu besuchen.

Lesesaal, attraktive Arbeitsplätze, Buchregale, digitale Kollektionen, virtuelles Kartenforum – das Auge sucht mit! Die Ideen der Dresdner Studenten helfen dabei.