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TU Dresden
Professur für Raumfahrtsysteme
Dr.-Ing. Olaf Przybilski
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Campus und Forschung

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Der Raketenstart von „Mira” rückt näher
Katja Lesser

Vier kalte Tage im November haben die Studenten und Mitarbeiter der Professur für Raumfahrtsysteme um Dr. Olaf Przybilski gewerkelt, gehofft und getestet – beim 122. Versuch war es endlich so weit: Die Brennkammern der Rakete „Mira“ (Miniaturrakete), der ersten deutschen nachmodernen Flüssigkeitsrakete, haben auf dem Testgelände in Großenhain „Rudolf Nebel“ einen Schub von 500 Newton erreicht. Das bedeutet: Die Rakete kann abheben!

© Jens Dziewiencki; Spektakuläre Flammenbilder entstehen bei einer sog. offenen Verbrennung, d.h. ohne Düse
© Jens Dziewiencki; Spektakuläre Flammenbilder entstehen bei einer sog. offenen Verbrennung, d.h. ohne Düse
Seit 2012 entwickelten insgesamt bisher ca. 100 Studenten und die Mitarbeiter der Fakultät Maschinenwesen im Rahmen des Förderprogramms STERN des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Forschungsrakete, die im Frühjahr 2016 starten soll.
Sie wird drei  Meter lang und 25 Kilogramm schwer sein, fünf Kilometer hoch fliegen und soll Schallgeschwindigkeit erreichen.

Im Gegensatz zu einfacheren Raketen mit Feststoff- oder Hybridmotor, wie sie andere Teilnehmer des STERN-Programms DLR entwickeln, wird die Dresdner Rakete mit flüssigem Sauerstoff (-189°C) und Ethanol betrieben. Dazu bedarf es einer aufwendigen Mess- und Erprobungsphase. Studierende haben dafür einen transportablen Teststand für Brennkammer und Raketensystem mit 500 Newton Schub entworfen, gebaut und zertifiziert. Dieses System bildet alles nach, was zu einem System eines Flüssigtreibstofftriebwerkes gehört: Tanks, Ventile, Rohrleitungen und Ansteuerung. Da flüssiger Sauerstoff beim Vergasen extrem reaktionsfreudig ist, war es bei den Brenntests wie schon bei den Vorarbeiten wichtig, besondere Sorgfalt in Auswahl und Handhabung der verwendeten Teile an den Tag zu legen, da schon kleinste Verunreinigungen negative Auswirkungen haben können. Die erste Brenntestkampagne hat gezeigt, dass der konstruierte Teststand voll funktionsfähig ist. „Die größte Herausforderung bei dem finalen Test unserer Brennkammer ‚ELBE 1.2’ war, die absolute Dichtheit aller Systeme zu erreichen“, so der Projektleiter Dr. Olaf Przybilski.

© Jens Dziewiencki; Vorbereitende Test mit ELBE 1.1
© Jens Dziewiencki; Vorbereitende Test mit ELBE 1.1
Der nächste signifikante Meilenstein ist die Durchführung eines Teststarts bis auf einige 100 Meter Höhe. Da das DLR-Projekt finanziell beendet ist, kann dies nur über Sponsoren und Unterstützern bewerkstelligt werden. Auch wird in Kürze dafür u.a. ein Crowdfunding mit „Dresden Durchstarter“ begonnen. In den nächsten Wochen will das Dresdner Raketen-Team dafür die erste Miniaturrakete zusammengefügt haben. Derzeit werden die Tanks mit großer Unterstützung der Universitäts-Werkstatt gefertigt, die Ventile und das Bedrückungssystem ausgewählt und die Bordelektronik sowie das Fallschirmsystem integriert.


Einige Sequenzen sind bei YouTube unter „SMART Rockets @ TU Dresden“ zu bestaunen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Absol(E)vent können Interessierte im April 2016 einen Blick auf Miras Bordelektronik, deren Fallschirmsystem, die Brennkammer ELBE 1 sowie auf deren  transportablen Prüfstand werfen.