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TU Dresden, Zentrum für Weiterbildung
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Weiterbildung

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Weiterbildung einmal anders: Zielgruppe 50 plus
Reinhard Seurig

Es ist schon etwas Besonderes, wenn man mit 50 Jahren einen Arbeitsvertrag unterschreibt, der am 65-ten Geburtstag ausläuft – und das hier im Osten des Ostens, in der Lausitz. Da muss man schon etwas bieten können."

© privat; Michael Lebelt
© privat; Michael Lebelt
Michael Lebelt ist in seine alte Heimat zurückgekehrt. Jahrzehnte war er hier in Ostsachsen als Maschinenbauingenieur tätig. Nach der Wende ereilte ihn das übliche Schicksal: Übernahme, Abwicklung, Arbeitsamt. Nach langen erfolglosen Bewerbungsversuchen landete er schließlich in München bei Siemens. Dann auch dort das Aus. Nach fast zwei Jahren und nur noch mit Arbeitslosenhilfe in der Tasche entschlossen sich Michael Lebelt und seine Frau zur Heimkehr. Sie, nur wenig jünger als er, hatte 1999 gerade noch ihr Staatsexamen im medizinisch-therapeutischen Bereich abgelegt. Trotzdem – der Entschluss stand fest.

Zum Jahresanfang siedelten sie um. „Bei Recherchen im Internet, auf der Seite des Arbeitsamtes stieß ich auf die Weiterbildungsangebote der TU Dresden. Speziell auf dem Gebiet CNC-Technik und CAD. Mir war ja klar, dass ich Defizite hatte und musste etwas tun. Aber die üblichen Qualifizierungen, die von vielen Instituten angeboten werden, waren für mich unerschwinglich und wenig sinnvoll. Beim Zentrum für Weiterbildung der TU fand ich dann eine passende Lösung. Etwa acht Wochen lang konnte ich Vorlesungen besuchen und mir einen umfassenden Überblick über den aktuellen Entwicklungsstand im Fachgebiet Maschinenbau verschaffen. Umfangreiche Unterstützung erhielt ich besonders durch Herrn Professor Stelzer von der Fakultät Maschinenwesen und meinen Mentor, Herrn Dr. Klemm. Anschließend habe ich noch zwei Wochen Englisch gebüffelt. Dann konnte es losgehen."

Um eine Förderung der Ausbildungskosten durch das Arbeitsamt zu bekommen, musste – natürlich neben zahllosen Formularen – ein Trägerbetrieb gefunden werden. Den fand Michael Lebelt in der Firma Havlat aus Großschönau. Der Betrieb, in der DDR als kleine Handwerksfirma gegründet, hat die Wende überstanden und ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Er ist deutschlandweit und darüber hinaus Partner für komplizierten Werkzeug- und Vorrichtungsbau sowie Komponentenbearbeitung von Einzelteilen bis zu Serien inklusive Konstruktionsleistung. Das Besondere: Der Firmeninhaber hat seine Mannschaft aus einigen Werkzeugmachern, sowie vielen Quereinsteigern aus anderen Metallberufen und Umschülern rekrutiert. Besondere Aufmerksamkeit widmet der Firmeninhaber Herr Havlat der Ausbildung seines beruflichen Nachwuchses, immerhin über 30 Lehrlinge.Das Alter der Mitarbeiter liegt zwischen Anfang Zwanzig und Mitte Fünfzig, eine gute Mischung aus Jugend und Dynamik, ergänzt mit der Erfahrung der älteren gestandenen Mitarbeiter.

© privat; Michael Lebelt
© privat; Michael Lebelt
Schon während seines Praktikums wurden Michael Lebelt verantwortungsvolle Aufgaben im Bereich Produktionsvorbereitung übertragen. Seit dem 1. Dezember wird hier der Produktionsdurchlauf samt Personalplanung von Michael Lebelt geleitet. „Fachleute gibt es hier in der Region nicht mehr und junge Leute werden immer rarer. Mitarbeiter mit echter Qualifikation zu finden, ist schwierig, auch wenn mittlerweile die Bezahlung wieder realistischer wird. Wir suchen beispielsweise händeringend CNC-Fräser, die fachkundig mit der CNC-Technik umgehen und selbständig programmieren können. In diesem Zusammenhang kann ich eine Kontaktaufnahme mit der TUDIAS GmbH nur empfehlen. Ansprechpartner ist Frau Leuterer. Sie ist jederzeit bereit, auf alle Fragen eine Antwort zu geben."

Er hoffe, dass viele der nicht mehr ganz jungen Leute solche Möglichkeiten der Weiterbildung ergreifen und ihr Können dann auch hier in den strukturschwachen Regionen einsetzen. „Wissenszuwachs und Qualifikation sind Investitionen in die Zukunft. Ich bin überzeugt, dass die Zeiten der Blender, Aufschneider und Möchte-gern-Unternehmer zu Ende geht. Die ungelernte Hilfskraft, die per Express zum „Spezialisten für Schraube Nummer 136" gemacht wurde, vom Rest aber keine Ahnung hat, dieses „Berufsbild" hat keine Zukunft. Es zählen zunehmend wieder Qualität, Zuverlässigkeit und Kompetenz."

Ab und zu bleibt dennoch Zeit und Muse für das Hobby: Die sächsischen Schmalspurbahnen und besonders die Zittauer Schmalspurbahnen liegen Michael Lebelt am Herzen. Dann wird am Wochenende an den historischen Fahrzeugen gebastelt, getüftelt und gefeilt. Und natürlich werden zwei Bierchen getrunken und alte Geschichten erzählt. Bis Montag früh. Dann geht es wieder um CAD-CAM, Software und Nanometer.