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TU Dresden
Lehrstuhl Fügetechnik und Montage
Christoph A. Frenz/Prof. U. Füssel
Tel.: 0351 463-31674

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frenz@mciron.mw.tu-dresden.de

Praxis und Weiterbildung

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Internationale Brücken bauen
Reinhard Seurig

© Archiv Lehrstuhl Fügetechnik und Montage der TUD (2): Das Gebäude des VDAFI
© Archiv Lehrstuhl Fügetechnik und Montage der TUD (2): Das Gebäude des VDAFI
In der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi haben die ersten acht Studenten ihr Masterstudium der Mechatronik aufgenommen. Sie studieren quasi an der TU Dresden, ohne dabei ihr Heimatland verlassen zu müssen. Nach erfolgreichem Studium werden sie einen international anerkannten Master-Abschluss der TU Dresden erhalten.

Die TU Dresden genießt traditionell in Vietnam einen guten Ruf. Bis zur Wiedervereinigung absolvierten rund 1.000 junge Vietnamesen hier ein Studium und bekleiden heute in ihrer Heimat führende Positionen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Nach der Wende schliefen die Kontakte zunächst ein. Sowohl Sachsen als auch Vietnam hatten wohl zunächst im eigenen Land genug zu tun. Seit 1996 jedoch bemüht sich Professor Uwe Füssel um eine Wiederbelebung der Kontakte. Nach intensiven Vorbereitungen wurde dann im Dezember 2001 unter Beisein von Bundestagspräsident Dr. Thierse mit einer Vereinbarung zwischen den Technischen Universitäten in Hanoi und Dresden der Grundstein für die Errichtung des Vietnamesisch-Deutschen Ausbildungs- und Forschungsinstituts (VDAFI) gelegt. Dieses soll neben Masterkursen Weiterbildungsprogramme sowie Forschungsleistungen anbieten. Über eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der TU Dresden in Vietnam bleiben aber Lehr-, Finanz- und Personalhoheit weiterhin in den Händen der Dresdner Universität – genau wie eigens aus Deutschland eingeführte Labortechnik. Der Rektor und Kanzler der TU Dresden haben sich persönlich für diese Gründung engagiert und tragen maßgeblich zum Erfolg dieses Projektes bei.

Die Finanzierung erfolgt vorwiegend durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Ein weiterer Teil der Mittel stammt von Sponsoren aus der Wirtschaft. Auf diesem Wege entstehen wiederum für alle Beteiligten nutzbringende Kontakte. Für den Studierenden in Hanoi fällt zwar eine Gebühr von 1.000 Dollar je Semester an, aufgrund der geringeren Lebenshaltungskosten kann er jedoch insgesamt über die Hälfte billiger studieren als in Deutschland. Ohnehin sind die vietnamesischen Studenten hoch motiviert. In ihrem Land herrscht allerorts Aufbruchstimmung. In allen Bereichen des Lebens werden kompetente Führungskräfte und internationale Verbindungen dringend gesucht. Dafür werden Menschen mit interdisziplinärem Wissen, mit eigener Meinung und mit Lust am lebenslangen Weiterlernen gebraucht. Genau diese Fähigkeiten sollen den Studierenden intensiv vermittelt werden.

© Laborausrüstungen wurden extra aus Deutschland eingeführt
© Laborausrüstungen wurden extra aus Deutschland eingeführt
Zunächst werden die Studienbewerber in einem dreistufigen Auswahlverfahren „gesiebt". Nach einem einjährigen Vorbereitungskurs, der neben fachlichem Abgleich vorwiegend dem Erlernen der deutschen Sprache dient, folgen dann drei Semester Masterstudium auf der Grundlage deutscher Studienpläne. Die fachliche Betreuung erfolgt jeweils doppelt von einem vietnamesischen und einem deutschen Professor. Ausgezeichnete Studenten können ihr Abschlusssemester in Deutschland absolvieren. Außerdem sind sie alle für Praktika in deutschen und internationalen Unternehmen gerüstet, da sie in Hanoi an TU-eigenen Laboreinrichtungen selbstständig Forschungsaufträge bearbeiten. In den nächsten Jahren soll die Zahl der Studierenden die 300 übersteigen. Das Spektrum der Studiengänge soll vorerst um Produktionstechnik und einen weiteren Studiengang erweitert werden. Fortbildungskurse für Ingenieure und Führungskräfte gehen mit Themen zu Recht, Produktionsmanagement, Buchhaltung und Marketing sogar über allgemeine Ingenieurwissenschaften hinaus.

Mit diesem Projekt ist es in einem ersten Schritt gelungen, die Beziehungen zwischen vietnamesischen und deutschen Forschungs- und Bildungseinrichtungen wieder zu aktivieren. Dresden leistet dafür Pionierarbeit.

„In den engen deutsch-vietnamesischen Hochschulbeziehungen liegt ein großes, erst zum Teil genutztes Potential für deutsche und für vietnamesische Unternehmen." Dies sprach der Bundeskanzler Schröder am 15. 05. 2003 bei einem Besuch in Hanoi. Und das sehen alle Beteiligten genau so.