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TU Dresden, Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung
Prof. Steffen Friedrich
Tel: 0351 463-38306

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Institutionen und Vereine

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Mehr Praxis und mehr Möglichkeiten
Astrid Renger

Integration und Polyvalenz, das sind die beiden Kernbegriffe des neuen Reformkonzeptes für die Lehrerbildung an der TU Dresden. Vorgestellt wurde es im Rahmen der Eröffnung des Zentrums für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung (ZLSB) am 7. Juni 2005.

Prof. Steffen Friedrich, Gründungsvorstand des ZLSB und Prof. für Didaktik der Informatik, möchte zukünftigen Lehrern die Chance geben, schon vor und während des Studiums Berufserfahrung zu sammeln, sich in den Schulen umzusehen, Praktika zu absolvieren: „Den Studierenden soll es möglich sein, schon frühzeitig herauszufinden, ob sie tatsächlich für den Lehrerberuf geeignet sind. Und gegebenenfalls entscheiden, ihrem Studium eine andere Richtung zu geben." Konkret beinhaltet das Reformkonzept ein Schulpraktikum noch vor Studienbeginn und ein Blockpraktikum in der ersten Phase des Studiums.

Bisher sind das Lehramtsstudium und das zweijährige Referendariat in der Schule zeitlich getrennte Bestandteile der Lehrerausbildung. Die Ausbildung zu modularisieren und ein Punktesystem zu etablieren, sind weitere Schwerpunkte des Konzeptes. Damit trägt es dem so genannten europaweiten Bologna-Prozess Rechnung. In der Bachelor-Ausbildung sind zwei Hauptfächer und ein bildungswissenschaftlicher Teil vorgesehen. Danach gibt es für den Studierenden drei Möglichkeiten, das Studium fortzuführen: Die Standardvariante sollte das Lehramt in den Klassenstufen 1 bis 12 (mit den Schwerpunkten in den Klassen 1 bis 6 bzw. 5 bis 12) oder das Lehramt mit der Zielrichtung auf die Klassenstufen 5 bis 10 sein.

© UJ Eckold
© UJ Eckold
Das Konzept sieht auch einen Fachmasterabschluss mit einem Kernfach oder einem rein bildungswissenschaftlichen Masterabschluss vor. Die Ausbildung nach Altersstufen der Schüler anstelle der Schularten wie bisher würde einen breiteren Einsatz der Lehrkräfte nach dem Studium ermöglichen.

Ob und wann die Vorschläge umgesetzt werden, ist im Moment kaum abzuschätzen und hängt von den Entschiedungen der zuständigen Ministerien ab. Vom neu eröffneten Zentrum für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung erhofft sich Prof. Steffen Friedrich deshalb eine Bündelung der Kräfte von Studierenden und in der Lehrerbildung Tätigen und damit einen größeren inhaltlichen Einfluss auf die Lehrerausbildung.

Mit derzeit knapp 4000 Lehramtsstudenten ist die TU Dresden (TUD) eine beliebte Ausbildungsstätte für Pädagogen, mit einem starken lokalen Bezug. Die meisten Studierenden kommen aus dem mittel- und ostsächsischen Raum. Die Lehrerbildung hat an diesem Standort zudem eine lange Tradition: bereits 1787 hat man hier mit der Ausbildung von Volksschullehrern begonnen. An der TUD und den ihr vorangegangenen Institutionen begann die Lehrerbildung vor 150 Jahren. Mit der Eröffnung des Zentrums für Lehrerbildung, Schul- und Berufsbildungsforschung wird dieser Geschichte ein neues Kapitel hinzugefügt. Allerdings sind die Pläne zur Schließung von Lehramtsstudiengängen in Grund- und Mittelschulen in Dresden dadurch nicht vom Tisch. Prof. Steffen Friedrich: „Ich wünsche mir aber für die Zukunft Dresden und Leipzig als gleichberechtigte Standorte für die Lehrerbildung."