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Biotechnologisches Zentrum (Biotec)
Katrin Heinrich

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Das „Biotec" ist fünf - eine Bilanz
Susann Mayer

Die Saat ist aufgegangen", sagte der sächsische Ministerpräsident Milbradt kürzlich, als er das Biotechnologische Zentrum (Biotec) der TU Dresden (TUD) besuchte.

© Dr. Celine Elie-Caille (AG Prof. Mueller)/Axel Erler (AG Prof. Stewart): Erstmalige Visualisierung der durch das DNA-Einzelstrang bindende, virulente Protein ausgebildeten Ringstruktur mit Atomic Force Mikroskopie (AFM)
© Dr. Celine Elie-Caille (AG Prof. Mueller)/Axel Erler (AG Prof. Stewart): Erstmalige Visualisierung der durch das DNA-Einzelstrang bindende, virulente Protein ausgebildeten Ringstruktur mit Atomic Force Mikroskopie (AFM)
Fünf Jahre zuvor hatte Nobelpreisträger Professor Günter Blobel die TUD bestärkt, auf dem Gebiet der Biotechnologie mitzuwirken: „Ich glaube, die Stadt wird eine führende Stellung in dieser Schlüsseltechnologie bekommen." Blobel engagierte sich nicht nur für die Gründung des Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden, sondern auch für die Gründung des Bioinnovationszentrums (BIOZ) in Dresden.

Das Land gab mit 200 Mio. Mark die Anschubfinanzierung, damit neben der Mikroelektronik die Zukunftsbranche Biotechnologie ein zweites wirtschaftliches Standbein in Dresden werden sollte. Ein wichtiger Bestandteil des BIOZ sind Forschungseinheiten der TUD, die sich als "Biotec" eingebracht haben. Ziel ist es, eine Synthese zwischen den Ingenieur- und Materialwissenschaften, der Medizin, Bioinformatik, Biophysik und -chemie zu schaffen und die biotechnologische Initiative des Landes voranzubringen. So soll der Übergang in neue Bereiche wie Tissue Engineering, biomolekulare Nanotechnologie und postgenomische Pharmaentwicklung vollzogen und wissenschaftliche Erkenntnisse schnell in medizinisch-biotechnologische Anwendungen umgesetzt werden.

Fast als „Jubiläumsgeschenk" für das Biotec kam die Genehmigung des deutschlandweit ersten Sonderforschungsbereichs zur Erforschung von Stammzellen. Unter dem Titel „Von Zellen zu Geweben: Determination und Interaktion von Stammzellen und Vorläuferzellen bei der Gewebebildung" forschen die Wissenschaftler an den Voraussetzungen für die Züchtung von Organen, um so Patienten durch gezielten Zellersatz heilen zu können. Von besonderem Interesse sind dabei Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Diabetes oder Leukämie. Um dieser Vision ein Stück näher zu kommen, werden die traditionell getrennten Disziplinen der Zell- und Entwicklungsbiologie, des Bioengineerings und der Medizin zusammen arbeiten.

Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung der TU Dresden hat das Biotec ein herausragendes Potenzial im Bereich des Molecular Bioengineerings und etabliert eine molekulare Bioingenieurwissenschaft in Lehre und Forschung. Hier kooperieren 132 Wissenschaftler aus 22 Nationen, die bereits auf den Gebieten der Biotechnologie tätig sind, als auch sechs neu berufene Professuren aus den Wissenschaftsbereichen Tissue Engineering, Zelluläre Maschinen, Genomics, Proteomics, Bioinformatik und Biophysik. Eng verzahnt mit dem Biotec schlägt das Medizinisch-Theoretische-Zentrum der TUD eine Brücke von der Medizin zu den Biowissenschaften. Dank der Klaus Tschira Stiftung sind kürzlich zwei neue Nachwuchsgruppen für Bioinformatik hinzugekommen. Das Biotec hat insgesamt über neun Millionen Euro Drittmittel eingeworben.

Die Schaffung eines Hochtechnologiestandortes Biotechnologie führt zu einem erhöhten Bedarf an hochqualifizierten Beschäftigen, einer neuen Generation von Wissenschaftlern, deren Wissen interdisziplinär geprägt sein muss. Seit einigen Jahren gibt es den Bachelorstudiengang „Molekulare Biotechnologie" sowie den interdisziplinären Masterstudiengang „Molecular Bioengineering" (Medizin, Werkstoffwissenschaft, Informatik, Mathematik/Naturwissenschaften), der bisher einmalig in Deutschland ist. Die Studenten können sich im Bereich Biomedizin (Tissue Engineering-Geweberekonstruktion) oder im Bereich Nanotechnologie spezialisieren. Ab dem Wintersemester 2005/06 können sich Studierende für einen Erasmus-Mundus Master Course in Nanoscience bewerben, der in Kooperation mit vier europäischen Partneruniversitäten angeboten (Belgien, Niederlande, Schweden) wird und der auf dem Masterstudiengang Molecular Bioengineering basiert. Sie studieren an zwei der vier Universitäten und erhalten die Masterabschlüsse dieser besuchten Universitäten.

© AG für Proteomik (Prof. Hoflack): Osteoclasten (große, vielkernige Zellen) bauen eine künstliche Knochenoberfläche ab. Die kleinen einkernigen Zellen sind ihre Vorläuferzellen. Das Aktin-Zytoskelett ist rot gefärbt, interne Membrankompartimente grün.
© AG für Proteomik (Prof. Hoflack): Osteoclasten (große, vielkernige Zellen) bauen eine künstliche Knochenoberfläche ab. Die kleinen einkernigen Zellen sind ihre Vorläuferzellen. Das Aktin-Zytoskelett ist rot gefärbt, interne Membrankompartimente grün.
Kleines Lexikon

Biotechnologie:
Eigentl. Bezeichnung für die Nutzung lebender Organismen zur Herstellung bestimmter Produkte (Käseherstellung, Gärung); hier aber die Nutzung von Methoden, die auf die Modifizierung des genetischen Materials abzielen (genetic engineering), so dass Zellen neue Substanzen produzieren oder neue Funktionen übernehmen; Bedeutungsschwerpunkte sind Gesundheits- und Umweltschutz sowie Herstellung von Lebensmitteln und Pharmaka.

Biomolekulare Nanotechnologie
Methoden, die auf der Nutzung von Biomolekülen und ihren spezifischen, regelmäßigen Strukturen aufbauen

Genomics
Forschungszweig, der sich mit dem Genom, also der kompletten Erbsubstanz eines Organismus, befasst. Beim Menschen ist das Genom auf 23 Chromosomen aufgeteilt. Eines der wichtigsten Teilziele stellt die Aufklärung der Abfolge der Bausteine der Desoxyribonucleinsäure (DNA) dar (Sequenzierung).

postgenomische Pharmaentwicklung
Entwicklung von Pharmaka auf der Basis der Erkenntnisse der Genomforschung, z.B. für die Bekämpfung von Krebs.

Tissue Engineering
Die Anwendung von Prinzipien und Methoden von Ingenieurs- und Biowissenschaften für die Entwicklung biologischer Substitute, die die Funktionen natürlicher Gewebe aufrecht erhalten, wiederherstellen oder verbessern.

Zelluläre Maschinen
Organellen im Zellinnern, z.B. für Energiegewinnung und Transport. Interessant auch für künstliche Maschinen, die ihre Prinzipien aus den in lebenden Zellen ablaufenden Mechanismen ableiten.

Weiterführende links zum Thema:

Web: www.biosaxony.de/

(Netzwerk von Politik, Finanzwelt, Technologieplattformen und Industrie in Sachsen, das sich für biotechnologisch orientierte Forschungseinrichtungen und Unternehmen engagiert)

Web: http://www.biomet.de/

(ein Netzwerk zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Dresden, das Projekte auf den Gebieten Biologie, Medizin, Technik fördert und kommuniziert)