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Susann Kaulich
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Umweltmanagement ganz flexibel
Astrid Renger

"Für das Umweltmanagement in Firmen gibt es bereits zahlreiche Ansätze, allerdings sind diese für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) meist zu aufwendig und zu kostspielig in der Einführung", erläutert Diplom-Kauffrau Susann Kaulich von der Professur für Betriebswirtschaftslehre, insb. Betriebliche Umweltökonomie, von Frau Prof. Dr. Edeltraud Günther einen der Gründe für die Entwicklung des EPM-KOMPAS. EPM-KOMPAS steht für Environmental Performance Measurement, ein Controlling-Instrument für nachhaltiges Wirtschaften. Solche Instrumente zu entwickeln war ein Förderschwerpunkt des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft, das das Projekt dreieinhalb Jahre förderte. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist die Software EPM-KOMPAS, die zusammen mit sechs mittelständischen Unternehmen des produzierenden Gewerbes erarbeitet wurde. Vertreter von Industrieverbänden dieser Branche waren ebenfalls an diesem Projekt beteiligt. Susann Kaulich: "Auf diese Weise bekamen wir bereits während des gesamten Entwicklungsprozesses Rückmeldungen, unter welchen Bedingungen die Firmen arbeiten, welche Kosten sie zu tragen bereit sind und welchen Einführungsaufwand sie leisten können."

EPM-KOMPAS ermöglicht in acht übersichtlichen Schritten die Formulierung von Umweltzielen, Entscheidungen für Umweltmaßnahmen und deren Erfolgskontrolle. Zunächst wird der Verbrauch und Ausstoß an Material, Rohstoffen und Energie erfasst. Wesentlich ist bei diesem Programm, dass Systemgrenzen und Bezugsgrößen frei wählbar sind. Ob er die Daten auf einen einzelnen Standort oder ein ganzes Unternehmen mit mehreren Standorten, auf ein Produkt oder eine Menge von Produkten bezieht, bleibt dem Anwender überlassen. "Jedes Unternehmen kann auf diese Art das Umweltmanagement ganz für seine eigenen Bedingungen anpassen. Ökologische Bewertungsverfahren arbeiten meist mit Emissionen. Firmen, die keine Berichtspflicht gegenüber der Umweltbehörde haben, erheben die Daten aber zumeist nicht. Für sie haben wir Bewertungen für Größen direkt aus dem Produktionsprozess vorgesehen", erklärt Susann Kaulich.

Die ökologische Bewertung dieser Größen erfolgt in einem zweiten Schritt. Der qualitative Teil erhebt die Forderungen sogenannter Anspruchsgruppen wie Behörden, Kunden, Mitarbeiter oder Anwohner. Die Software bietet hier vorgefertigte Fragebögen. Das Ergebnis ist eine Zusammenstellung der Forderungen an das Unternehmen hinsichtlich umweltverträglicher Produktion, Arbeitsbedingungen oder öffentlicher Wahrnehmung. Diese Übersicht dient als Grundlage für die Wertung und Gewichtung dieser Ansprüche und die Festlegung des Handlungsbedarfes.

In einem weiteren Abschnitt erfolgt die ökologische Bewertung von Stoffen aus dem Produktionsprozess, u. a. Chemikalien wie Farben und Reinigungsmittel, Metallen und Gefahrstoffen, von Produktionsabfällen und dem Energieeinsatz. Daraus lassen sich Größen wie die Ressourcennutzung, Gesundheitsgefährdung oder Brand- und Explosionsgefahr ermitteln.
Auf diesen Schritt folgt die Ursachen-Analyse, mit deren Hilfe rekonstruiert werden kann, wo die Umweltbelastung entstanden ist. Über die Festlegung der Umweltziele und die Analyse der Produktionsprozesse gelangt der Nutzer der Software schließlich zur Durchführung der Maßnahmen. Mit Hilfe von Impulsfragen unterstützt die Software die Entscheidungsfindung. Kennwerte wie die Kosten für eine Investition oder für die Schulung von Mitarbeitern, zusätzliche laufende Kosten oder Aufwendungen für eine spezielle Handhabung sowie alle Einsparungen und Verbesserungen werden erfasst und berechnet. Das Ergebnis ist ein Kapitalwert größer oder kleiner Null. "Ist der Kapitalwert größer als Null, ist die Maßnahme betriebswirtschaftlich sinnvoll. Wenn der Kapitalwert kleiner als Null ist, muss entschieden werden, ob die Maßnahme trotz dieser zukünftigen Einnahmen und Ausgaben sinnvoll ist, wenn für Großunternehmen (als Kunden der KMU) beispielsweise das Umweltmanagement ein Vergabekriterium für Lieferaufträge ist", erläutert Susann Kaulich eine wichtige Motivation kleiner und mittelständischer Unternehmen, die häufig als Zulieferer arbeiten. Daneben sind Argumente wie die Arbeitssicherheit, Kostensenkungen und das Ansehen in der Öffentlichkeit Gründe für die Einführung eines Umweltmanagementsystems.

Die Erfolgskontrolle der Umweltmaßnahme schließt beim EPM-KOMPAS eine Erfolgsspaltung mit ein. Das bedeutet, dass alle Vorfälle, die nicht mit der Firma (bzw. der gesetzten Systemgrenze) zusammenhängen, in der Berechnung des Erfolges der Umweltmaßnahmen abgespalten werden. Steigt zum Beispiel der Wasserverbrauch, weil ein Zulieferer verschmutzte Teile geliefert hat, bietet die Software die Möglichkeit, diese Wassermenge herauszurechnen. Das Programm sieht ebenfalls leistungsabhängige Bezugsgrößen vor und berücksichtigt damit in der Betrachtung des Erfolges den Umstand, dass größere Produktionsmengen mehr Ressourcen benötigen und größere Abfallmengen verursachen. "Damit ist eine Überprüfung der Wirksamkeit der Umweltmaßnahme in Bezug auf ein Produkt oder eine Produktmenge möglich. Nach unseren Erfahrungen ist das bei kleineren Firmen bisher nicht unbedingt selbstverständlich." erläutert Susann Kaulich. Am Schluss der Umweltmaßnahme steht der Bericht, der in der Software weitestgehend vorformuliert ist, aber auch genügend Raum für Kommentare und Ergänzungen lässt.

Den EPM-KOMPAS haben sechs sächsische Unternehmen getestet und vor allem die gute und übersichtliche Handhabung gelobt. Auch die Möglichkeit, sich über die eigenen Produktionsprozesse einen Überblick zu verschaffen und die Unterstützung bei Entscheidungsfindungen wurden als positiv eingeschätzt.

Der EPM-KOMPAS entstand in Zusammenarbeit der Professur für BWL, insb. Betriebliche Umweltökonomie, des Lehrstuhles für Wirtschaftsinformatik, Informationssysteme in Industrie und Handel und des Lehrstuhles für Fabrikplanung und Produktionsorganisation der TU Dresden.

Die Software EPM-KOMPAS kann man für 29 € beziehen:
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