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Premiere für Deutsch-Polnisch-Tschechische Jobmesse
Dagmar Möbius

Die erste kariera³ (sprich „kariera-hoch-drei“), eine Job- und Praktikumsmesse für den Grenzraum Deutschland-Polen-Tschechien, fand vor Kurzem statt.

Organisiert vom Career Network der TU Dresden waren vor allem Studierende und Absolventen angesprochen, sich über berufliche Perspektiven im Dreiländereck Polen – Tschechien – Sachsen zu informieren. Der Sächsische Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit, Thomas Jurk, hatte die Schirmherrschaft übernommen, weil die Messe „eine gute Plattform für einen dynamischen Arbeitsmarkt und wirtschaftliche Kooperationen im Herzen Europas“ sei.

Seit Polen und Tschechien zur Europäischen Union gehören, arbeiten zunehmend mittlere und kleine Unternehmen grenzübergreifend zusammen. Allein die Industrie- und Handelskammer Dresden registriert 680 Unternehmen, die Export- bzw. Import-Beziehungen mit Polen haben, mit Tschechien sind es mehr als 760 Firmen. Die Außenhandelsstatistik des Freistaates Sachsen konstatiert einen Aufwärtstrend der Exporte und Importe.

Kathrin Tittel, M.A., studierte Slawistin und Projektkoordinatorin an der TU Dresden, hatte die Idee zu dieser Messe. „Die kariera³ ist ein Pilotprojekt und soll keine Konkurrenz zu etablierten Firmenkontaktmessen wie beispielsweise der bonding sein“, beschreibt sie das Anliegen. Vielmehr sei es darum gegangen, zum ersten Mal im sächsischen Raum Unternehmen, Initiativen, Studierende und Absolventen aus Polen, Tschechien und Deutschland zusammenzubringen. Vorträge, Firmenpräsentationen, Erfahrungsberichte und Workshops boten Gelegenheit, sich mit vielen Aspekten grenzüberschreitender Wirtschaftsbeziehungen zu befassen, und wurden gut angenommen.

„In Tschechien herrscht ein dramatischer Fachkräftemangel im Handwerk und in einigen technischen Fächern“, berichtete Martin Teply vom Tschechischen Generalkonsulat. Ansonsten gebe es Parallelen zum deutschen Arbeitsmarkt. Jakub Kubita, Personalleiter einer auf die Vermittlung von mehr- und englischsprachigem Personal spezialisierten Prager Agentur, hatte zahlreiche Jobofferten zu bieten. Überraschend: „Für viele Positionen ist kein fließendes Tschechisch erforderlich, da in den internationalen Firmen hauptsächlich Englisch gefragt ist.“ Der Bedarf an gutem Personal sei in der „Goldenen Stadt“ so groß, dass dort im April die dreitägigen „Jobdays“ stattfinden. In Polen sind Experten in den exportstärksten Branchen wie der Kraftfahrzeugindustrie oder der Möbelbranche begehrt.

Wer nicht sicher war, ob er mit den Gepflogenheiten des Nachbarlandes zurechtkommen würde, konnte vor Ort einen interkulturellen Workshop besuchen. „Interkulturelle Kompetenz ist mehr, als über Stereotype nachzudenken“, meinte Regina Hoffmann, Gruppenkoordinatorin bei PIKanTU, dem Projekt Interkulturelle Kompetenz an der TU Dresden. Auch wenn sich Deutsche, Tschechen und Polen als Europäer nahe sind, gibt es doch kleine, aber feine Mentalitätsunterschiede. „In Tschechien wird großer Wert darauf gelegt, mit dem akademischen Titel angesprochen zu werden, und auch die Kleidung ist sehr wichtig“, nannte Martin Teply nur zwei Beispiele.

Dr. Zbigniew Kostecki, Leiter der Wirtschaftsabteilung der Polnischen Botschaft in Berlin, beschrieb hingegen augenzwinkernd eine Typologie der Migranten: die „Störche“ (Saison-Arbeiter), die „Hamster“ (die Vielarbeiter), die „Beweglichen“ (Ärzte) oder die „Lachse“ (kommen in hohem Alter zurück).

„Die meisten Aussteller und Besucher äußerten sich zufrieden über die Premiere-kariera³“, resümierte Kathrin Tittel. Im nächsten Jahr soll eine Folgeveranstaltung stattfinden. „Wir denken allerdings über einen günstigeren Zeitraum als Januar nach“, kündigte Kathrin Tittel an. Einige Firmen wünschten sich mehr Interesse von Studierenden höherer Semester und Absolventen. Das wird nicht auf sich warten lassen, wenn die kariera³ etwas bekannter geworden ist.

Die nächste kariera³ findet im Herbst 2009 statt.