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Praxis und Weiterbildung

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Umweltmanagement leicht(er) gemacht
Susann Mayer

Bodenverluste durch Erosion, mangelhafte Wasserversorgung und -qualität, Zerstörung tropischer Ökosyteme – Themen, die seit der RIO-Konferenz 1992 auf der politischen Tagesordnung standen und vor allem seit Veröffentlichung der Berichte der Vereinten Nationen zum Klimawandel wieder ins Blickfeld der Weltpolitik geraten sind. Umweltmanagement und der behutsame Umgang mit den natürlichen Ressourcen sind derzeit in aller Munde.

Bereits seit Ende der 1970er-Jahre bietet die TU Dresden ein heute einmaliges Fortbildungsprogramm zum Thema Umweltmanagement für Fach- und Führungskräfte aus Entwicklungs- und Schwellenländern an. Unter dem Namen „UNEP/UNESCO/BMU International Postgraduate Training Programme on Environmental Management for Developing and Emerging Countries“ wird es vor allem von den Fakultäten Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften getragen. Die Teilnehmer werden damit befähigt, in ihren jeweiligen Ländern nationale Umweltpolitik zu formulieren und umzusetzen. Auch tragen diese englischsprachigen Kurse dazu bei, die UNEP- und UNESCO-Umweltprojekte zu verwirklichen. Sie finden wahlweise statt als:

Geowissenschaftliche und ökologische Grundlagen werden zu Anfang vermittelt, um im Anschluss die komplexen Umweltprobleme in Land-, Forst-, Wasserwirtschaft und Industrie in den jeweiligen Herkunftsgebieten der Teilnehmer behandeln zu können. Konkrete Fallbeispiele aus den tropischen Ländern, Praktika und Exkursionen ergänzen die theoretische Wissensvermittlung.

Die langjährige Erfahrung der Kursleitung auf diesem interdisziplinären Fachgebiet führt zu einer in Fachkreisen hochanerkannten Ausbildung. Die erlernte Kompetenz, Umweltprobleme ökosystemar zu betrachten, erlaubte es vielen Absolventen, leitende Funktionen in den Umweltverwaltungen in ihren Ländern zu übernehmen. Der enge Kontakt zu den Absolventen erlaubt zudem eine Evaluierung der Ausbildungsinhalte.

„Kontakt“ befragte zum Thema den Kursdirektor Dr. Rolf Baur.

Was genau macht die Einmaligkeit dieser Kurse aus?
Im Mittelpunkt unserer Ausbildung steht einerseits die Vermittlung des aktuellen Stands der Wissenschaft auf den von uns angebotenen Themengebieten: Naturschutz und Artenvielfalt, Wasser und Boden, Abfallwirtschaft und Stoffströme, Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Landnutzung und Umweltverträglichkeit sowie nachhaltige Entwicklung. Auf der anderen Seite wird großer Wert auf den Transfer dieser Kenntnisse in eine verantwortungsbewußte Umweltpolitik gelegt. Neben den Vorlesungen und Praktika an der TU Dresden stehen also auch Besuche z.B. beim Umweltbundesamt in Dessau oder dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie auf dem Programm. Wir besichtigen landwirtschaftliche Betriebe, kommunale Versorger und Industrieanlagen, wo die Teilnehmer Gelegenheit haben, mit verschiedensten Akteuren die Umsetzung deutscher Umweltpolitik zu diskutieren. Die multinationale Zusammensetzung der Kurse regt die Teilehmer zudem an, Erfahrungen aus ihren Heimatländern vor dem Hintergrund der in Deutschland gewonnenen Eindrücke und Erkenntnisse untereinander und mit den Dresdner Professoren auszutauschen. Wir bieten damit ein wissenschaftlich anspruchsvolles, sehr stark an den praktischen Erfordernissen orientiertes Umweltfortbildungsprogramm an.

Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl der Teilnehmer? Wer wählt sie aus und wie groß sind die jeweiligen Gruppen?
Teilnehmer sollten nach einem ersten Hochschulabschluss bereits mehrere Jahre praktischer Erfahrung vorweisen können, vorzugsweise in Ministerien, Verwaltungen oder öffentlichen Einrichtungen. Bewerber zu unserem Kursprogramm benötigen eine Nominierung aus dem Heimatland, in der Regel durch den Arbeitgeber, in Ausnahmefällen jedoch auch durch deutsche oder internationale Organisationen, die vor Ort aktiv sind. Unser Ziel ist es, Teilnehmer auszuwählen, die Führungspotenzial versprechen, die nach ihrer Rückkehr aus Deutschland in ihren Heimatländern im Bereich des Umweltmanagements auch tatsächlich etwas bewirken werden. Bei aller Sorgfalt ist dies im Auswahlprozeß natürlich ein sehr schwer messbares Kriterium.
Zu jedem Kurs werden 21 Teilnehmer zugelassen aus einer Anzahl von Bewerbern die je nach Kurs zwischen 100 und 250 schwankt. Nach Möglichkeit sollten die Teilnehmer aus 21 verschiedenen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas kommen. Das Auswahlgremium tagt jährlich ein Mal und setzt sich zusammen aus je einem Vertreter des UN-Umweltprogramms UNEP mit Sitz in Nairobi, der UNESCO mit Sitz in Paris, des Umweltbundesamts mit Sitz in Dessau, des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit Sitz in Berlin, der Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften an der TU Dresden vertreten durch Herrn Professor Makeschin, und mir als Kursdirektor.

Welche Art von Zusammenarbeit gibt es mit den Alumni in ihren Heimatländern?
Die sehr intensive Betreuung während der Kurse bildet die Grundlage unserer guten Kontakte zu den Ehemaligen. Seit 1977 haben über 1500 Teilnehmer aus rund 130 Ländern unser Programm erfolgreich abgeschlossen. Heute halten wir über ein Alumni-Forum im Internet regelmäßig Kontakt zu knapp 300 ehemaligen Kursteilnehmern. Dadurch sind wir in vielen Einzelfällen über den Werdegang unserer Alumni informiert. Uns steht im Rahmen der Projektfinanzierung ein kleines Budget zur Verfügung, mit dem wir Alumni nach Dresden einladen können, um in den laufenden Kursen Seminare anzubieten. Für die aktuellen Kursteilnehmer hat dies einen zweifachen Effekt: Es zeigt sehr deutlich den Wert, den unser Kursprogramm auch ohne standardisierten wissenschaftlichen Abschluß für den persönlichen Werdegang haben kann. Zudem sind unsere Alumni häufig viel näher an den Problemen unserer Teilnehmer dran und können aus ihren langjährigen Erfahrungen vor Ort berichten.
Darüber hinaus passiert es immer wieder, dass der eine oder die andere aus unseren Kursen durch den entstandenen Kontakt nach kurzer Zeit nach Dresden zurückkehrt, um an der TUD ein Masterstudium zu beginnen oder eine Dissertation abzuschließen. Auf diese Weise werden auch internationale Forschungsprojekte und Austauschprogramme mit Instituten und Lehrstühlen der TU Dresden angeregt, oder bestehende Kontakte verstärkt. In diesen Fällen sind Nachkontakte naturgemäß sehr intensiv und dauerhaft.

Die Finanzierung der Kurse, inkl. der Stipendien und Reisekosten der Teilnehmer, stellt die deutsche Regierung als Beitrag zum UN-Umweltprogramm bereit.

Das Programm wird organisiert in Zusammenarbeit mit

* dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP),
* der UNESCO,
* dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU),
* dem Umweltbundesamt (UBA)