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Schach und CAD

Reinhard Seurig

© privat: Mathias Merker - Schachspieler, CAD-Spezialist und Familienvater (r.)
© privat: Mathias Merker - Schachspieler, CAD-Spezialist und Familienvater (r.)
Schon als Kind hat er gern getüftelt. Nicht mit den Händen im Bastelkeller, sondern im Kopf. Denksportaufgaben und Rätsel waren seine Leidenschaft.

Logisch, dass er früher oder später das Schachbrett entdecken musste. Bis heute ist er den 64 kleinen Quadraten treu geblieben und spielt inzwischen in der dritthöchsten deutschen Liga mit. Matthias Merker hat inzwischen die 40 überschritten und ist CAD-Administrator für die König & Bauer AG (KBA) Bogenoffset Planeta Radebeul. Er ist in CAD-Fragen der Ansprechpartner für etwa 140 Mitarbeiter, darunter ca. 100 Mitarbeiter der Konstruktionsabteilungen. Er betreut die CAD-Software, sorgt dafür, dass alle Schnittstellen funktionieren, unterschiedliche Programme miteinander klarkommen. Er stimmt die Abläufe seines Betriebes im Konstruktionsbereich mit denen aus anderen Werksteilen des Druckmaschinenherstellers KBA ab. Er sorgt dafür, dass die Radebeuler Konstrukteure in ihrem Netzwerk alles vorfinden, was sie brauchen.

Derzeit werden nahezu alle Druckmaschinen dieser Welt in Deutschland hergestellt. KBA gehört zu den größten Unternehmen dieser Branche. Das Radebeuler Werk hat sich auf den Sektor Bogenoffset spezialisiert. Andere Druckverfahren werden von anderen Werken des Unternehmens bearbeitet.

Matthias Merker hatte sein Berufsleben schon beim damaligen VEB Polygraph Druckmaschinenwerk Planeta begonnen. Nach der Berufsausbildung mit Abitur zum Maschinen- und Anlagenmonteur folgte der ostdeutsche Wehrersatzdienst als „Bausoldat". 1984 begann er an der TU Dresden sein Studium in der Fachrichtung Konstruktionstechnik. Sein fehlendes FDJ-Mitgliedsbuch, seine Verweigerung des Waffendienstes und sein Engagement in der Kirchgemeinde waren dabei nicht gerade hilfreich. Eigens für Ihn wurde die Seminargruppe mit dem Zusatz „ohne Kommilitone Merker" versehen, damit die TU Genossen wieder eine 100-prozentige Erfüllung der Statistiken melden konnten. Einige Lehrkräfte stellten sich jedoch hinter ihn und verhinderten das Schlimmste. „Besonders Professor Klose habe ich nicht nur in dieser Beziehung viel zu danken."

© Koenig & Bauer AG: Die KBA Genius 52 ermöglicht eine optimale Zugänglichkeit zu den Farb- und Druckwerken für Bedien- und Wartungsarbeiten (nicht M.Merker)
© Koenig & Bauer AG: Die KBA Genius 52 ermöglicht eine optimale Zugänglichkeit zu den Farb- und Druckwerken für Bedien- und Wartungsarbeiten (nicht M.Merker)
Während des Studiums hatte er dann auch den ersten Kontakt zur CAD-Technologie – allerdings zur DDR-typischen Variante. „Eigentlich liefen wir noch mit Lochkarten über den Hof. Der einzige verfügbare Computer stand beim Professor auf dem Podium und der schrieb mit Kreide an die Tafel, was der Monitor anzeigen sollte. Trotzdem war die Ausbildung in den grundlegenden Fähigkeiten sehr gut. Das breite Grundlagenwissen hat mir später Vieles erleichtert. Und den konkreten Umgang mit den Programmen oder der Technik überhaupt, die praktischen Fertigkeiten, die lernt man sowieso nur beim Tun."

Nach dem Studium ging er zu Planeta zurück. "Wir bemühten uns, das 2D-Cad-System „Medusa" einzuführen und die Mängel der Software mit eigener Programmierung auszugleichen. Es waren Zeiten, da viele Konstrukteure noch mit Papier und Bleistift arbeiteten und sich auch eine Arbeit am Bildschirm nicht vorstellen konnten." 1992 folgte dann wegen Umstrukturierung ein halbes Jahr Arbeitslosigkeit. Diese Zeit nutzte Matthias Merker zu einer CAD-Weiterbildung. „n diesem halben Jahr erhielt ich PC- und CAD-Wissen in geballter Form. Das Kabinett war besser ausgestattet als das der TU. Diese Zeit war für meinen weiteren beruflichen Weg Gold wert."

Danach folgte eine Anstellung bei der „Meißener Nachrichtentechnik GmbH." „Dort gab es überwiegend gestandene Konstrukteure, die aber mit Computern wenig Erfahrung hatten. Aber ich konnte dort lernen, eine Aufgabe von Anfang bis Ende durchzuziehen. Die für große Unternehmen übliche Spezialisierung gab es da nicht. Hervorragend war der Zusammenhalt untereinander. Vom Arbeiter bis zum Geschäftsführer – alle zogen an einem Strang und konnten miteinander reden. Die eigenständige Arbeit bereitete mir viel Freude – insbesondere als Mitte der 90er Jahre ein 3D-CAD-System eingeführt wurde, konnte ich auch mein Wissen einbringen."

Im Jahre 1999 erfuhr Matthias Merker, dass in seinem alten Unternehmen ein neues 3D-CAD-System eingeführt werden sollte. Diese anspruchsvolle Aufgabe reizte ihn und tatsächlich gelang es ihm, zu Planeta zurückzukehren. Allerdings nicht als Konstrukteur – als Administrator sollte er den Konstrukteuren zur Seite stehen.

In seiner Freizeit spielt er immer noch leidenschaftlich Schach. Mittlerweile ist er verheiratet und hat drei Kinder. Und immer noch ist er in der Kirchgemeinde aktiv. Den knappen Rest an Freizeit verbringt er in Familie, im Garten oder als „Heimwerker". Auf die obligatorische Frage nach den drei Wünschen zuckt er mit den Schultern und lacht. Keine Antwort. Nur würde er gerne öfter verreisen, in den Süden, die Berge. „Noch einmal mit Freunden durch Rumänien touren, vielleicht mit Rucksack, vielleicht mit Kindern, vielleicht in die Berge, das habe ich mir ganz fest vorgenommen. Und Amerika möchte ich unbedingt noch kennen lernen."

Dort soll es ja auch den einen oder anderen Tüftler geben.