Lesererzählungen | |
Umzug nach der letzten Vorlesung der Fakultät Maschinenwesen 1958 |
Foto: privat
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* Dresdner Frauen atmet auf, wir ziehen ab im Dauerlauf!
* Willst du verdienen dein Geld recht schwer, dann musst du werden Diplom-Ingenieur!
* Wer zu früh aufsteht, wird bald müde!
* Wer noch keine 4 gefangen, hat nach keiner Frau Verlangen!
* Zehn Semester Mensa und trotzdem noch impotent!
* Oft gestolpert aber nie gefallen!
* Dreimal Boiedont am Tag, schützt den grauen Zahnbelag! (Boie war unser Professor – u.a.
Ascheprobleme)
* Saufen sollen alle, sterben aber keiner!
All solche studentischen Losungen, die sehr gesellig und noch tragbar waren.
Wir hatten aber auch noch eine andere Losung „Haltet die Preise – keiner soll hungern!“, da das Mensa-Essen zu dieser Zeit von 60 Pfennig auf 70 Pfennig erhöht wurde. Zu dieser Zeit aber hatte die DDR die Lebensmittelrationierung (Lebensmittelkarten) aufgehoben. In diesem Zusammenhang sind einige Lebensmittel etwas teurer geworden. Diese Aktion haben wir in unserem „Trubel“ überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen können. Die Losung war aber auf die Mensa bezogen und nicht auf die Abschaffung der Lebensmittelmarken. Wir hatten also unseren Spaß und den nächsten Tag mussten wir zum Parteisekretariat und zum Dekan der Fakultät, die „Spaßvorlesung“ in der Mensa hatte ein politisches Nachspiel. Es wurde uns unterstellt, dass diese Losung vom „Klassenfeind“ eingeschleust worden sei und somit verbreitet werden konnte. Man wollte wissen, wer diese eine Losung erdacht und geschrieben hatte und wer sie an die Massen bringen wollte. Wir wussten gar nicht, was los war. Sie wollten eine Person ausfindig machen, die gegen die Staatsmaßnahmen vorgehen und uns Studenten dazu benutzen wollte. Das ging noch längere Zeit. Da waren dann besonders die Seminargruppensekretäre, die FDJ-Sekretäre und die Mitglieder der Partei gefordert. Unser Professor Dr. Boie, der uns betreute, sagte: „Wie konntet ihr das tun! Das hat es noch nie gegeben, dass man die Regierung kritisiert! Hättet ihr doch lieber uns Professoren kritisiert.“ Zum Glück löste sich aber dann alles auf. Einer von uns Studenten haute nach West-Berlin an die Freie Universität ab – und da atmeten sie alle auf: Ja, das war der Übeltäter! Und dann waren alle zufrieden.