Artikelsuche

Rubrik: Autor:

Wissenschaft und Technik

Url senden | Seite drucken

Spezialist für Gesundheitstourismus
Dagmar Möbius

© privat; Porträt Jens Juszczak
© privat; Porträt Jens Juszczak
Mit Medizin sollte sein künftiger Beruf schon zu tun haben. Doch das 1990 begonnene Studium „Biomedizinische Gerätetechnik“ an der TU Dresden entsprach dann doch nicht seinen Vorstellungen: „Zu technisch.“ Nach einem Jahr wechselte Jens Juszczak die Fachrichtung und studierte bis 1997 Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing. „Ich arbeitete damals für verschiedene Dresdner Kultureinrichtungen, zum Beispiel im Staatsschauspiel Dresden oder im Theater Junge Generation, und versprach mir gute Berufsaussichten“, begründet er den Schritt.

Die Fakultät Wirtschaftswissenschaften kannte er aus dem Praktischen Unterricht während seiner Abiturzeit. „Der Neuanfang der BWL-Ausbildung und die vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten begeisterten mich“, erzählt er. Praktisch ausprobieren konnte er sich im Schulkino Dresden, einem Projekt, das Verstehen und Kennen von Filmen in der Schule thematisiert und bis heute erfolgreich besteht. Als Mitbegründer und ehemaliger Marketingverantwortlicher berät er das Schulkino noch heute gelegentlich zu Marketing- oder Sponsoring-Fragen.

Nach Studienabschluss zog es Jens Juszczak nach Köln. Er wurde Junior Product Manager bei der Cologne Musicals GmbH und vermarktete die Musicals Gaudi, Gambler sowie Tabaluga & Lili. Seit Januar 1999 arbeitet der 39-Jährige als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit Schwerpunkt Kultur-, Tourismus- und Medizinmarketing. „Laut Universum Student Survey 2009 ist das übrigens die Staatliche Hochschule mit der höchsten Zufriedenheit der Studierenden“, erzählt Jens Juszczak nicht ohne Stolz. Er hat Lehraufträge für Health-Marketing an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, für Krankenhaus-Marketing an der Fachhochschule Gießen-Friedberg und für Non-Profit-Marketing an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Bonn und „kann für die Dozenten-Tätigkeit auf sehr soliden Marketingkenntnissen aufbauen.“

Zudem hat er zahlreiche wissenschaftliche Beiträge über Sponsoring und Tourismusmarketing verfasst. Sein spezielles Interesse gilt dem Medizintourismus. „Für die vielen empirischen Studien, die ich jährlich durchführe, sind die von Professor Stefan Müller vermittelten Kenntnisse und Fähigkeiten in der Markt- und Marketingforschung extrem nützlich“, lobt er. Der in Sankt Augustin beheimatete Fachbereich der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist heute als führende Forschungseinrichtung für Medizintourismus im deutschsprachigen Raum anerkannt. Mehrmals jährlich treffen sich hier Vertreter der deutschen Universitäts- und Großkliniken zum Erfahrungsaustausch. Jens Juszczaks Expertenwissen kommt nicht nur diversen gesundheits- und tourismuspolitischen Gremien auf Landes- und Regionalebene zugute: „Es bestehen auch gute Kontakte zum Geschäftsbereich Internationale Patienten am Universitätsklinikum Dresden.“ So war selbstverständlich auch ein Dresdner Kollege unter den über einhundert Fachteilnehmern der zweiten Medizintourismus-Konferenz im September 2009. Unter dem Motto „Einwerbung und Betreuung internationaler Patienten“ wurden aktuelle Ergebnisse der vierten Marktstudie „Internationale Patienten in deutschen Kliniken: Märkte – Leistungen – Perspektiven“ vorstellt.

„Medizintourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor", erklärt Jens Juszczak. „Einzelne Kliniken erzielen mehrere Millionen Euro an zusätzlichen Einnahmen. Hinzu kommen Umsätze von Hotels, aus dem Transportgewerbe oder dem Einzelhandel.“ Die Behandlungszahlen von Auslandspatienten in Deutschland steigen kontinuierlich. Das Klischee von Steinreichen, die sich im Ausland behandeln lassen, entspricht übrigens nicht den Tatsachen. „Oft sind es Schwerkranke, die sich eine Therapie im Ausland zusammen sparen, weil sie sonst in ihrer Heimat sterben würden.“

Mit seinem heutigen Tätigkeitsfeld hat Jens Juszczak den Bogen zu seinem Berufsstart erfolgreich geschlossen. „Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit“, sagt der Familienvater zweier Kinder. „Nur für die Promotion bleibt einfach keine Zeit.“