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TU Dresden, Zentrum für Weiterbildung
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Praxis und Weiterbildung

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Generationengespräche in Dresden
Astrid Renger

© M. Viebig: Generationen im Gespräch
© M. Viebig: Generationen im Gespräch
Alles begann im Jahr 2005. Damals absolvierten Claudia Schönherr und Melanie Viebig gerade ihr Halbjahrespraktikum im Zentrum für Weiterbildung an der TU Dresden. Claudia Schönherr studierte Erziehungswissenschaften, Melanie Viebig Germanistik, Erziehungswissenschaften und Soziologie. Beide suchten ein Praktikum zum Thema Erwachsenenbildung bzw. Seniorenarbeit. Das Zentrum für Weiterbildung nutzte seine Zusammenarbeit mit der Dresdner Seniorenakademie – das Projekt „Generationengespräche“ wurde aus der Taufe gehoben.

Ziel des Projektes ist es, ältere und junge Menschen zusammenzubringen, ihnen die Lebens- und Erfahrungswelt der jeweils anderen näher zu bringen, Vorurteile abzubauen und Verständnis zu wecken. Claudia Schönherr erläutert: „Hintergrund ist, dass heute außerhalb familiärer Strukturen meist wenig Begegnung zwischen verschiedenen Generationen stattfindet.“ Zuerst suchten die beiden Projektleiterinnen nach einer passenden Schulklasse. Melanie Viebig erinnert sich: „Ich ging auf verschiedene Schulen zu, aber über das Sekretariat bin ich selten hinausgekommen. Frau Plötner, die Klassenlehrerin der damaligen 7a der 46. Mittelschule bekamen wir schließlich über das Mädchenprojekt Walpurga in Dresden-Plauen empfohlen.“

Die zehn Senioren wurden aus insgesamt 40 Bewerbern ausgewählt, die sich auf einen Aufruf in der Tagespresse gemeldet hatten. Claudia Schönherr: „Wichtig war uns dabei vor allem, dass die Älteren aufgeschlossen und kommunikativ sind, denn sie müssen schließlich mit den zum Teil sehr direkten Äußerungen der Jugendlichen umgehen.“ Das Alter der Senioren reichte von Mitte 40 bis über 80 Jahre. Durch diese große Altersspanne konnten auch seitens der Senioren sehr unterschiedliche Lebenserfahrungen einfließen.

Für das Sommerhalbjahr 2005 wurden vier Veranstaltungen konzipiert. Zur Verfügung stand dabei je eine Doppelstunde im Rahmen des Ethikunterrichts. Das Thema der ersten Veranstaltung lautete „Fremdbild/Selbstbild“. Melanie Viebig: „Ziel war eine erste Annäherung, ein gegenseitiges Kennenlernen, damit sich die Teilnehmer aneinander gewöhnen können. Im Laufe der Doppelstunde kamen dann auch Vorurteile zur Sprache wie ‚Die Alten sind immer krank, sehen und hören nichts mehr und verbringen ihre Zeit nur noch vor dem Fernseher‘ oder ‚Die Jugendlichen von heute haben alles, meckern bloß rum und machen die Straßenbahnen kaputt‘. Dadurch entfachte sich natürlich eine Diskussion. Schließlich tauschten die Schüler und Senioren die Rollen, um sich Fragen zu stellen wie ‚Als Du 14 warst, wie ist der Tag abgelaufen?‘ oder ‚Stell dir vor, 65 Jahre alt zu sein, was macht dir dabei Angst?‘. Auch die Veränderung des Bildes von Großeltern von der strickenden Großmutter mit Dutt hin zur aktiven Skateboard-Omi wurde anhand von Kinderbüchern diskutiert.“

Die zweite Veranstaltung widmete sich dem Schulalltag gestern und heute. Sie begann mit einem Rundgang in der Schule. Die Senioren erzählten von mehreren Klassen, die früher in einem einzigen Raum unterrichtet wurden, von Schiefertafeln und festen Sitzbänken. Besonders anschaulich wurde der Wandel der Lebensverhältnisse anhand des Inhalts und der Größe der Schultüte. Was würde ein Kind heute zu Äpfeln und Kohlen in der Zuckertüte sagen? Danach diskutierte die Gruppe Fragen nach dem Stellenwert von Noten oder die Einführung von Schuluniformen.

Sehr persönlich wurde es beim dritten Treffen, das sich mit dem Tagesablauf der Teilnehmer befasste. Dabei kamen auch die zum Teil schwierigen familiären Verhältnisse der Jugendlichen zur Sprache, die sich mit dem Verlust eines Elternteils oder der Scheidung der Eltern auseinandersetzen müssen. „Das hat auch die Senioren sehr beeindruckt und Frau Plötner stellte das vertrauensvolle Miteinander der Schüler untereinander her, ohne das solche Themen in einer Klasse gar nicht besprochen werden könnten“, erläutert Claudia Schönherr.

Den Abschluss der „Generationengespräche“ bildete ein gemeinsames Sportfest im Großen Garten. Die Mannschaften wurden je aus Schülern und Senioren zusammengesetzt. Knobelspiele, Federball, Eierlaufen oder Eier stoßsicher verpacken standen auf dem Programm. „Dieser Tag hat allen großen Spaß gemacht. Gerade auch für die Senioren war dieser aktive Teil des Projektes ein besonderes Erlebnis“, erinnert sich Claudia Schönherr und zieht übereinstimmend mit Melanie Viebig für sich als Fazit ihres Praktikums: „Kontakte mit Schulen und Lehrern knüpfen, das sichere Auftreten vor Gruppen, Moderation, Konzeption erstellen, alles das habe ich gelernt. Frau Leuterer ließ uns bei der Wahl des Themas und bei der Ausführung völlig freie Hand, unterstützte uns aber, wann immer das nötig war."

Verena Leuterer vom Zentrum für Weiterbildung erklärt ihre Erwartungen an Praktikanten: „Wichtig ist, eine eigene Idee zu haben, weil dann auch die Motivation der Praktikanten am größten ist. Wenn diese Idee mit den Inhalten unserer Arbeit zusammenpasst, dann finden wir einen Weg, das Projekt umzusetzen.“

Mögliche Themenbereiche für Praktika am Zentrum für Weiterbildung sind Berufsbefähigung, Erwachsenenbildung, intergenerative Arbeit und die Entwicklung fachspezifischer und individueller Weiterbildungen.

Die Generationengespräche wurden im Rahmen des „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“ ehrenamtlich weitergeführt und erhielten im Sommer 2006 den Förderpreis der Initiative Bürgerstiftung für gute, generationenverbindende Projekte.