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Lesererzählungen

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Gaudeamus igitur!
Wolfgang Höppel

© TUD; Prof. Trinks
© TUD; Prof. Trinks
Ich habe von 1955 bis 1959 Berufspädagogik an der Technischen Hochschule Dresden studiert. Dekan der Fakultät war Professor Trinks. Wir hatten zwei Semester Vorlesung bei ihm und zwei mündliche Prüfungen. Wer diese Vorlesungen gehört hat, wird immer noch an das rhetorische Feuerwerk denken, das er manchmal startete, andererseits die sorgfältige Behandlung der deutschen Sprache und sein Humor.

Auf Grund seiner politischen Vergangenheit hatte er eine Art „Freibrief“, den er sichtlich nutzte. Aber seine Rede auf dem pädagogischen Kongress in Leipzig und der Festvortrag im Hygienemuseum anlässlich des 100. Geburtstages von Avenarius waren für die Oberen doch zu starker Tobak. Das hatte zur Folge, dass er mit Erreichen des Rentenalters in den Ruhestand versetzt wurde.

Ich empfinde heute noch die feierliche Spannung, die über dem Raum lag. Zudem saßen wir Studenten gemeinsam mit den Kruzianern in der ersten Reihe, das wertete uns auf.

Extra für unser Semester veranstaltete Prof. Trinks eine Gemäldeausstellung erster Güte. Die bekanntesten Dresdner Maler wie Naumann, Hegenbarth, Kretschmar und Dix waren vertreten. Während sich die Besucher an den Bildern erfreuten, schwitzten wir bei den Antworten der Belegfragen, z.B. „Welches Bild gefällt mir und warum?“. Schlimmer wurde es, wenn sich der Meister an den Flügel setzte und eine Art Musik machte. Wir durften raten. Die Belege sind nie ausgewertet worden.

Unvergesslich der Einmarsch der Familie Trinks im Festsaal am Weberplatz anlässlich einer Veranstaltung. Vornweg der Meister, in gebührlichen Abstand Frau Trinks und danach die beiden Zwillingstöchter.

Einige der vielen „Trinksschen“ Sprüche:

  • Sächsisch ist kein Dialekt, sächsisch ist eine Schlamperei
     
  • In diesem Punkt ist die Regierung mit mir einer Meinung! Man zeichnet heute auch Intelligenz am Arbeitsplatz aus, z.B. mit dem Aktivistenzeichen. Aber es ist wie mit dem Eisernen Kreuz im 1. Weltkrieg? Am Ende hat es jeder.
     
  • Es gibt in der plastischen Darstellung zwei Arten von Frauen - Nackte und Ausgezogene. Unsere Studenten haben ihr Kunstverständnis bewiesen, als sie im Karneval der Plastik am Bahnhof Kleidung angezogen haben, der am "Astoria" nicht.
     
  • Grotewohl und Ulbricht haben Schwierigkeiten mit den Begriffen Inspiration und Intuition. Warum, weiß keiner.