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Zolmon Müller
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Absolventenporträts

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Regionalbotschafter vorgestellt: „Wir haben wirklich zu einer sehr besonderen Zeit studiert“
Steffi Eckold

© privat; Regionalbotschafterin Zsolmon Müller 
bei einer Geburtstagsparty 1994 im Wohnheim Hochschulstraße 50
© privat; Regionalbotschafterin Zsolmon Müller bei einer Geburtstagsparty 1994 im Wohnheim Hochschulstraße 50
Unter dem Motto „Regionalbotschafter vorgestellt“ werden internationale Absolventen porträtiert, die sich weltweit als Regionalbotschafter für die TU Dresden engagieren. Sie erleichtern Austauschstudenten oder Hochschullehrern in ihren Heimatländern den Einstieg und stehen im Vorfeld für Anfragen zu Verfügung – einfach per
E-Mail über die Absolventenwebsite.

Hürden während eines Studiums selbstständig zu meistern, gehört dazu. Während des Studiums das Ende eines Staates mitzuerleben und dabei mehr als 7000 Kilometer fern der Heimat zu sein, ist hingegen ganz andere Herausforderung. Zolmon Müller aus der Mongolei hat sie erfolgreich gemeistert.

Zolmon Müller, geb. Dolgor, kam Mitte der 1980er-Jahre in die DDR, absolvierte in Nordhausen zwei Jahre lang einen Deutsch-Sprachkurs und begann 1987 ein Studium der Textiltechnik an der TU Dresden. „Man musste damals studieren, was das Vaterland brauchte“, stellt Müller rückblickend fest, deren Studium durch ein Regierungsstipendium der Mongolei ermöglicht wurde. In DDR war sie vorher noch nie gewesen und erlebte mit der Wende auch eine große Zeit der Unsicherheit: „Wir alle wussten nicht, ob wir weiterstudieren dürfen oder nach Hause fliegen müssen“, erinnert sie sich. „Dadurch haben wir fast zwei Jahre Studienzeit verloren, dazu zwei Jahre für die Sprachvorbereitung – wir haben wirklich zu einer sehr besonderen Zeit studiert.“

Im Jahr 1995 beendete sie als Diplomingenieurin ihr Studium. Besonders interessant waren für sie die Arbeiten in der Textilmaschinenhalle. In Erinnerung geblieben sind neben Dozenten und Professoren ihres Fachbereichs auch die Mitarbeiter des Auslandsamts der TU Dresden. „Die ausländischen Studenten haben immer Hilfe von allen Leuten bekommen, Dozenten haben bei Anfragen ohne Zögern geholfen“.

© privat; Ehemalige Mitstudentinnen
© privat; Ehemalige Mitstudentinnen
Der Einstieg ins Berufsleben in der Mongolei war für Zolmon Müller, die direkt nach Ende der Schulzeit nach Deutschland gekommen war, auch mit einem Kulturschock verbunden. „Ich hatte keine Ahnung, wie man in der Mongolei arbeitet. Ich konnte nicht einmal meine Berufsbezeichnung mongolisch übersetzen“, erinnert sie sich. Zolmon Müller entschied sich nach einiger Zeit zur Selbstständigkeit. Sie gründete in Ulaanbaatar die Firma „German zuuch“ (dt.: „Deutsche Vermittlung“), importierte deutsche Technik in die Mongolei, gab Deutschunterricht  und vermittelte mongolischen Schülern Au-Pair-Angebote. Seit fast 15 Jahren ist sie für Interessenten aus der Mongolei Ansprechpartner für Fragen rund um das Studieren in Deutschland und unterstützt mongolische Schüler, die in Deutschland studieren wollen. Sie gehörte 1999 zu den Gründern des Vereins „Mongolisch-Deutsche Brücke“ und war 2008 eine der ersten, die Regionalbotschafter der TU Dresden wurden und sich ehrenamtlich für ihre Alma Mater engagierten. Oft sind es grundlegende Fragen, die sich aufgrund unterschiedlicher Kulturen und über 7000 Kilometern Entfernung zwischen beiden Ländern zwangsläufig ergeben: Lebenshaltungskosten, Wohnungssuche, Kontoeröffnung, welche Berufe erlernt werden können … „Die Webauftritte vieler deutscher Hochschulen bieten ihre Informationen nur auf Deutsch und Englisch an. Für spezielle Fragen wenden sich viele junge Leute daher an mich.“ Schon lange hat sich Zolmon Müller vorgenommen, eine Informationswebsite in mongolischer Sprache zu erstellen. „Zeit und Geld dafür fehlen immer noch“, stellt sie fest.

Seit 2010 lebt Zolmon Müller in Deutschland, reist jedoch regelmäßig in die Mongolei. Pläne hat sie viele. „Ich würde gern die aktuellen mongolischen TU-Studenten beim Studium und bei der Freizeit unterstützen und sie ein bisschen Heimatgefühl bekommen lassen“. In der Mongolei plant sie, vor Ort lebende TUD-Absolventen in einer Gruppe zu versammeln, die mit Neuigkeiten aus Dresden versorgt werden könnte. „Ich kann mir auch eine Stellen- und Praktikumsplatzvermittlung in Deutschland, Dresden und der Mongolei vorstellen“. Neue Herausforderungen für die Zukunft.