Regionalbotschafter im Porträt | |
Eine Magistra im Dienst der deutschen Sprache |
Vorname: | Thi Thu Thao | |
Name: | Nguyen | |
Abschlussjahr | 2008 | |
Studiengang: | Magister Germanistik/Romanistik | |
Jetzige Tätigkeit: | Assistentin der Schulleiterin – The Olympia Schools Hanoi | |
Regionalbotschafter: | seit 2008 | |
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KONTAKT online sprach mit ihr über spontane Entscheidungen, Engel an der Uni und das Lernen an frischer Luft.
Was haben Sie an der TUD studiert? Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Dresden entschieden?
Ich habe von 2003 bis 2008 an der TU Dresden Germanistik/Deutsch als Fremdsprache und Romanistik/Französische Sprachwissenschaft auf Magister studiert. Im Studium generale mehrere Semester lang Grundlagen der Medizin, Soziologie, Politikwissenschaft, Tourismuswirtschaft und Architektur/Baugeschichte belegt. Nach meinem Besuch der 2. deutschen Bildungsmesse im Dezember 2001 in Hanoi habe ich ein Jahr lang ein Poster von der TU Dresden über meinem Bett hängen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Mein Ziel war klar, meine Entscheidung stand fest – ich wollte an der TU Dresden studieren. Allerdings war mein Deutsch damals noch nicht so gut, so dass ich nicht von Anfang an alle Informationen über die TU Dresden auswendig wusste.
Erzählen Sie uns doch bitte eine Episode aus Ihrer Studienzeit! Woran erinnern Sie sich gern? Wo haben Sie sich gern in Dresden aufgehalten? Wo war Ihr Lieblingsort an der Uni?
Mein Studium war super intensiv. Ich habe das gesamte Studienprogramm in sieben Semestern geschafft – einschließlich der „tollen“ Latinum-Prüfung. Im achten Semester absolvierte ich zwei mündliche und zwei schriftliche Abschluss-Prüfungen in meinen beiden Hauptfächern und im neunten Semester schrieb ich meine Magisterarbeit. Ich kann sagen, dass ich mit enormer Leidenschaft studiert habe – die Dank toller Dozenten immer wieder neu entfacht wurde. Ich erinnere mich gern an drei Semester meiner Studienzeit, an drei Vorlesungen von Prof. Ingo Kolboom, die ich mit meiner 89-jährigen Kommilitonin Irmgard Steglich besucht habe. Sie war ein Engel – von Gott geschickt um mir eine Botschaft zu bringen: Das Wissenwollen hat keine Altersgrenze. Ich bedanke mich sehr bei allen Dozenten, die von mir gern besucht und gestört wurden – bei Frau Prof. Lieber, Frau Hanig, Herrn Prof. Kolboom, Herrn Dr. Zeuner, Herrn Dr. Geiser … Am liebsten war ich in Dresden immer am Elbufer – zu den Filmnächten, bei Konzerten oder in den vielen Biergärten. In meiner Freizeit bin ich auch oft in die Semperoper gegangen – ins Konzert oder noch lieber ins Ballett. Mein Lieblingsort an der Uni war der Garten meines Wohnheims – denn ich lerne am besten an frischer Luft, um einen Baum herum. Ich kann einfach nicht gut in geschlossenen Räumen lernen – weder in der Bibo noch in meinem Zimmer.
Was verbindet Sie heute mit der TUD? Wie nutzen Sie Ihre Verbindung zur TUD in Ihrem beruflichen und persönlichen Netzwerk?
Durch meine Tätigkeit als Regionalbotschafterin habe ich regelmäßig Kontakt zu meiner ehemaligen Uni. Das Absolventenreferat der TU Dresden richtet regelmäßig internationale Alumniwochen aus, an denen ich nach Möglichkeit teilnehme. Die Workshops und Trainingsprogramme sind mir sehr hilfreich, da ich nicht nur mein Netzwerk erweitern kann, sondern auch meine Kenntnisse und Erfahrungen mit verschiedenen Kulturen und interessanten Menschen, die sich wie ich für ihre ehemalige Universität engagieren. Der Status einer TUD-Regionalbotschafterin hilft mir bei meiner jetzigen Tätigkeit sehr. Er schafft Vertrauen in der organisatorischen Korrespondenz mit deutschen Institutionen hier in Vietnam, wie DAAD, Goethe-Institut etc., bei Gesprächen in meiner Schule mit Eltern, die ihre Kinder gern zum Studium in die EU schicken möchten oder bei Fragen von Schülern, Bekannten oder Freunden, die sich für ein Studium in Deutschland interessieren.
Warum sind Sie Regionalbotschafterin der TUD geworden? Warum ist Ihnen dieses Engagement wichtig?
Ich habe viele positive Erfahrungen in Dresden gemacht und sehr viel Zuneigung und Förderung von meinen Dozenten bekommen. In meinem jetzigen Beruf kann ich meine an der TUD erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten voll einsetzen. Besonders dankbar bin ich, dass mein Studium kostenlos war. Und jetzt habe ich die Gelegenheit, etwas davon zurückzugeben. Nach dem Studium bin ich stets mit der Uni in Kontakt geblieben und baue meine Verbindungen immer weiter aus. Das macht mich wirklich stolz und glücklich. Und so kann ich auch selbst etwas zum guten Ruf der Universität im Ausland beitragen.
Wie können Sie Wissenschaftlern, Studierenden und Alumni der TUD helfen, die an einem Studienaufenthalt in Ihrem Land interessiert sind? Was haben Sie dabei schon konkret erreicht?
Schon während der Studienzeit habe ich gern Informationen an interessierte Jugendliche weitergegeben – meist an Schüler in Vietnam und Studenten in Dresden. Als Regionalbotschafterin habe ich so weitergemacht und zum Beispiel Informationen über Jobangebote oder Praktikumstipps vermittelt. Jeder Interessierte kann mich ganz einfach per E-Mail erreichen. Ich habe an den internationalen Alumniwochen 2009, 2011, 2015 und 2016 in Dresden teilgenommen. Dabei interessierten sich im Durchschnitt ca. fünf Prozent der teilnehmenden TUD-Studierenden für mein Land. Bei den letzten beiden Treffen waren es in der Mehrheit vietnamesische oder auch asiatische Studierende, die in Deutschland aufgewachsen sind.
Haben Sie die Gelegenheit gehabt, die TUD in Ihren Netzwerken bekanntzumachen?
Ja, denn ein Teil meiner Tätigkeit ist die Beratung zum Studium in Europa bzw. in Deutschland. Wenn Schüler mit Fragen zu mir kommen, beantworte ich diese gern – und motiviere sie, frühzeitig die deutsche Sprache zu erlernen. Gerade erst hatte ich einen Beratungstermin mit der Mutter eines 15-jährigen Schülers, der im letzten Jahr Deutsch im Deutsch-Klub meiner Schule gelernt hat und nun das Goethe-Institut besucht.
Was haben Sie noch in diesem Sinne unternommen?
Ich tausche mich regelmäßig mit anderen TUD-Regionalbotschaftern aus und nutze auch meine facebook-Seite um für die TUD zu werben.
Welche Ideen und Pläne für die Zukunft haben Sie als Regionalbotschafterin? Welche Anregungen, Hinweise, Wünsche möchten Sie dem Absolventenreferat mitgeben?
Informationen über Studienmöglichkeiten in Dresden sollten sehr früh verbreitet werden – ich denke dabei vor allem an eine Zusammenarbeit auf Schulebene. Professoren der TU Dresden könnten Schulen in Vietnam besuchen, an denen Deutsch unterrichtet wird (PASCH-Schulen) und dabei wie bei der TUD-Kinderuniversität Experimente und Geschichten aus ihrem Fachgebiet mitbringen. Wir Regionalbotschafter geben gern Hinweise, welche Schulen Sie ansprechen sollten. Außerdem sollten alle Kooperationsprojekte mit der TU Dresden vor Ort besser bekanntgemacht werden, ich denke hier an die Reinigung des Hoan Kiem Sees oder das duale M.A-Studium an der TU Hanoi (Sie machen das M.A.-Studium in Automechanik an der TU Hanoi, und dann an der TU Dresden – so zumindest ist mein Kenntnisstand). Bitte schauen Sie in das Programmheft des Goethe Instituts Hanoi für 2017. Kein Kurs steht mit Dresden in Verbindung, in keiner Form: Weder als Reiseziel noch als Lernort.
Die jährliche TUD-Alumniwoche(n) sollte(n) auch in den Regionen stattfinden, in denen die Bostchafter aktiv sind – zum Beispiel in Hanoi für die Alumni in Südost-Asien. Das würde unsere Position als Regionalbotschafter stärken und die Möglichkeiten für interregionale Kooperationen zwischen ASEAN- und EU-Ländern verbessern. Und nicht zuletzt sollte(n) die Alumniwoche(n) ganz gezielt auf die Internationalisierung der TUD fokusiert werden. Dazu müssen mehr junge Köpfe mit neuen Ideen gewonnen werden. Zur Auswahl der Teilnehmern schlage ich folgendes Prinzip vor: Von jedem Kontinent ist immer nur ein erfahrener Regionalbotschafter als „alter Hase“ dabei, alle anderen sollten neue Regionalbotschafter sein. Die neuen Regionalbotschafter erstellen zuvor ein Kurzkonzept, in dem sie beschreiben, welche Ziele und Pläne sie verfolgen. Dieses diskutieren sie dann untereinander und mit den „alten Hasen“.
Wir Regionalbotschafter könnten auch bei der Förderung von Start-up-Ideen mitwirken – und zwar von zwei Seiten: Thao startet in Hanoi unter ihren Schülern einen Wettbewerb für Start-up-Projekte. Die besten Ideen übermittelt sie an die TU Dresden. Deren Experten werten die Vorschläge aus und verfolgen diese ggf. mit Wissenschaftlern und Studenten weiter.