Regionalbotschafter im Porträt | |
Ein Politikwissenschaftler vermittelt zwischen Nord und Süd, Ost und West |
Vorname: | Tasos | |
Name: | Costeas | |
Abschlussjahr | 1998 | |
Studiengang: | Politikwissenschaft, Geschichte | |
Jetzige Tätigkeit: | Angestellter im Büro des Ombudsmans Zypern | |
Regionalbotschafter: | seit 2008 | |
Sie planen einen Aufenthalt in Zypern? Dann nehmen Sie mit Tasos Costeas auf!
KONTAKT online sprach mit ihm über Umbrüche, Anschnitte und Versprecher
Was haben Sie an der TUD studiert? Warum haben Sie sich für ein Studium an der TU Dresden entschieden?
Die frühen 1990er-Jahre waren eine Periode des politischen Umbruchs. Deutschland und Europa änderten sich rasch und gründlich. Deutschlands Osten war das Epizentrum dieses Wandels. Nach einem Besuch bei meinem Bruder, der damals in Dresden Musikkomposition studierte, war ich unglaublich fasziniert von dieser Stadt. Meiner Meinung nach war und ist Dresden einer der besten Studienorte – nicht nur in Europa, sondern in der Welt. Und so entschied ich mich dort zu studieren.
Erzählen Sie uns doch bitte eine Episode aus Ihrer Studienzeit! Woran erinnern Sie sich gern? Wo haben Sie sich gern in Dresden aufgehalten? Wo war Ihr Lieblingsort an der Uni?
Wie jeder Student, insbesondere als Ausländer, könnte ich unzählige Geschichten über das Studienleben erzählen. Für mich ist mein erstes Referat im ersten Semester im Fach Internationale Beziehungen unvergesslich – und peinlich zugleich. Die sprachliche Barriere erschien mir noch sehr hoch, deswegen wählte ich ein für mich leichtes und immer aktuelles Thema: Das Zypern-Problem! Ich sprach unter anderem über die zyprische Fahne, die übrigens von einem türkischen Lehrer im Jahr 1960 gezeichnet wurde. Am Abend sollte ich aber eine neue Pfanne kaufen. Die Ähnlichkeit der Wörter (obwohl Pfanne aus dem griechischen stammt) führte dazu, dass der kurze Vortrag für mich zu einem Spagat zwischen Fahne und Pfanne wurde. Zum Glück hat mich der gute Prof. Büren höflich korrigiert, bevor das Gelächter der Kommilitonen zu peinlich wurde. Meine Lieblingsorte in der Uni waren die hübsche Kantine in der neuen Mensa, die ehemalige Bibliothek der philosophischen Fakultät in der dritten Etage der August-Bebel-Straße und das ehemalige Informatikzentrum in der Gerokstraße, wo wir die Anfänge des Internets erlebten.
Was verbindet Sie heute mit der TUD? Wie nutzen Sie Ihre Verbindung zur TUD in Ihrem beruflichen und persönlichen Netzwerk?
Gute Erinnerungen und alte Freundschaften kann man nicht einfach vergessen, obwohl das Leben immer neue Herausforderungen und Prioritäten mitsich bringt. Die TU Dresden ist für mich immer noch eine unerschöpfliche Erfahrungs- und Bildungsquelle, und so kann ich immer wieder neue Erkenntnisse und Entwicklungen in meine Arbeitswelt übernehmen.
Warum sind Sie Regionalbotschafter der TUD geworden? Warum ist Ihnen dieses Engagement wichtig?
Mir ist es wichtig, junge Leute darüber aufzuklären, wie wichtig ein Auslandsstudium für sie ist. Mein Engagement geht dabei in beide Richtungen – von Dresden nach Zypern und von Zypern nach Dresden. Besonders für Jugendliche in meiner Heimat Zypern, das innerhalb Europas ähnlich wie Malta eine kleine (Insel-)Welt für sich ist, ist das „Mal weggehen“ ein großer Entwicklungsschritt. Kleinen Ländern mangelt es oft an „internationaler Sozialisation“, unabhängig vom Lebensstandard und trotz des Internets. Die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen und für die wir dringend Lösungen suchen, sind so komplex, dass es nahezu unmöglich ist, sie allein zu bewältigen. Internationale Kooperation, interkultureller Austausch und Vielsprachlichkeit sind die wichtigsten Rahmenbedingungen für jegliches Handeln. In Deutschland fehlt es heute nicht an Offenheit und Akzeptanz – und ich bin mir sicher, dass dies trotz mancher Differenzen auch in Zukunft so bleiben wird. Die TU Dresden ist dafür ein gutes Beispiel und mein Engagement als Regionalbotschafter empfinde ich wie ein weit geöffnetes Fenster nach Deutschland.
Ich bin immer bereit, interessierten Studenten alle Informationen zu geben, die sie für einen Auslandsaufenthalt brauchen. Zypern ist als Inselstaat ein Knotenpunkt zwischen Ost und West und deshalb sehr interessant für Fächer wie Wirtschaft, Finanzen und Seefahrt, aber auch Politik, Geschichte und Kultur. Nicht nur als Regionalbotschafter, sondern auch durch den Zyprisch-Deutschen Kulturverein, erreichen uns immer wieder Anfragen, die meine Kollegen und ich gerne beantworten.
Haben Sie die Gelegenheit gehabt, die TUD in Ihren Netzwerken bekanntzumachen?
Das Interesse für ein Studium in Deutschland ist größer geworden – aber am beliebtesten sind nach wie vor England und Griechenland. Zypriotischen Studenten macht die deutsche Sprache Sorgen. Seit es aber an der TUD immer mehr englischsprachige Kurse gibt, hat sich das geändert. Als ich im Oktober 2016 zur Internationalen Alumniwoche des TUD-Absolventenreferats nach Dresden kam, traf ich auch einige zypriotische Studenten. Das ist ein gutes Zeichen.
Was haben Sie noch in diesem Sinne unternommen?
Dresden ist eine bekannte deutsche Stadt, wird international aber nicht so wahrgenommen wie Berlin, München, Frankfurt oder Hamburg. Dresden kommt mindestens einmal im Jahr ganz groß vor. Zur Vorweihnachtszeit berichtet das Fernsehen pünktlich zum 1. Advent über den Anschnitt des riesigen Christstollens am Striezelmarkt. Aber Dresden hat mehr zu bieten außer Weihnachtstourismus und – leider auch – Pegida.
Welche Ideen und Pläne für die Zukunft haben Sie als Regionalbotschafter? Welche Anregungen, Hinweise, Wünsche möchten Sie dem Absolventenreferat mitgeben?
Es gibt immer mehr Ideen als Zeit und Mittel. Aber Ideen sind wichtig, weil man sich damit auch leicht erreichbare Ziele setzen kann. Für November nächsten Jahres, wenn auf Zypern die jährlichen Veranstaltungen zum Monat der deutschen Sprache stattfinden, werden wir, wenn alles klappt, etwas Größeres mit der TUD organisieren – vielleicht eine Forschungsausstellung.