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Kernkonzept GmbH
GF: Dr. Michael Hohmuth
Buchenstr. 16b
01097 Dresden
Tel.: +49 351 41 888 611

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Fasziniert von Computern und sicheren Betriebssystemen
Dagmar Möbius

Dr. Michael Hohmuth lernte schon als Kind programmieren – via Briefpost. Das damals unpopuläre Fach Informatik studierte er aus Interesse, aber auch, weil der Dresdner in seiner Heimatstadt bleiben wollte. Heute leitet er hier das Softwareunternehmen Kernkonzept.

Ein Artikel in der DDR-Bastlerzeitschrift „practic“ faszinierte Michael Hohmuth als Kind so, dass er einen Briefpartner mit einem eigenen Heimcomputer suchte und fand. Ein Hallenser brachte ihm fortan postalisch das Programmieren bei.

© Deutsche Fotothek CC BY-SA 3.0 de
Die Heimwerkerzeitschrift "practic" erschien ab 1967 im Verlag Junge Welt. Auf der undatierten Aufnahme ist sie in der Auslage eines Zeitungsstandes am Dresdner Postplatz zu sehen.
© Deutsche Fotothek CC BY-SA 3.0 de Die Heimwerkerzeitschrift "practic" erschien ab 1967 im Verlag Junge Welt. Auf der undatierten Aufnahme ist sie in der Auslage eines Zeitungsstandes am Dresdner Postplatz zu sehen.

Später besuchte Michael Hohmuth das Schülerrechenzentrum, das heute zur TU Dresden gehört, und absolvierte Praktika beim Kombinat Robotron. „Mein Weg zur Informatik war vorgezeichnet“, sagt er. Nach dem Abitur am Dresdner Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium begann er 1991 sein Studium an der TUD. „Das war damals noch kein populäres Studienfach, aber die TUD-Informatikausbildung hatte schon damals einen guten Ruf“, sagt er und gibt zu: „Ausschlaggebend war damals eher, dass ich gern in Dresden bleiben wollte.“

Alle Studienangebote waren für Michael Hohmuth interessant. Statt einzelne herauszugreifen, betont er seinen Reifeprozess durch die Mitarbeit und das Ausprobieren in verschiedenen Forschungsgruppen. Als wissenschaftliche Hilfskraft kam er in Kontakt mit Künstlicher Intelligenz, war im Rechenzentrum tätig und wartete verschiedene Rechner. Über die IT-Administration kam er zu seinem späteren Tätigkeitsfeld. „Ich war schon immer an Betriebssystemen interessiert und habe in meiner Freizeit an einem Free-Software-Betriebssystem für Atari-ST-Computer mitgearbeitet, aber ich hatte zu Beginn meines Studiums meine Schwierigkeiten mit der Betriebssysteme-Vorlesung und ich hatte in dem Fach auch keine guten Noten.“ Einen entscheidenden Impuls gab der damals neue Betriebssysteme-Professor Hermann Härtig. „In seiner Gruppe konnte ich nicht nur kleine Verbesserungen hier und da erforschen, sondern ein eigenes Betriebssystem von Grund auf selbst entwickeln.“

© privat; Dr. Michael Hohmuth studierte Informatik und leitet heute das Softwareunternehmen Kernkonzept.
© privat; Dr. Michael Hohmuth studierte Informatik und leitet heute das Softwareunternehmen Kernkonzept.
Darüber schrieb Michael Hohmuth 1996 seine Diplomarbeit. „Linux-Emulation auf einem Mikrokern“ hieß das für Laien etwas sperrige Thema. Der Informatiker erklärt es so: „Standardbetriebssysteme wie Windows oder Linux können viel, sind aber deshalb auch störanfällig. Um Geheimnisse für sich zu behalten, braucht man ein kleineres, vertrauenswürdiges Betriebssystem. Solche Mikrokernsysteme machen nur, was sie machen sollen und delegieren den Rest an Anwendungsprogramme.“ Weil das Linux-System wie in eine Kapsel in einen Mikrokern eingesperrt wurde, sprachen die Forscher von einer „Prinzessin auf der Erbse“.

Ab 2006 baute Dr. Michael Hohmuth das Operating System Research Center beim Prozessor-Hersteller AMD in Dresden mit auf. Im Jahr der Schließung, 2012, gründete er mit seinen früheren Uni-Kollegen Adam Lackorzynski und Alexander Warg die Kernkonzept GmbH in Dresden. Als alleiniger Geschäftsführer ist er heute für knapp 30 Mitarbeitende verantwortlich. Das Softwareunternehmen entwickelt „Microkernel-Betriebssysteme für Anwendungen mit besonderen Anforderungen an IT-Sicherheit, Safety und Virtualisierung“. Kernkonzept arbeitet mit der L4Re-Technologie. Diese kann Hackerangriffe erschweren und die Systemsicherheit steigern. Interessant ist das unter anderem für Autozulieferer wie Elektrobit, die Software-Tochter des Continental-Konzerns, sowie für zahlreiche nationale und internationale Unternehmen, die besondere Sicherheitsanforderungen an ihre Betriebssysteme haben.

Mit seiner Universität ist Dr. Michael Hohmuth nach wie vor eng verbunden. Nicht nur wegen gemeinsamer Forschungsprojekte, sondern auch wegen des Fachkräftebedarfes in der Branche. Dieser stellt für ihn die größte Herausforderung als Führungskraft dar. „Wir versuchen natürlich, die besten Absolventen, die sich für Betriebssysteme interessieren, für uns zu gewinnen“, berichtet der Kernkonzept-Geschäftsführer. „Das ist in Zeiten, in denen die Stadt Dresden medial oft einseitig dargestellt wird, ein Problem.“ Deshalb engagiert er sich gemeinsam mit anderen hier ansässigen Betriebssysteme-Firmen wie Amazon und Huawei dafür, das Dresden als Ausbildungs-, Forschungs- und Industriestandort attraktiv bleibt. Kernkonzept bietet dafür eine familienfreundliche, abwechslungsreiche und angenehme Arbeits- und Büroatmosphäre. Zu „diversen Annehmlichkeiten“ gehören Weiterbildungsprogramme oder Beteiligung am Gewinn. „Work-Life-Balance betrifft alle“, betont er, „unsere weiblichen und männlichen Mitarbeiter.“ Deshalb gibt es bei Kernkonzept nicht nur Teilzeit-, Elternzeit- und Arbeitszeitverlagerungsangebote für alle, sondern auch ein Sabbatical-Programm. „Typisch IT“, sagen Freunde von Michael Hohmuth oft, „weil es in der Firma so nett zugeht“. Einige seiner früheren Studienfreunde, TUD-Studenten und -Kollegen, die die Technologie mitentwickelt haben und bei großen Unternehmen weltweit Karriere gemacht haben, konnte er schon überzeugen, nach Dresden zurückzukehren und hier sichere Betriebssysteme weiterzuentwickeln und zu vermarkten.

Und als das Absolventenreferat im letzten Jahr einen Aufruf startete, ob Absolventen helfen könnten, Studierende zu gewinnen oder zu unterstützen, antwortete er prompt und positiv.