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Campus und Forschung

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SARS-CoV-2-Abwassermonitoring
Dagmar Möbius

Ein interdisziplinäres Forscherteam aus Abwasserexperten, Mikrobiologen, Virologen und Datenspezialisten kooperiert seit Mai 2020 mit rund 20 Klärwerken bundesweit. Ziel des Projektes ist es, die Virenkonzentration von SARS-CoV-2 im Abwasser zu untersuchen und damit die tatsächliche Infektionsrate der Bevölkerung festzustellen. Im Abwasser finden sich nur noch nichtinfektiöse Bestandteile der Virus-RNA.

Beteiligt sind das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und die TU Dresden sowie weitere Partner.

© Jürgen Lösel; Aus dem Abwasser wollen die Forscher Erkenntnisse gewinnen, die perspektivisch ein Corona-Frühwarnsystem ermöglichen sollen.
© Jürgen Lösel; Aus dem Abwasser wollen die Forscher Erkenntnisse gewinnen, die perspektivisch ein Corona-Frühwarnsystem ermöglichen sollen.

Perspektivisch soll ein Corona-Frühwarnsystem entwickelt werden. Das ist wichtig, weil nur Infizierte statistisch gezählt werden. Wie viele symptomlose oder symptomuntypische Personen es gibt, ist unklar. Infektionsausbrüche könnten möglicherweise verhindert werden, wenn sich Corona-Hinweise im Abwasser finden, bevor Infizierte erfahren, dass sie erkrankt sind. Abwassermonitorings wurden in der Vergangenheit beispielsweise im Rahmen von Drogenscreenings durchgeführt oder im Zusammenhang mit Impfungen gegen Kinderlähmung.

Um einen deutschlandweiten Überblick zu erhalten, müssten laut UFZ 900 Kläranlagen Proben nehmen und analysieren – eine große logistische Herausforderung. Die laufende Testphase mit Entnahme, Aufbereitung und Probenanalyse umfasst auch Modellhochrechnungen.

Professor Peter Krebs, seit 1998 Direktor des Instituts und Inhaber der Professur für Siedlungswasserwirtschaft an der TU Dresden und seit 2006 Sprecher der Fachrichtung Wasserwesen der TU Dresden arbeitet in einer Wissenschaftlergruppe von UFZ und TU Dresden mit daran, „empfindliches, auf Abwasserproben angepasstes und für eine Hochdurchsatzanalytik geeignetes Analyseprotokoll zu entwickeln“. Prozessinnovationen in der Abwasserbehandlung und Antibiotikaresistenzen in Kläranlagen gehören zu seinen Forschungsschwerpunkten.

Gegenwärtig scheint es zu früh für erste Erkenntnisse. Zwei Anfragen an UFZ und TUD blieben leider unbeantwortet. Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow hält das SARS-CoV-2-Abwassermonitoring für vielversprechend – wenn es funktioniert und landesweit umsetzbar ist.