diesen Artikel: drucken

Weihnachtszeit ist Märchenzeit

Susann Mayer

Leuchtende Kinderaugen spiegeln sich im Kerzenschein, wenn sie sehnsuchtsvoll den Weihnachtsabend mit seinen Überraschungen erwarten. Eine geheimnisvolle Sehnsucht liegt über dieser Zeit, und das macht den Advent bis zum Neujahr auch zur Märchenzeit. In Mythen und Geschichten verschmelzen Realität, Wünsche und Träume zu einer Einheit, die auch das Besondere der Zeit „zwischen den Jahren" ausmacht.

© H. Goehler; Hinter der Kuppel der Yenidze verbirgt sich die Märchenbühne.
© H. Goehler; Hinter der Kuppel der Yenidze verbirgt sich die Märchenbühne.
Wenn die Abendsonne mitunter den Schnee in der Weihnachtszeit glitzern lässt, dann ist es auch Zeit für Kirsten Balbig, das große Märchenbuch aufzuschlagen und all jene zum Leben zu erwecken, die der Welt ein wenig von ihrem ewig-kindlichen Zauber abgeben ...

Ihre großen Augen ziehen die Zuhörer in den Bann, wenn Kirsten Balbig auf der Märchenbühne in der Yenidze erzählt, zu dessen Ensemble sie seit 2004 gehört. Die Sprach- und Musikwissenschaftlerin begleitet ihre Geschichten auf dem Akkordeon oder Klavier und möchte ihre Zuhörer „in ferne Märchenwelten entführen, wo Zauberer und Feen regieren und wo Wunder zum Alltag gehören".

Was ist für Kirsten Balbig aber der Grund, sich – auch – als Märchenerzählerin zu verdingen?
„Singen, Tanzen, Erzählen – das lag mir schon als Kind im Blut. Damals wollte ich wissen, welchen Beruf ich erlernen müsse, um die große weite Welt bereisen zu können", weiß sie noch genau. „Das Fernweh trieb mich in den 90er-Jahren fort, ich bereiste viele Länder Europas, später auch Asiens." Meist war sie allein unterwegs, denn „nur so war es mir möglich, in die andere Kultur einzutauchen und am Alltag teilzunehmen." Unterwegs trat sie als Straßenmusikerin auf.

© privat; Kirsten Balbig erzählt.
© privat; Kirsten Balbig erzählt.
Ob der Fundus an Liedschatz daher kommt, wenn sie heute ihre spanischen,  französischen und deutschen Chansons sowie Weltmusik darbietet?

„Ich war schon immer wissensdurstig, und wollte das Reisen mit Musik, Literatur und Sprache verbinden." So war es beinahe folgerichtig, dass die blonde Dresdnerin 1996 das Studium der Sprach-, Literatur- und Musikwissenschaften an der TU Dresden aufnahm. Dazu gehörte auch ein Auslandsjahr in Nashville/USA. Von diesem profitiert sie noch heute, wenn sie den USA-Tag in der Volkshochschule Dresden anbietet, bei dem sie unter dem Motto „Traum oder Alptraum – eine kulturgeschichtliche Betrachtung" verbreitete Klischees über dieses Land hinterfragt und versucht, zu widerlegen.

Sich selbst bezeichnet sie aber vor allem als Schauspielerin und Musikerin. So führte sie der Weg nach dem Abschluss als Magistra Artium zunächst zum Centro Andaluz de Flamenco in Jerez de la Frontera/Spanien, um sich der Geschichte des Flamenco und der spanischen Sprache zu widmen. Um ihrer künstlerischen Leidenschaft gerecht zu werden, nimmt sie Privatunterricht und stetige Weiterbildung in Schauspiel, Gesang und Tanz. Seit mehreren Jahren inszeniert Kirsten Balbig, allein oder mit anderen Künstlern gemeinsam, genreübergreifende Bühnenprogramme, in denen Schauspiel, Sprache, Musik, Gesang und Tanz ineinanderfließen.

© H. Goehler; Aschenbrödels Schuh -
gerade in der Weihnachtszeit Symbol des
Sehnsuchtsvollen.
© H. Goehler; Aschenbrödels Schuh - gerade in der Weihnachtszeit Symbol des Sehnsuchtsvollen.
Nicht nur in Kindergärten und Schulen ist sie gern gesehen, um Märchen aus den verschiedensten Himmelsrichtungen darzubieten. Als Erzählerin beginnt sie damit, als Sängerin untermalt sie die Mystik der Märchen, und als Tänzerin ergänzt sie ihre Darbietungen zu etwas Einzigartigem, was nur sie in Dresden anbietet. Daher wird sie auch gern mit für private Feiern angefragt – für Hochzeiten oder bei Geburtstagen.

Und – wie stehts heute ums Reisen?
„Es ist eher eine Reise nach innen, die ich derzeit unternehme", lächelt sie. „Mein Fernweh ist gestillt – nun genieße ich eher eine lebendige Spiritualität."