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Dreidimensional im Hörsaal

Kim Astrid Magister

„Frage nach Trier: Können Sie die Eiger Nordwand auch dreidimensional sehen?“

„Ja“, lautet die Antwort, die Professor Manfred Buchroithner und sein Team zu Anfang dieses Jahres erlöste. Erst jetzt ist klar: Es ist wirklich erstmals gelungen, digitale, interaktiv bewegte, echt-dreidimensionale Daten in Echtzeit von einem Ort zum anderen zu übertragen. Mit Polarisationsbrillen auf der Nase konnten die Studenten in Dresden und in Trier gleichzeitig dieselben Daten stereoskopisch betrachten und diskutieren.

Im Rahmen einer Video-Konferenz-Vorlesung wurden mittels der sogenannten Echt-3D-Polarisations-Visualisierungstechnik 3D-Daten projiziert – die Eiger-Nordwand schwebte im Dresdner Hörsaal über den Studenten – und live nach Trier übertragen. Damit konnten die Studenten beider Länder über die Vor- und Nachteile verschiedener Aufnahme-, Visualisierungs- und Datenübertragungstechniken diskutieren.

Prof. Buchroithner vom Institut für Kartographie der TU Dresden, der als internationaler Experte der Entwicklung kartographischer 3D-Visualisierungstechniken gilt, betonte, wie wichtig es ihm ist, „die Studierenden mit der heute revolutionär anmutenden Technik vertraut zu machen, die in fünf bis zehn Jahren weltweit Standard sein könnte.“ Seinen Recherchen nach wurde eine derartige Echtzeit-3D-Datenübertragung weltweit zumindest noch nie in der Lehre eingesetzt. An der Entwicklung dieser Innovation waren neben dem Institut für Kartographie die Professur für Konstruktionstechnik/CAD, das Audiovisuelle Medienzentrum, das Rechenzentrum und das Zentrum für Videokonferenzen beteiligt.

„Die Grundidee wurde in Dresden und Trier gemeinsam geboren“, so Prof. Buchroithner. Während in Dresden die 3D-Technologie anspruchsvoller und eine echte 3D-Darstellung möglich ist, wurden in Trier mehr die theoretischen Überlegungen angestellt, welcher konkrete Nutzen eine solch virtuelle Landschaft bietet. Die dreidimensionalen Karten und auch ihre Übertragung in Echtzeit von einem Ort zum anderen könnten neben der Ausbildung beispielsweise in Tourismuszentren, aber auch bei der Planung von Einsätzen der Bergrettung zum Einsatz kommen.

© AVMZ der TUD
© AVMZ der TUD
„Kontakt“ fragte nach dem aktuellen Stand der Dinge:

Prof. Buchroithner, was gibt es Neues vom Projekt?

Zunächst wollen wir im kommenden Sommersemester eine derartige Lehrveranstaltung mit der Universität Trier wiederholen und von den im vergangenen Jahr gewonnenen Erfahrungen profitieren. Wir haben auch einige neue geographisch-kartographische 3D-Datensätze, die wir zum Einsatz bringen können.

Sie haben jahrelange Erfahrungen mit 3D-Visualisierungen. So sprachen Sie davon, dass diese echt-dreidimensionalen Darstellungen beispielsweise für die Mineralstofferkundung sinnvoll seien; inwiefern?

Nun, die untertägige Ausdehnung von Mineralvorkommen kann sowohl mittels digitaler Techniken als auch anhand von Hartkopien dargestellt werden. Diese sogenannten Lenticular Foil Displays (LFDs) bilden einen weiteren Entwicklungsschwerpunkt unseres Instituts. Auf derartigen Abbildungen kann man Abbauvorhersagen sehr anschaulich autostereokopisch, das heißt echt-dreidimensional ohne Brillen, visualisieren.

Was sind Ihre nächsten Pläne?

Neben der Lehrveranstaltung mit dem Geographischen Institut der Uni Trier würden wir gerne eine solche Echtzeit-Videoübertragung mit anderen Universitätsstandorten in Deutschland, aber auch im Ausland durchführen. Erste diesbezügliche Gespräche sind mit der Universität Karlsruhe und mit Graz im Anlaufen. Auch gibt es Kontakte zu Planungsunternehmen, um interaktiv in Echtzeit Änderungen in 3D-Datensätzen über Distanz zu visualisieren. Hier arbeiten wir ebenfalls neben der Digitalschiene mit Flip-LFDs, in welchen sowohl der gegenwärtige Zustand als auch das geplante Szenario echt-dreidimensional dargestellt werden und mittels Display-Kippung veranschaulicht werden können. Vergleiche zeigen, dass wir in Dresden hier international die Nase vorne haben.