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Förderanträge richtig schreiben

Astrid Renger

„Als ich an die TU Berlin kam, bestand eine meiner Hauptaufgaben darin, Projekte zu akquirieren. Obwohl ich schon einige Erfahrungen hatte, hätte ich doch dringend einen Ansprechpartner gebraucht“, erzählt Iris Löhrmann, Mitarbeiterin des Online-Lehre-Teams der TU Berlin von ihren eigenen Anfängen in der Projektakquise. „Ich hatte besonders bei der Kalkulation der Projekte und im Verwaltungsrecht Schwierigkeiten“, so die Diplom-Politologin weiter. Aus diesen Erfahrungen heraus entstand vor zehn Jahren das Weiterbildungsprojekt "Nutzung von Förderprogrammen – Förderanträge professionell schreiben“, das sie zusammen mit der Juristin Cornelia Borek nun erstmals an der TU Dresden anbietet. „Diese Weiterbildung ist bisher ein großer Erfolg, denn der Druck auf die jungen Wissenschaftler ist sehr hoch. Sowohl die Universität als auch die Mitarbeiter sind zunehmend auf Drittmittel angewiesen“, erklärt die Referentin.

Die zweitägige Weiterbildung richtet sich deshalb auch an Menschen, die bereits eine Projektidee haben. Diese haben im Seminar die Chance, bereits konkret an ihrem Projektantrag zu arbeiten. In kleinen Gruppen arbeiten die Teilnehmer die Idee dann Schritt für Schritt bis zum Förderantrag durch. Auf diese Art und Weise können auch Teilnehmer ohne Projektideen gleich ihre praktischen Erfahrungen machen. Anhand dieser Beispiele können die Teilnehmer aus ihrer Idee eine Kurzskizze entwickeln und erhalten Unterstützung darin, die richtigen Fördertöpfe finden. Mit Hilfe von verschiedenen Brain-Storming-Techniken erproben die Gruppen, unter welchen Bedingungen Ideen überhaupt entstehen. Iris Löhrmann: „Die besten Einfälle hat man selten am Arbeitsplatz, eher bei einem Spaziergang, jedenfalls meistens in einem sehr entspannten Klima.“ Weiterhin behandelt der Kurs Fragen wie „Welche Projektpartner passen zu mir und meinem Projekt?“ oder „Welcher Fördertopf ist für meine Idee der richtige?“.

Besonderen Wert legen die beiden Berliner Dozentinnen auf Förderpolitik und Förderphilosophie. „Diese Aspekte werden häufig außer Acht gelassen, weil die Leute in ihre Idee verliebt sind. Die Projekte müssen aber häufig an die Förderbedingungen angepasst werden. Die Schlüsselwörter jeweils aktueller Förderpolitik findet man in den Statements von Politikern oder in den Leitfäden und Vorworten der Förderprogramme“, ergänzt die Referentin, „ich empfehle meinen Kursteilnehmern auch, unbedingt die Zeitung zu lesen.“

Ob eine Projektidee einmalig ist, kann man schließlich in Projektkatalogen und bei den nationalen Agenturen, die Beratungsstellen in allen Bundesländern haben, erfahren. „Mit den Teilnehmern erarbeiten wir auch eine kurze Projektskizze, die man – ohne zuviel zu verraten – in diesen Agenturen zur Prüfung einreichen kann. Zu beachten ist auch, dass in den Sozial- und Strukturfonds viel mehr Mittel zur Verfügung stehen als beispielsweise in den Forschungsförderprogrammen“, verrät Iris Löhrmann. Eine Chance, die vor allem die sächsischen Hochschulen nutzen sollten.

Wesentlich für den Erfolg eines Förderantrages ist, dass die Interessen der Projektpartner, so es sie gibt, gleichgewichtig mit einbezogen werden. Das ist vor allem bei der Finanzplanung zu beachten. Im Abschnitt „Interkulturelle Kommunikation“ möchte Iris Löhrmann vor allem für den Umgang mit Partnern aus anderen Kulturen sensibilisieren, wobei bereits Partner aus Italien oder Frankreich eine andere Herangehensweise erfordern. „In diesen Ländern kommt eben nicht erst die Arbeit und dann das Vergnügen, sondern erst nach einem gemeinsamen Essen kann das Projekt überhaupt besprochen werden“, erzählt die Dozentin von ihren Erfahrungen.

Im Abschnitt „Detailplanung“ geht es neben der Projektorganisation auch um juristische Fragen rund um Verträge und Verwertungsregelungen. „In einem Letter of Intent mit Stempel und Unterschrift lassen sich – bereits bevor das Projekt bewilligt ist - Festlegungen treffen, an die sich die Beteiligten erfahrungsgemäß eher gebunden fühlen als an eine rein mündliche Zusage“, so die Referentin.

Mit dem Aufstellen des Finanzierungsplanes haben nach ihren Erfahrungen die Wissenschaftler die meisten Schwierigkeiten. Dieses Thema war für bisherige Teilnehmer oft schockierend. Häufig waren die erträumten Projekte viel zu groß und nicht „gegen“-finanzierbar. Aber diese Erkenntnisse seien gewollt und Teil des Lernprozesses. Iris Löhrmann: „Die Teilnehmer kommen aus völlig unterschiedlichen Fachgebieten und geben sich gegenseitig viele Anregungen, auch wenn für manchen plötzlich völlig neue Themen und Probleme auftauchen. Am schönsten war für uns das Statement einer Teilnehmerin, die sagte: ‚Mit diesem Kurs habe ich mindesten fünf Tage Arbeit gespart.‘.“