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Massenhaft digital

Claudia Trache

Ein Digitalisierungszentrum, betrieben von der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), ist inzwischen in Deutschland führend.

Foto: SLUB/Ahlers; 60.000 Titel und 1 Mio. grafische Medien wie Fotos, Karten und Zeichnungen sind bis heute digitalisiert.
Foto: SLUB/Ahlers; 60.000 Titel und 1 Mio. grafische Medien wie Fotos, Karten und Zeichnungen sind bis heute digitalisiert.
„Bereits Ende der 90er Jahre haben wir mit einzelnen Digitalisierungsprojekten begonnen“, so Simone Georgi, Fachreferentin und Leiterin Geschäftsstelle Digitale Bibliothek. „Die Massendigitalisierung betreiben wir seit dem Jahr 2007.“ Im Einzelnen bedeutet das – je nach Buchdicke – eine Digitalisierung von 800 bis 1500 Titeln pro Monat. 2012 wurden 2,7 Millionen Seiten digitalisiert. „Nahezu alle Arten von Büchern oder Karten können wir hier dank unserer Geräteausstattung digitalisieren – selbst solche historischen, die aufgrund ihres Zustandes einer sehr behutsamen Behandlung bedürfen.“ 

Für die Massendigitalisierung stehen zwei Scan-Roboter zur Verfügung, die bis zu 500 Seiten pro Stunde bearbeiten können. Daneben gibt es eine Reihe von Spezialgeräten, wie den Grazer Buchtisch. Hier werden vor allem Handschriften berührungslos digitalisiert, sowie Bücher, die durch ihre Beschaffenheit vom Scan-Roboter nicht vollständig erfasst werden können. Die Verwendung des Kartenscanners bietet sich vor allem bei Objekten größeren Ausmaßes (bis A0+) an.

„Je nach Inhalt und Beschaffenheit des Buches kann es durchaus passieren, dass ein Teil des Buches zum Beispiel mit dem Scan-Roboter digitalisiert wird, ein anderer Teil jedoch durch den Grazer Buchtisch erfasst wird. Wenn das Buch noch Faltkarten enthält, durchläuft das Exemplar auch den Kartenscanner“, erläutert Simone Georgi.

Bis heute sind über 60.000 Titel sowie über eine Million grafische Medien, wie Fotos, Karten und Zeichnungen, digitalisiert und stehen damit dem Nutzer online zur Verfügung. Darunter befinden sich kulturhistorisch wertvolle Objekte, wie die Maya-Handschrift, aber auch eine bedeutende Musiksammlung, unter anderem mit Handschriften von Johann Sebastian Bach. Das Dresdner Digitalisierungszentrum (DDZ) ist an verschiedenen deutschlandweiten Projekten beteiligt und hat zum Ziel, möglichst viele Werke einem breiten Nutzerkreis zur Verfügung zu stellen. In Dresden werden urheberrechtsfreie Werke des 17. bis 19. Jahrhunderts digitalisiert. In Einzelfällen, nach entsprechender Genehmigung, wurden bereits jüngere Werke bearbeitet, wie die Kataloge der Kunstausstellung Ostrale und illustrierte Magazine der Weimarer Republik.

Foto: SLUB/Ahlers; Digitalisierung von historischen Zeitschriften gehört zu einem aktuellen Projekt im DDZ.
Foto: SLUB/Ahlers; Digitalisierung von historischen Zeitschriften gehört zu einem aktuellen Projekt im DDZ.
Seit Kurzem ist das DDZ gemeinsam mit Bibliotheken aus Halle, München, Berlin und Bremen an einem Pilotprojekt zur Zeitungsdigitalisierung beteiligt. Ziel ist es, gemeinsame Standards zu erarbeiten, damit die Nutzer in allen Bibliotheken in der gleichen Art und Weise auf die digitalisierten Zeitungen zugreifen können. In Dresden geht es dabei um historische sächsische Zeitungen von 1817 bis 1945, darunter „Der Freiheitskampf“, die „Sächsische Arbeiterzeitung“ und die „Leipziger Jüdische Zeitung“. „Wir hoffen, erste Ausgaben Anfang 2014 online stellen zu können“, so Simone Georgi.

Die Digitalisierung dieser historischen Bücher und Dokumente bedeutet für die Quellenforschung eine große Erleichterung. Weltweit können Studenten und Forscher immer öfter auf Titel zurückgreifen, ohne extra die Bibliothek persönlich aufsuchen zu müssen, die den gewünschten Titel im Bestand hat. Für privat Interessierte sind vor allem die online abrufbaren historischen sächsischen Adressbücher von großem Wert, zum Beispiel für ihre Familienforschung.