diesen Artikel: drucken

25 Jahre Dresdner Hochschulmedizin: Eine Erfolgsgeschichte

Susann Mayer

Mitte Dezember werden die Medizinische Fakultät der TU Dresden (MedFak) und das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus das 25-jährige Jubiläum der Hochschulmedizin Dresden begehen. In dieser Zeit ist es gelungen, dass Dresden einen Spitzenplatz in der deutschen Hochschulmedizin einnimmt, auch bedingt durch die Verbindung von Spitzenforschung und herausragender Krankenversorgung.

Aus diesem Anlass befragte die Redakteurin des „Kontakt-online“ den Dekan der MedFak, Prof. Heinz Reichmann, und den Medizinischen Vorstand des Universitätsklinikums, Prof. Michael Albrecht.

© S. Wiegand; Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
© S. Wiegand; Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus

Prof. Reichmann, Prof. Albrecht, wenn Sie zurückblicken – gibt es ein Erfolgsrezept des Medizinstandorts Dresden?
Prof. Heinz Reichmann: Erfolgreiche und richtungsweisende Krankenversorgung baut auf Kompetenz in der Forschung, um innovative Ansätze zeitnah und ohne Übertragungsverluste ans Krankenbett zu übertragen. Umgekehrt bedarf es einer großen ärztlichen Erfahrung, um Ideen und Konzepte für die Medizin der Zukunft zu entwickeln. Die erfolgreiche Entwicklung der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums bedingen sich eben gegenseitig. Es ist gelungen, in der Krankenversorgung wie in der Forschung und Lehre dauerhaft Spitzenplätze zu erobern. Die Basis für diese Erfolge bildet eine Mitte der 90er-Jahre entworfene Strategie, uns auf relevante Zukunftsfelder der Medizin zu konzentrieren. Ein Baustein dieses Erfolges ist natürlich die Historie: Die Geschichte Dresdens ist eng verbunden mit der Entwicklung der Krankenversorgung. Bereits 1569 wurde die erste Krankenanstalt fertiggestellt. In den 24 Krankenstuben hatten gut 100 Patienten Platz. Am 2. Dezember 1901 fand die feierliche Eröffnung des Krankenhauses Dresden-Johannstadt statt. Die Bettenkapazität damals lag bei knapp 600. Was sich anschloss, waren erfolgreiche Jahre als Medizinische Akademie. Die Hochschulmedizin, so wie wir sie kennen, existiert bereits ein Vierteljahrhundert. Konkret heißt das auch 25 Jahre Innovationen, Engagement und Empathie unter einem Dach.

© T. Albrecht; Prof. Michael Albrecht, Med. Vorstand des Universitätsklinikums
© T. Albrecht; Prof. Michael Albrecht, Med. Vorstand des Universitätsklinikums
Prof. Michael Albrecht: Ein großer Pluspunkt sind mit Sicherheit die angesprochenen gemeinsamen Zielvorstellungen und das harmonische Verhältnis zwischen der Medizinischen Fakultät und Klinikum. Das gibt es nur an wenigen Standorten. Der Dresdner Hochschulmedizin ist es in den vergangenen Jahren gelungen, sich über die Bundesrepublik hinaus als führende Institution der Krankenversorgung, Forschung und Lehre zu etablieren. Dank umfassender Förderprogramme ist der weitere Ausbau exzellenter Strukturen wie zum Beispiel der Partnerstandort des Nationalen Zentrums für Tumorerkrankungen (NCT) gesichert. Dies sorgt unter anderem für eine deutlich intensivierte, patientennahe Forschung auf dem Gebiet der onkologischen Chirurgie. Und das zeigen auch die Zahlen: 57.344 Patienten wurden 2017 vollstationär und 10.406 teilstationär im Universitätsklinikum versorgt, hinzu kommen 270.968 ambulante Patienten.
 
 

Kann man mit der Dresdner Krebsforschung von einem „Markenzeichen“ / „Alleinstellungsmerkmal“ der Dresdner Hochschulmedizin sprechen?
MA: Ja, sie ist eines von einigen Alleinstellungsmerkmalen. Bedeutenden Anteil hat das Universitäts Krebs-Centrum Dresden (UCC). Vor wenigen Wochen erst wurde bekannt, dass das UCC weiterhin „Onkologisches Spitzenzentrum“ bleibt und damit die einzige Einrichtung mit diesem Titel in den neuen Bundesländern ist. Nach mittlerweile zwölf Jahren erfolgreicher Arbeit attestierte ihm eine international besetzte Expertenkommission erneut eine Patientenversorgung und Forschung auf höchstem Niveau. Dies hat positive Folgen für Dresden: Denn das im Auftrag der Krebshilfe agierende Gutachtergremium entschied sich damit, das Dresdner Krebszentrum auch in der jetzt beginnenden Förderperiode mit insgesamt drei Millionen Euro finanziell zu unterstützen.

HR: Damit setzt sich eine weitere Erfolgsgeschichte am Standort fort. Seit dem Start im Jahr 2007 konnte das Zentrum immer wieder überzeugen. Die nun folgende vierte Förderperiode wird davon geprägt sein, die Strukturen von Krankenversorgung und Forschung noch enger zu verknüpfen. Das UCC ist seit drei Jahren Teil des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden, das von Bund und Land gefördert wird. Gemeinsamer Anspruch von NCT und UCC ist es, wie bereits angedeutet, Forschung und Krankenversorgung so eng wie möglich zu verknüpfen. Dadurch erhalten Krebspatienten in Dresden eine Behandlung auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. Gleichzeitig werden Fragen aus dem Klinikalltag direkt ins Labor zurückgespiegelt.

Es ist oft von Vernetzung die Rede, wenn über die Dresdner Hochschulmedizin gesprochen wird. Möchten Sie den Lesern dazu ein paar Beispiele nennen?
HR: Die Krebsmedizin ist nur ein Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Forschung und Krankenversorgung. Mittelfristiges Ziel bleibt, zu den zehn medizinischen Spitzenfakultäten in Deutschland zu zählen. Ein wichtiger Grund für die anhaltende positive Entwicklung der Drittmittel-Einnahmen liegt im besonderen Umfeld der Medizinischen Fakultät begründet. Die engen Kooperationen beispielsweise mit dem Zentrum für Regenerative Therapien, dem Biotechnologischen Zentrum oder mit dem Max-Planck-Institut bilden den Nährboden für diese außerordentliche Entwicklung und waren ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der TU Dresden in der Exzellenz-Initiative des Bundes.

MA: Mit den weiterhin wachsenden Mitarbeiterzahlen sind die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum gleichzeitig wichtige regionale Arbeitgeber für Akademiker und technische sowie pflegerische Mitarbeiter. Eine enge Zusammenarbeit mit außer-universitären Institutionen sorgt dabei für den Erfolg. Seinerzeit war das Max-Planck-Institut das erste; nun ist die Parkinson-Ambulanz hingezukommen, die am 1. November 2018 eröffnet wurde. Der erneute Spitzenplatz des Universitätsklinikums Dresden nach Berlin im deutschen Krankenhaus-Ranking in Bezug auf wissenschaftliche Aktivitäten, Reputationen und Patientenzufriedenheit des Nachrichtenmagazins FOCUS zeigt: Spitzenforschung und Krankenversorgung haben die Dresdner Hochschulmedizin zur Exzellenz geführt. Allein durch die für Dresden eingeworbenen drei Partnerstandorte Deutscher Zentren der Gesundheitsforschung fließen 25 Millionen Euro an Forschungsgeldern an den Standort Dresden.

Stichwort medizinischer Nachwuchs …

© privat; Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät
© privat; Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät
HR: Damit die Erfolgsgeschichte weiter so geschrieben werden kann, wird der Nachwuchs konsequent gefördert. Forschung und Lehre sind an der Medizinischen Fakultät daher eng verzahnt. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aktueller Forschungsarbeiten von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Fakultät werden in Vorlesungen und Seminaren für Doktoranden angeboten. Außerdem wurde ein Promotions-Kolleg für besonders begabte und forschungsinteressierte Studierende etabliert. Die zahnmedizinische Ausbildung beispielsweise konnte sich somit im nationalen Ranking sowie im Studentenaustauschprogramm mit sechs europäischen Ländern und Kanada in der Spitzengruppe behaupten. Wir können in der Lehre auf beeindruckende Zahlen verweisen. Seit der Gründung der Hochschulmedizin in Dresden 1993 wurden ca. 5.500 Ärzte und ca. 1.500 Zahnärzte an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus für den Arztberuf bzw. Zahnarztberuf ausgebildet.


Gibt es internationale Kooperationen, die Sie erwähnen möchten?
HR: Beispielhaft genannt sei die enge internationale Zusammenarbeit von Dresden und London im Rahmen von Trans Campus. Sie bezeichnet eine seit 2015 andauernde Erfolgsgeschichte, denn die Kooperation steht für einen intensiven Austausch beider Standorte auf wissenschaftlicher und studentischer Ebene.

MA: Die Hochschulmedizin wird weiterhin von ihrer Top-Expertise leben, allerdings zunehmend mit internationalen Häusern konkurrieren. So etwa wird die Telemedizin eine immer größere Rolle spielen. Hier werden wir uns zunehmend auch international vernetzen.

Was genau verbirgt sich hinter „Carus Campus“?
MA: Carus Campus steht für das Miteinander der Medizinischen Fakultät und des Universitätsklinikums. Wir ziehen bewusst keine Grenzen zwischen Lehre, Forschung und Krankenversorgung, sondern zeichnen ein Bild der Dresdner Hochschulmedizin. Gelungenes Beispiel ist die Zusammenarbeit in unserem Alumni- und Fördernetzwerk. Hier wollen wir Studierende und verschiedene Hochschulgruppen außerhalb der Lehre zusammenführen und aktiv fördern.


Danke für das Gespräch, Prof. Reichmann, Prof. Albrecht! Und ich wünsche Ihnen schon jetzt einen feierlichen Festakt und eine rauschende Gala!