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Von der Idee zum eigenen Start-up

Susann Mayer

Start-ups sind in aller Munde – auch in der Wissenschaft. Die deutschen Hochschulen fördern immer stärker den Wissenstransfer über Ausgründungen und auch auf der persönlichen Ebene wächst die Begeisterung dafür, ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Die einen wollen Erfahrungen aus ihrem Berufsleben nutzen, um etwas Neues zu entwickeln, andere wollen ihre Forschungsergebnisse vor der berühmten Schublade bewahren.

© Juliana Socher; Gründerinnen und Berater arbeiten am Geschäftsmodell.
© Juliana Socher; Gründerinnen und Berater arbeiten am Geschäftsmodell.

Der Start-up-Service dresden|exists ist dabei ein guter Ansprechpartner. Die Berater/innen übernehmen die Rolle als Sparringspartner. Sie bewerten Geschäftsideen auf ihr Marktpotenzial, entwickeln gemeinsam mit den Teams ein Geschäftsmodell und helfen bei allen gründungsrelevanten Fragen. Dafür bringt dresden|exists 20 Jahre Erfahrung und ein interdisziplinäres Team mit betriebswirtschaftlichem, naturwissenschaftlichem und IT-Fachwissen mit. Pro Jahr betreuen sie bis zu 90 Projekte, aus denen etwa 25 Unternehmen entstehen. Je nach Art des Projektes unterstützen sie mit individueller Beratung, spezialisierten Inkubator-Programmen oder Seminaren.

Kontakt-online sprach mit Dr. Frank Pankotsch, Geschäftsführer von dresden|exists.

© Juliana Socher; Dr. Frank Pankotsch, Geschäftsführer von dresden|exists
© Juliana Socher; Dr. Frank Pankotsch, Geschäftsführer von dresden|exists
Wie ist das Team von dresden|exists an der TU Dresden eingebunden?
dresden|exists ist seit mehr als 20 Jahren aktiv und zwar nicht nur an der TU Dresden, sondern gemeinsam für alle Dresdner Hochschulen und Forschungseinrichtungen. In dieser Zeit hat sich der Start-up-Service an der TU Dresden als fester Partner der zentralen Verwaltung und der Lehrstühle etabliert. Wir arbeiten eng mit dem Transfer-Office zusammen, da hier eine wichtige Schnittstelle bei der Anwendung neuer Forschungsergebnisse liegt, insbesondere bei der Nutzung von Patenten. Wir kooperieren auch mit dem Career Service und der Graduiertenakademie, um gemeinsam Studierenden und dem wissenschaftlichen Nachwuchs Wege in die berufliche Selbstständigkeit aufzuzeigen. Studierende und Gründungsteams profitieren besonders von unserer Anbindung an die Professur für Entrepreneurship und Innovation. In Lehrveranstaltungen wie dem Businessplan-Seminar können Studierende an realen Problemstellungen unserer Start-ups arbeiten, unsere Start-ups können wiederum aus dem Wirtschaftswissen und frischen Ideen der Studierenden Nutzen ziehen. Auch wurde bereits das eine oder andere Teammitglied auf diesem Weg gefunden.

Können Sie kurz den Werdegang skizzieren, wenn sich Gründungswillige an Sie wenden?
Den einen Weg zur Gründung mit dresden|exists gibt es nicht. Nach dem ersten Beratungstermin, in dem es um das Kennenlernen des Projektes oder der Person geht, sind die jeweiligen Schritte bis zum Unternehmen sehr individuell. So kommen Wissenschaftler/innen mit einer neuen Technologie zu uns, die nur eine grobe Vorstellung haben, wo diese zum Einsatz kommen könnte. Hier helfen wir zunächst dabei, mögliche Anwendungsfelder und potenzielle Kunden zu identifizieren. In einem anderen Fall hat ein Absolvent in seinem beruflichen Umfeld einen Lösungsansatz für ein konkretes Problem entdeckt. Er benötigt ein Umfeld und eine Finanzierung, um die Machbarkeit aufzuzeigen oder einen Prototypen zu entwickeln. Hier helfen wir, Kontakte in der TU Dresden herzustellen und die passende Förderung zu beantragen. Manchmal kommen auch Gründer mit einem fast fertigen Produkt zu uns, wissen aber nicht, wie sie am besten damit Geld verdienen. Hier gilt es dann, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, d. h. zu definieren, wie das Unternehmen für den Kunden einen Nutzen schafft und wie es Erlöse generiert. Neben der gemeinsamen Arbeit am Geschäftskonzept unterstützen wir unsere Teams auch dabei, geeignete Teammitglieder zu finden und sich das nötige Gründungswissen anzueignen. Wir bringen sie aber auch mit anderen Start-ups zusammen und stellen Kontakte her zu erfahrenen Unternehmern, Gründungsexperten und Investoren.

© Juliana Socher; Beim Gründerfoyer 2019, Treffpunkt für Start-ups und Interessierte
© Juliana Socher; Beim Gründerfoyer 2019, Treffpunkt für Start-ups und Interessierte

Das klingt nach vielen Fragestellungen und einem langen Prozess. Wie lange betreuen sie Gründer in der Regel?
Abhängig davon, mit welchem Entwicklungsstand der Idee ein Gründungsteam zu uns kommt, können bis zur Gründung wenige Wochen oder mehrere Jahre vergehen. Wenn das Geschäftskonzept steht und der Finanzbedarf nicht zu hoch ist, gibt es quasi den Fast Track zur Gründung. Dann machen wir die jeweiligen Personen in unseren „Start-up Basics“-Workshops fit für die Gründung und unser Team hilft bei einzelnen Fragen. Mit Gründungsteams, die noch einen hohen Entwicklungsbedarf beim Produkt haben, arbeiten wir oft über einen längeren Zeitraum intensiv zusammen. Aber auch nach der erfolgreichen Gründung muss noch nicht Schluss sein. Viele unserer Alumni sind auch später in unseren Meet-ups oder als Mentoren präsent. Von ihren Erfahrungen kann dann die nächste Generation Gründerinnen und Gründer profitieren.

Wer gründet am häufigsten? Studierende, Wissenschaftler/innen oder Alumni?
So einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten, da wir viele gemischte Teams betreuen. Grob kann man sagen, dass etwa die Hälfte der Ideen, die bei uns vorgestellt werden, von Studierenden kommen, je ein Viertel von Alumni und von Forschenden. Bei den gegründeten Unternehmen verschiebt sich der Anteil dann auf eher 30 Prozent Studierende, 40 Prozent Wissenschaftler/innen und 30 Prozent Alumni. Die Verschiebung ergibt sich daraus, dass Studierende viel eher ihre Ideen ausprobieren – auch wenn diese am Ende nicht tragfähig sind. Wissenschaftler und Absolventen treffen hingegen sehr gezielt die Entscheidung für den Gründungsweg.

Gibt es Bereiche, die besonders stark sind im erfolgreichen Gründen? Welche Bereiche würden Sie bestärken, einen Gründungsversuch zu wagen?
Rein nach Zahlen haben wir drei Bereiche, aus denen viele Gründungen kommen: Das sind zum einen digitale Geschäftsideen und Software. Dahinter stehen Gründungen aus der Fakultät Informatik, aber auch aus der Elektrotechnik oder dem Maschinenwesen. Stark vertreten sind auch Ideen aus den klassischen Ingenieurwissenschaften, die sich mit neuen Materialien, Messverfahren oder intelligenter Steuerungstechnik beschäftigen. Der dritte Bereich, aus dem wir viele innovative Projekte sehen, ist Medizin/Life Science. Das ergibt sich auch aus dem starken Forschungsumfeld mit dem BIOTEC, B Cube, CRTD und der Medizinischen Fakultät. Wie erfolgreich ein Projekt am Ende jedoch ist, ist nicht allein vom Fachbereich abhängig. Es kommt vielmehr auf die Personen und deren Motivation an. Wir haben aus wirklich allen Branchen, Fachgebieten und Lebensbereichen tolle, erfolgreiche Gründungsideen. Aus der Medizin ebenso wie aus der Landwirtschaft, der Raumfahrt, dem Lebensmittelbereich, der Energietechnik oder auch im Bereich Spiele. Wenn man also etwas für sich verantwortlich aufbauen will, dann sollte man loslegen.

Möchten Sie unseren Lesern – den Alumni der TU Dresden – noch etwas sagen, oder ein Angebot machen?
Loslegen und machen zählt! Sie können sich vorstellen, ein Unternehmen zu gründen oder haben sogar vielleicht schon die passende Idee? Dann sprechen Sie uns an. Wir helfen dabei, die Idee auf die Straße zu bringen. Aber auch alle mit Begeisterung für Start-ups sind bei uns herzlich willkommen. Unsere Gründungsteams suchen regelmäßig nach Personen aus den verschiedensten Fachbereichen, mit und ohne Berufserfahrung, um ins Gründungsteam einzusteigen oder zu den ersten Angestellten zu gehören.

Um Start-ups künftig noch besser fördern zu können, sind wir aber auch immer auf der Suche nach berufserfahrenen Mentorinnen und Mentoren, die unsere Teams mit Know-how oder vielleicht sogar als Business Angel unterstützen.

© Juliana Socher; Bei einem dresden|exists-Workshop
© Juliana Socher; Bei einem dresden|exists-Workshop